Alle reden vom Wetter…

Felsenland-Express im Gewitterregen

…wir nicht! War der Werbeslogan der Bundesbahn im Jahre 1966. Nun, die Bundesbahn gibt es schon lange nicht mehr, sie wurde bekanntermaßen teilprivatisiert, zerschlagen und in unzählige „betriebswirtschaftlich“ geführte Kapitalgesellschaften aufgeteilt. Der Bund ist zwar immer noch formal Eigentümer der „Bahn AG“ – was dies aber unter neoliberalen Prämissen wert ist, kann man seit Jahrzehnten überall beobachten… 🙁

Das Beitragsbild zeigt übrigens den AVG-Esslinger während eines Gewitterregens im dichten Wald zwischen Dahn und Hinterweidenthal.

Auch in der Südwestpfalz wurde grade noch gegen Ende der Privatisierungsvorbereitungen eine Menge an Bahninfrastruktur gezielt vernichtet. Der Güterverkehr auf der Schiene wurde dabei völlig aufgegeben (Mora C). Den hohen Schwerlastverkehr auf der B 10 nimmt man einfach als gegeben hin – anstatt den Ausbau der Schiene als Alternative auch nur in Erwägung zu ziehen. An den durchweg eingleisigen Strecken wurden nahezu überall die Kreuzungsbahnhöfe zu Haltepunkten zurückgebaut, somit ging jegliche betriebliche Flexibilität flöten. Wenn auf den eingleisigen Strecken heutzutage Verspätungen anfallen, werden diese halt 1:1 in den wenigen verbliebenen Kreuzungsbahnhöfen an den Gegenzug weitergegeben. Die Kapazitäten sind beim derzeitigen Stundentakt bereits quasi voll ausgereizt.

Auch bei einer größeren Störung auf der wichtigsten Bahnstrecke durch die Pfalz, der KBS 670 zwischen Saarbrücken, Kaiserslautern und Neustadt (Weinstr.) – zum Beispiel durch Tunneleinsturz, Sturmschäden, Hangrutsche – könnten nicht einmal mehr größere Umleitungen per Dieselloks über die Südpfalzstrecke organisiert werden. Beim Bau des Elektronischen Stellwerks 2017 hat DB Netz sogar in einigen Bahnhöfen mit Ausfahrsignalen geknausert; so sind die Bahnhöfe in Dellfeld und Waldfischbach nur mit drei von vier möglichen Signalen ausgestattet. Rangierfahrten sind auch nicht mehr überall möglich. Ein „Rastatt-Debakel“ ist also auch hier nur eine Frage der Zeit…!

Die wilde Burglind

Sturmtief Burglind hat in den letzten Tagen auch den Bahnverkehr in der Südwestpfalz stark beeinträchtigt. Nach Informationen der PZ sowie einem Hinweis im Forum von DSO betrifft dies vor allem die Bahnstrecken zwischen Pirmasens und Kaiserslautern sowie Pirmasens und Landau. Die Reiseauskunft der Bahn zeigt auch am heutigen Donnerstag (4. Januar) viele Betriebseinschränkungen an. Zwischen Pirmasens und Landau verkehren auch weiterhin keine Züge. Die restlichen Bahnen (z. B. RB 12814 Richtung KL) verkehren wegen

Unwetterwarnung! Die Züge fahren auf der Strecke zur Sicherheit langsamer. Bitte rechnen Sie mit Verzögerungen. (Letzte Aktualisierung 21:34)

nur mit eingeschränktem Tempo, weil die Gefahr besteht, dass noch weitere Bäume auf die Gleise stürzen könnten. Die Strecke zw. Landau und Pirmasens ist weiterhin voll gesperrt:

Störung.  Unwetterschäden stören den Bahnverkehr. Aktuell ist leider kein Zugverkehr zwischen Pirmasens Hbf und Landau(Pfalz)Hbf möglich. Wir haben für Sie einen Busnotverkehr zwischen Pirmasens Hbf und Landau(Pfalz)Hbf eingerichtet, der alle Unterwegshalte anfährt. Die Störung dauert mindestens bis 04.01.2018, 12:00 Uhr an. Wir aktualisieren diese Meldung, sobald uns weitere Informationen vorliegen. (Letzte Aktualisierung 18:26)

Der Zugradar zeigt derzeit (4. Januar, 9:58 Uhr) folgende Verspätungen an:

  • RB 12912 (Saarbrücken – Pirmasens): 22 Minuten
  • RB 12911 (Pirmasens – Saarbrücken): 20 Minuten
  • RB 12814 (Pirmasens – Kaiserslautern): 5 Minuten
  • RB 12811 (Kaiserslautern – Pirmasens): 11 Minuten

Vegetationspflege

Die Bahn (also hier DB Netz) wird sich hier die Feststellung gefallen lassen müssen, dass diese betrieblichen Probleme in erster Linie auf die teils radikalen Einsparungen bei der „Vegetationspflege“ (also vor allem dem konsequenten Rückschnitt von Bäumen) zurückzuführen sind. Als jemand, der auch recht gerne Eisenbahnfotos anfertigt, kenne ich das Problem nur zu gut – die allermeisten Stellen entlang der Bahnlinien sind gnadenlos zugewachsen! Jene Strecken verlaufen vor allem Richtung Kaiserslautern und Landau auch hauptsächlich durch Waldgebiete. Nun könnte man einwenden, dass es unrealistisch sei, entlang dieser Strecken einen 20 oder 25 Meter breiten Streifen konsequent zu roden, damit erst gar keine Bäume mehr auf die Gleise stürzen könnten. Etwas mehr als die ca. 5 Meter, die gegenwärtig notdürftig vom gröbsten Bewuchs freigehalten werden, müssten es aber dennoch sein. Wenigstens sollte regelm. ein Auge auf Bäume gelegt werden, die bereits einen „unsicheren“ Eindruck machen. Bei Bundesstraßen wie z. B. der B 10 zwischen Pirmasens und Hinterweidenthal ist man in Sachen Verkehrssicherungspflicht ziemlich fleißig, was den Rückschnitt von Bäumen betrifft; so standen grade erst im Herbst umfangreiche Rodungen zwischen Waldfriedhof und Münchweiler auf dem Programm.

Solange hier auch vom „Eigentümer“ (dem Bund) kein Umdenken erfolgt und die Fahrgäste (die z. B. per Monatskarten ja bereits im Voraus gezahlt haben…) diese regelmäßigen Schlecht- und Nichtleistungen durch Betriebseinschränkungen einfach hinzunehmen haben, wird die Bahn auch weiterhin für die meisten nur ein nachrangiges Verkehrsmittel bleiben, welches in dieser Region keine wirkliche Alternative zum PKW darstellt.