„Dürfte ich mal in Ihren Rucksack schauen…?“

Treibstoff

Nun gut – es war ja beleibe nicht das erste Mal, dass mir diese Frage gestellt wurde – aber inzwischen hab ich gelinde gesagt einfach die Schnauze voll! Am 29. Januar war ich ja schon aufgrund der Tatsache, dass mich das nicht enden wollende Mistwetter auf meiner Tour einmal mehr wieder eingenässt hatte, ziemlich angefressen. Als mir dann beim Bezahlvorgang zum Erwerb einer Dose Zitronentee für 1,59 Euro wieder vom Kassenpersonal diese völlig überflüssige (und maßlos unverschämte…!) Frage gestellt wurde, konnte ich nicht anders – und musste eine kleine Diskussion beginnen!

Ich rollte erst genervt mit den Augen und fragte ganz frech, warum…? „Das ist nur eine Standard-Frage. Es würde in unserem Markt so viel gestohlen.“ Aha, meine nächste Frage war, ob ich denn jetzt des Diebstahls verdächtigt wäre? „Nein, nein – nur eine Frage, wenn Sie nicht wollen, müssen sie mich ja auch nicht reinschauen lassen.“ Ich ließ ihn dann doch noch einen Blick in das leere Hauptfach werfen und gab patzig zu Protokoll, dass auch der Inhalt von Rucksäcken Teil der individuellen Privatsphäre sei – und daher niemanden etwas anginge! So verließ ich (etwas theatralisch verstärkt) kopfschüttelnd den Laden.

Ich frage mich ja generell, was viele Führungskräfte diverser Supermärkte dazu antreibt, ihre Mitarbeiter dazu aufzufordern, unbescholtene Kunden darum zu „bitten“, ihnen ihre Handtaschen, Rucksäcke oder sonstigen Trageutensilien zu offenbaren? Wie kann man seinen Kunden überhaupt derart demonstrativ misstrauen…!?

Ich hab ja drei Jahre meines Lebens mit „Paragraphen-Rodeo“ (größtenteils) vergeudet – und meiner Ansicht nach ist die (wenn auch harmlose) Aufforderung eines Supermarkt-Angestellten nicht nur Ausdruck dieses Misstrauens – sondern im Grunde auch die Verdächtigung, eine Straftat (nämlich Diebstahl) begangen zu haben, die man (durch Gewährung eines Einblicks) zu widerlegen habe! Diese Verdächtigung selbst ist zumindest aber auch schon die Vorstufe zu einem eigenen Straftatbestand! Man könnte sich also mal die Frage stellen, ob sowas irgendwie noch einigermaßen verhältnismäßig ist…!?

„Ich habe ja nichts zu verbergen!“

Nun ist es ja leider so, dass wir in einer Epoche leben, in der viele Leute (leider ist es wohl inzwischen schon die Mehrheit…) keine grundsätzlichen Probleme damit haben, sich nicht nur mal eben von schlecht bezahlten Supermarktangestellten in ihre Taschen oder Rucksäcke gucken zu lassen. Man sehe sich ja nur an, was Menschen inzwischen alles widerspruchslos über sich ergehen lassen, bevor sie ein Flugzeug besteigen…! Ein wesentlicher Grund, warum ich z. B. niemals fliegen werde! Jedenfalls gibt sich ja manch einer der braven Bürger an der Kasse im vorauseilenden Gehorsam sogar richtig Mühe, zu zeigen, dass er kein Langfinger sei. Denn „man habe ja schließlich nichts zu verbergen.“ Ich frage mich ja, wann ich die erste Person sehen werde, die sich an der Kasse präventiv gleich völlig nackt auszieht – und dabei auch noch die Unterhosen auf links dreht? :mrgreen:

Dass man hier an einer popligen Supermarktkasse mal eben auf elementare rechtstaatliche Grundsätze (u. a. Unschuldsvermutung oder das nemo-tenetur-Prinzip) verzichtet, wird von jenen schon gar nicht mehr wahrgenommen…

Denn was ist, wenn man bspw. gar in mehreren Supermärkten einkauft und dann jeweils bereits schon bezahlte Ware im Rucksack mit sich führt? Dann kuckt da einer rein – und schlussfolgert daraus dann eventuell genau was…?

Kundenservice für Nichtautofahrer?

Was hat das jetzt mit dem Thema Radverkehr zu tun? Einiges – denn wer (wie ich) mit dem Rad unterwegs ist und dabei (meist nebenbei) seine Einkäufe erledigt, führt eben meist einen Rucksack mit sich, um den Krempel auf dem Rücken nach Hause zu transportieren. Der andere hat spezielle Taschen am Rad usw. Doch an Radfahrer (oder z. B. auch Fußgänger) denkt hier in der Region so gut wie keine der zahlreichen Lebensmittelketten (aller Preisklassen). Das fängt schon bei meist miserablen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an – wenn überhaupt welche vorhanden sind (zu dem Thema tippe ich übrigens bald auch noch etwas). Da wird schlicht ein Auto als Transportvehikel vorausgesetzt – und auf vielen Parkplätzen darauf hingewiesen, Taschen doch bitte im Auto zu lassen. Tja, was, wenn man aber keinen abschließbaren Kofferraum mit sich durch die Gegend schleift…?

Einfache Lösung: Schließfächer!

Wie ließe sich der ganze Ärger mit ein wenig Kundenservice grundsätzlich vermeiden, auch im Hinblick auf bereits bezahlte Ware? Man stelle einfach am Eingang ein paar Schließfächer auf, in denen Radfahrer, Fußgänger, Roller- und Motorradfahrer etc. einfach ihre Sachen während des Einkaufs sicher einschließen können! Das kommt jedoch fast gar nicht vor. Ich kenne im Umkreis von 50 Kilometern inzwischen fast jeden Lebensmittelmarkt – aber mir fallen nicht einmal eine handvoll Märkte ein, in denen man solche Gitter-Schließfächer anbietet:

  • Edeka Ernst in der Saarlandstraße in Zweibrücken
  • Kaufland in Pirmasens
  • E-Center in Neunkirchen-Wellesweiler
  • Globus in Homburg-Einöd

In Letzterem wurde der praktische (und auch von vielen genutzte) Schrank jedoch vor einer Weile wieder abgeschafft, wie mir bei meinem letzten Besuch im Januar auffiel. Immerhin teilte man mir aufgrund meiner umgehenden Beschwerde mit, dass man den Schließfächer-Schrank bald wieder installieren werde!

Abgeben oder Abstellen?

In der Zwischenzeit muss / soll man den Rucksack dann halt wieder (wie in einigen anderen Märkten) an der Info abgeben. Das war auch der „Vorschlag“ des Edeka-Kassierers (an der Kombi-Info-Zigaretten-Kasse – mit endlos langer Kundenschlange), als ich darum bat, dann eben bitteschön auch Schließfächer einzurichten, in denen ich meinen Rucksack sicher unterbringen kann!

Wenn man Pech hat, steht man da nämlich jeweils eine ganze Weile an – beim Abgeben – und nochmal beim Abholen! Das hat insb. im Pirmasenser Kaufland jahrelang regelmäßig extremst genervt; dort gibt es erst seit Herbst 2017 einen (trotzdem oftmals überfüllten) Schließfächer-Schrank.

Manch Discounter (Penny z. B.) verlangt von seinen Rucksack- und Taschen-Kunden in vielen Filialen gar per Zettel-Aushang, jene Taschen vorab an der Kasse abzugeben / abzustellen. Das ist jedoch manchmal gar nicht so leicht – weil die Eingänge vom Kassenbereich baulich abgetrennt sind. 🙄 Außerdem bleibt auch da die Frage, ob der Betreiber denn auch haftet, wenn sich einfach jemand einen Rucksack oder eine Tasche nimmt, der / die ihm nicht gehört…? Das gilt z. B. auch für die zahlreichen Wasgau-Märkte, in denen das Rucksack-Abstellen gern gesehen wird.

In der Hinsicht besteht also noch ein gewaltiges Verbesserungspotenzial! Ich werde es mir in Zukunft jedenfalls vom Kassenpersonal weiterhin konsequent verbitten, jenem meine Unschuld beweisen zu müssen.

Folgebeitrag

Rucksack-Kontrolle bei Netto

3 Gedanken zu „„Dürfte ich mal in Ihren Rucksack schauen…?““

  1. Niemand natürlich. Teilweise sind die ja nicht mal sonderlich vorsichtig mit dem Trageutensil. Ich habe z. B. ja hin und wieder meine rund 800 Euro teure Spiegelreflexkamera mit auf Tour im Rucksack. Dann wird der einfach mal förmlich in die Ecke gepfeffert oder grob in das Fach gestopft…

    Und was ist mit der Kontrolle aller Körperöffnungen? Profilaktisches Röntgen zum Auffinden verschluckter Artikel?

    Kommt sicher auch bald. Eine in Zukunft vollautomatisierte Kasse bietet ja weitere technische Möglichkeiten. 😉

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