Ich und epikur verstehen uns eigentlich recht gut, schon seit Jahren. Allerdings hat er einen wunden Punkt: Hinweise in Sachen Rechtschreibung sind verpöhnt – und triggern ihn heftigst; das fiel mir erstmals auf, als ich vor einiger Zeit zaghaft die sich schon seit vielen Jahren epidemisch ausbreitende Seuche mit dem Namen „Deppen Leer Zeichen“ auch in einigen seiner Texte kritisierte. 😉 Darf man nicht, denn dies sei „Klugscheißerei“. Also im Grunde das, was die große, totalverblödete Mehrheit uns in Sachen Corona vorwirft; dass wir ja sowieso alles viel besser wüssten. Viel besser gar, als die uns haushoch überlegenen „Experten“. „Belästige du Verschwörungstheoretiker uns im postfaktischen Zeitalter nicht mit Fakten! Und erzähl mir vor allem nicht, dass ich falschliege!“
Und ja, ich bin allgemein der Ansicht, dass jemand, der (wenn auch „nur“ als Blogger) publizistisch tätig ist, sich Mühe geben sollte, die Rechtschreibregeln einigermaßen einzuhalten. Oder eben auch die korrekten Abkürzungen zu verwenden; damit sich manche Fehler nicht verselbständigen, was hier und da zu Missverständnissen führen kann. Kollege epikur hatte es vor einiger Zeit sogar geschafft, seinen ersten Artikel beim Rubikon zu veröffentlichen – in welchem es gerade um das Thema Sprache, in diesem Falle dem „Corona-Neusprech“ (mit Bindestrich!) ging. Man könnte also meinen, dass gerade er wüsste, wie mit Sprache Politik gemacht wird; dass auch einem unbedeutend erscheinende sprachliche Feinheiten, vor allem im größeren Zusammenhang betrachtet, große Auswirkungen haben können, die man bislang vielleicht einfach nur – wie den Wald vor lauter Bäumen – nicht gesehen hat?
Deppenleerzeichen
Das Deppenleerzeichen, worüber wir uns zum ersten Mal in die Haare kriegten, ist meines Erachtens nicht nur eine Ausgeburt zugekokster Werbefuzzi-Gehirne, die meist aus angeblich „grafischen“ Gründen das Wort „Hühnersuppe“ in „Hühner“ und „Suppe“ aufteilen. Hinter dem obigen Link findet man noch weitere, grauenerregende Wort-Vergewaltigungen, auch aus dem universitären Bereich. Im Editorial zum Buch von Georg Schramm, aus welchem ich letztens zitierte, schreibt sich der Wilhelm-Heyne-Verlag übrigens „Wilhelm Heyne Verlag“. Aaaargh!
Nein, meine Verschwörungstheorie geht in die Richtung, zu behaupten, dass diese, bei mir vor schreiender Unlogik regelmäßig starke Hirnkrämpfe verursachenden Verstümmelungen der deutschen Schriftsprache im Wesentlichen mit der Nutzung von Computern und „Smartphones“ zusammenhängen. Und dem tief verankerten, vertrauensvollen Irrglauben an die Unfehlbarkeit der Technik – und damit einhergehend, der eigenen Demut vor den E-Götzen der Neuzeit.
Wenn irgendeine Software bzw. ein Betriebssystem ein Wort nicht kennt und als fehlerhaft rot unterkringelt, dann muss dieses wohl falsch geschrieben sein? Das ist es jedoch meistens gar nicht; vor allem nicht bei den gerade in der deutschen Sprache weitverbreiteten Komposita. Um den Makel der eigenen, menschlichen Fehlerhaftigkeit zu heilen, vertraut man dem „Lösungsvorschlag“ des Programms, der „Autokorrektur“. Viele Schreiberlinge trennen auch einfach die einzelnen Wortbestandteile – und dann ist alles wieder (vermeintlich) in Ordnung. Nein, gar nichts ist in Ordnung!
Verzeihung, ich wollte ja eigentlich auf etwas anderes hinaus. Ja, meine Texte sind auch eher selten zu 100 % wirklich fehlerfrei. Aber ich sehe eben in der – vor allem seit der Etablierung der „Sozialen Netzwerke“ – immer grausamere und anarchistische Ausmaße annehmenden Verhunzung der deutschen Schriftsprache nun einmal einen weiteren Beleg für die digitalinduzierte Massenverblödung. Viele Menschen denken eben nicht mehr selber nach, sondern vertrauen bedingungslos der (vermeintlich unfehlbaren) Technik; sie sind auch aufgrund eigenen „analogen“ Unwissens nicht mehr in der Lage, ein Mindestmaß an Zweifel zu entwickeln, weil ihnen jegliches Basiswissen fehlt. Man stellt sich dann eben doch zunehmend die Frage, inwieweit der Mensch bereits von der Maschine gesteuert wird? Meines Erachtens wedelt der Hundecyborg bereits seit längerer Zeit mit dem humanoiden Schwanz.
Fake-Radwege
Und auch wenn es für einen überwältigenden Teil der Menschheit niemals von Bedeutung sein wird, was im Allgemeinen unter dem Begriff „Radweg“ missverstanden wird, so werde ich mich eben noch unzählige Male darüber aufregen. Weil es eben auch nichts anderes als orwell’scher Neusprech und Doppeldenk ist, der auch gewisse politische und gesellschaftliche Ursachen hat. Ich schüttle weiterhin den Kopf über jede einzelne polizeiliche Pressemeldung, in der von „Radwegen“ die Rede ist, die gar keine sind. So wird beispielsweise hoffentlich auch bald strafrechtlich geklärt, ob es rechtmäßig ist, sich mit 800.000 Euro Steuergeldern vom Land bezuschussen zu lassen, um einen „Radweg“ zu bauen, der jedoch straßenrechtlich kein „Radweg“ sein soll.
Die gleiche Hoffnung habe ich bzgl. der in Rheinland-Pfalz weit verbreiteten Unsitte, mittels des staatlichen HBR-Systems Radfahrer zum Gehwegradeln zu verleiten; wo sie dann teils schwer verunglücken. Die Polizei scheiterte auch in diesem Fall einmal mehr daran, einen Gehweg von einem Radweg zu unterscheiden – und hielt es nicht für nötig, die verbreiteten Fake-News zu korrigieren (obwohl man die Meldung gelöscht hat). Die halten mich sicher garantiert auch alle für einen, gar querulatorischen Klugscheißer! Und?
Modell-Höhenmeter
Ich liebe diesen Vorwurf! Weil er mir in meinem Leben immer wieder begegnete, natürlich auch nicht immer in dieser brachialen, direkten Weise. Wie gesagt, wie leben in der Ära des Postfaktischen, in der Menschen schon lange vor Corona nicht mit Fakten und sachlichen Meinungen belästigt werden wollten, die nicht in ihr Weltbild passten; vor allem, wenn es um die Unfehlbarkeit der Technik ging. Ein weiteres, perfekt passendes Beispiel stellte im Mai 2015 eine „Diskussion“ in der IBC dar; also dem MTB-Forum, welches mich wegen nicht genauer erläuterter „Regelverstöße“ für 10 Jahre sperrte – und bislang alle Beschwerden ignoriert hat.
Kurz zusammengefasst ging es darum, dass irgendeiner die vollkommen unlogische Behauptung aufstellte, er habe hier im Pfälzerwald innerhalb von 5,5 Stunden mit dem MTB schlappe 2.500 Höhenmeter überwunden; weil ihm das seine Tracking-Software so erzählt habe. Warum das faktisch nicht stimmen konnte, habe ich im verlinkten Faden genauer erläutert; welcher ob der teils völlig niveaulosen Angriffe als ein Paradebeispiel für die „Offenheit“ des Durchschnittsbürgers steht, nebenbei etwas hinzuzulernen.
Teufelstisch:
… Und doch, es gibt immer nur einen(!) objektiven, richtigen Wert. D…
Tobsn:
Nein, den gibt es eben nicht.
Du musst dich davon lösen und jedem seine Höhenmeter lassen.
Ich persönlich vermute bei solchen Aussagen auch persönliche Kränkung; das Infragestellen der von einer Software errechneten Daten wurde als Verächtlichmachung der eigenen sportlichen Leistungsfähigkeit empfunden. „Zerstöre er mir bitte nicht mein Weltbild, wonach ich hier Leistungen auf Profi-Niveau erbringe!“
Und wenn man bitte eines überhaupt nicht darf, dann eben Computer-Modelle an sich zu hinterfragen; denn eine GPS-basierte Datenerfassung ist ja nichts anderes, als eine Modellrechnung, auf Basis mehr als ungenauer Daten (erfasste Position und Abgleichung mit dem Geländemodell). Im Gegensatz zum althergebrachten Fahrrad-Tacho mit dem Sensor in den Speichen und einer (auch ihre Schwächen habenden) barometrischen Höhenmessung. Im Kern ging es hier also um elementare wissenschaftliche Fragen, wie eben Messung objektiv erhobener Daten und der Aussagekraft damit gefütterter Modelle (Garbage in, Garbage out).
Ebenfalls auf wenig Begeisterung stieß meine Forderung, sich doch bitte nicht mehr wie ein Zombie mit dem GPS-Navi durch den Wald lotsen zu lassen, sondern doch wenigstens zu versuchen, sich noch „analog“ zu orientieren; auch dies wurde von den meisten als Ketzerei aufgefasst. Naja, voriges Jahr unterhielt ich mich an der Roten Hohl, dem Pass zwischen Fischbach und Salzwoog mit zwei schwäbischen Gravelbikern, die Opfer der schlechten Handy-Netzabdeckung im Pfälzerwald wurden und sich deshalb verirrt hatten.
Nun denn – ich werde auch weiterhin ein Klugscheißer bleiben. Auch wenn ich hoffe, dass ich meine äußerst wertvollen, perlenförmigen Häufchen der Erkenntnis möglichst bald nicht mehr in diesem Land voller nichts-wissen-wollender, grenzdebiler Borstenviecher abseilen muss.
“ Hinweise in Sachen Rechtschreibung sind verpöhnt – und triggern ihn heftigst“
Etwas mehr Differenzierung bitte! Auf meinem Blog werde ich öfters auf Fehler hingewiesen und bin dafür sehr dankbar! Nur, wenn das in einer überheblich-vermeintlich-humorvollen, aber eben doch eher herablassenden Art geschieht- dann, ja dann triggert mich das! Ich bin da aus privaten-familiären Hintergründen ein eher gebranntes Kind. 😉
Meine persönliche Empfindung ist, dass -auch sprachliche- Pedanterie und Kleinlichkeit nicht dazu beitragen, Netzwerke zu bauen oder persönliche Mauern zu überwinden. Eher im Gegenteil. Niemand möchte gern herablassend belehrt werden. Aber auch hier sollte man differenzieren. Es macht für mich schon einen Unterschied, ob man sich diverse Whats-App oder Facebook-Beiträge der heutigen Jugend durchliest oder ob jemand ein Leerzeichen zu viel macht oder eine falsche Abkürzung verwendet. Who Cares? Warum Dir das so verdammt wichtig ist, kann ich nicht nachvollziehen. In diesem Punkt ticken wir völlig anders. Da bin ich sehr undeutsch.
„Und ja, ich bin allgemein der Ansicht, dass jemand, der (wenn auch „nur“ als Blogger) publizistisch tätig ist, sich Mühe geben sollte, die Rechtschreibregeln einigermaßen einzuhalten; oder eben auch die korrekten Abkürzungen zu verwenden“
Als Jemand der ehrenamtlich mehrere tausend Stunden in den ZG-Blog investiert hat und mehr als 2.000 Beiträge in über 12 Jahren verfasst hat, habe ich das mit der „Mühe“ mal überlesen.
Lass uns wieder zu wirklich wichtigen Themen kommen! 😉
Mann, epikur! Ich hab dir jetzt mehrfach erläutert, dass ich einfach nur deine Vorlage „BVG“ humorvoll abgestaubt – und verwandelt habe; weil ich (wie Helene auch) zwischen BVG und BVerfG eben keine großartigen qualitativen Unterschiede mehr sehe. Da war auch m. E. überhaupt nichts „herablassendes“ dran. Wie gesagt; Trigger-Alarm! 😉
Die Sache mit der „Mühe“ lehnte sich zwar an dich an, galt aber ganz allgemein. Dein Blog liefert in der Summe seit Jahren hochwertigen Content, wofür du ja auch mit deinem Artikel im Rubikon entsprechend geehrt wurdest.
Aber ja, ich fand, dass ich in meinem Beitrag durchaus ein wichtiges Thema ansprach: Digitale Verblödung. Abhängig- und Kritikunfähigkeit vor allem derer, die ohne Navi in ihrer Bude vermutlich nicht mal mehr das Klo wiederfinden.
Danke, Dennis für diese Zeilen, aus denen Pein spricht, die ich ganz und gar teilen kann!
Nach Einführung der sog. Rechtschreibreform habe ich schriftlich, und im persönlichen Umkreis mündlich, auf die nachweisliche Unlogik der neuen „Regeln“ hingewiesen. Ich schreibe bis heute nach herkömmlichen, gewachsenen Regeln.
Die orthographische Verwirrung führte zu einer Vielzahl neuartiger Rechtschreibfehler; nicht nur das Schreiben wurde erschwert, auch das Lesen. Man denke an die „reformierten“ s-Regeln oder die Trennung von ck in c-k. Schrift ist zum Lesen da, nicht zum Schreiben! Denn was soll ein Gekrickel, wenn es nicht jederzeit von jedermann gelesen werden kann. Diese Tatsache wie meine sachlich und mit Herzblut vorgetragenen Beweise haben mir heftigen Widerspruch eingetragen. Die garstigen und höhnischen Angriffe galten mir als Person. Sie kamen aus genau jenem Personenkreis, welcher auch heute sofort lauthals zu schreien beginnt, sobald man auf nachweisbare Fakten in der aktuellen Krise hinweist. Verglichen mit der angedrohten Zwangsimpfung ist die Vergewaltigung der Schriftsprache ein marginales Feld, aber vielleicht auch wieder nicht. Denn unsere gesamte Kultur beruht auf der Verschriftlichung von Sprache! Digitale Schrift kann jederzeit erlöschen, so wie das gesprochene Wort verweht. Das wäre der Untergang der Zivilgesellschaft …
Und ja, ich glaube, daß die Digitalisierung auf mittlere Sicht sprachzerstörend wirkt, womit reflektierendes Denken allmählich aus dem öffentlichen Diskurs verschwindet. Man sieht das aktuell, es ist schockierend! Die Menschen entkoppeln sich gerade vom inhaltlichen Sinn der Worte. Sie begreifen nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie an der Spritze sterben könnten! Sie wollen ja nur reisen! Wörter sind für solche Menschen nur noch Schall und Rauch.
Was die Schriftsprache betrifft: Die Protagonisten der sog. Rechtschreibreform haben deren Verfall durch die Technik kommen sehen. in vorauseilender Manier und mit kalter Geschäftstüchtigkeit haben sie die Weichen gestellt. Das waren allesamt Pseudolinguisten, von denen heute niemand mehr spricht. Langfristiger Profiteur war der digital-industrielle Komplex, kurzfristig verdiente der Duden-Verlag gutes Geld.
Wir sehen, es gibt Parallelen zur aktuellen „Krise“. Die Strategien der Machteliten sind immerzu dieselben, und die Volkserzieher reagieren nach immergleichen Mustern. Die Dummköpfe laufen in Scharen mit. Freiwillig und ins eigene Verderben.
Die RSR war mein Aufweckerlebnis. Deshalb habe ich von Beginn an hinter die Covid-Kulissen geschaut. Auch hier Zerstörungswille und Bösartigkeit, beides gehört zusammen.
Danke für diesen Blog. Bin gern stiller Leser.
Hallo Karin. Ja, die „Rechtschreibreform“ hat sicherlich zu zusätzlicher Verunsicherung geführt. Wobei ich hierzu allerdings eine differenzierte Meinung habe und auch die ein oder andere Neuerung für durchaus logisch und sinnvoll halte. „Althergebrachtes“ ist auch nicht immer von sich aus bewahrenswert. In der Summe wurde aber wohl mehr Schaden, denn Nutzen angerichtet. Viele Rechtschreibanarchisten benutzen ja gerade diese als Ausrede dafür, jetzt so zu schreiben, wie sie gerade lustig sind. Vermutlich war das auch Zweck der ganzen Übung.
Es ist ja auch nicht schlimm, mal beim Schreiben einen Fehler zu machen; ich hab bspw. heute morgen eine e-mail mit dem etwas provokant formulierten Hinweis erhalten, dass es verpönt und nicht verpöhnt heißt. Nehme ich dankbar an, weil mir die Herkunft dieses ja nicht alltäglichen Wortes nicht bekannt war. Wieder was gelernt. Ich korrigiere auch immer wieder mal nach einiger Zeit Fehler, die mir damals nicht auffielen. Aber bei auch noch von Profis begangenen, vorsätzlichen Wortvergewaltigungen wie den inzwischen unzählige Variationen umfassenden Deppenleerzeichen kriege ich halt Schnappatmung.
Der Witz ist ja, dass sie das alles akzeptieren wegen eines einzigen Wortes: „Pandemie“. Das reicht; „Wir haben nun einmal eine Pandemie!“ Fertig, wegen dieser acht Buchstaben akzeptieren sie das Niederbrennen aller freiheitlichen Werte. Dass die Impfung kein „Pieks“ – und auch keine Impfung, sondern eine experimentelle Gentherapie ist? Perlen vor die Säue. Määääääh!
Wir sind mittendrin, in Orwells Dystopie – die ja vor allem auch auf sprachlicher Herrschaft gründete. Warum heißt die nun ganz aktuell gehypt werdende „Mutante“ Delta Plus? Warum nicht Delta Doppelplus?
Auf jeden Fall Danke fürs (stille) Lesen.