Coronoia: Autobahn

„Das kann und darf man nicht vergleichen!“ Schreien sie uns ins Gesicht, die fanatischen Coronazis. Die Diebe / Nazis, die „Haltet den Dieb / Nazi“ schreien. Die ihre politische Identität und ihre vermeintliche „Gutartigkeit“ im Wesentlichen darauf aufbauen, gegen die AfD zu sein. Wow, was für eine Leistung! Eine Partei, deren einziger Zweck genau dies zu sein scheint; ein Erzählungsstabilisator für das Narrativ, dass alle andere Parteien Musterbeispiele für Demokratie seien. Schon lange vor „Corona“ reagierte die extremistische Mitte äußerst ungehalten, wenn man die Auffassung vertrat, dass die Politik der neoliberalen Mitte punktuell und auch strukturell Parallelen zu jener der Nazis aufweist.

Das folgende Foto zeigt die „Reichsburg Trifels„, oberhalb der Stadt Annweiler gelegen. Eine Rekonstruktion der Stauffer-Burg – aus der Nazi-Zeit.

Wer sich das Deutsche Weintor bei Schweigen-Rechtenbach genauer ansieht, wird eventuell erkennen, dass das eingemeißelte Adler-Symbol rechts früher ein wenig anders ausgesehen haben mag? Auch ein Nazi-Bau.

Und dies sind nur zwei Beispiele aus der südlichen Pfalz für den 2. Weltkrieg überdauert habende architektonische Relikte jener Zeit, über die die allermeisten Deutschen sehr lange einen (verschämten) Mantel des Schweigens ausgebreitet haben.

Und dann waren da ja noch solche tollen Sachen wie das Kindergeld, der Tag der Arbeit und neben der von den Nazis erlassenen „Radwegbenutzungs-“ und Pedalreflektorenpflicht, auch noch die Autobahnen. Die der bedauernswerten Eva Herman, ehemalige Tagesschau-Sprecherin, im Jahr 2007 in einer der unerträglichen Abend-Talkshows in den Öffentlich-Rechtlichen zum finalen Verhängnis wurden.

Dass Johannes B. Kerner und sein Kumpel Reinhold Beckmann (zwei Gewächse des Sport-„Journalismus“) über Jahre jene emotionale Pissrinne betrieben, an welcher sich die A- bis C-Prominenz beim Nachtröpfeln unters gemeine Volk mischte, regte nicht nur Georg Schramm mächtig auf. Nein, auch ich empfand es damals als äußerst befremdlich, wie hier mit einer Frau umgegangen wurde, deren Meinung ich im Detail nicht unbedingt teilte; die jedoch systematisch in die „rechte Ecke“ getrieben (und geschrieben) wurde.

Die mediale, von künstlicher Empörung ins Extreme getriebene, förmliche Exekution von Frau Herman stellt im Grunde bis heute eine „Sternstunde“ des schon immer extrem einseitigen, tendenziösen und vor allem in Bezug zu jenem Thema, mit dem nichts „verglichen“ werden darf, sich für moralisch über jeden Zweifel erhaben haltenden Medienbetriebs dar. Frau Guérot wurde neulich bei Markus Lanz auch als Opfer einer solchen Hexenverbrennung auserkoren. Sahra Wagenknecht ist diesbezüglich schon besonders abgehärtet; quasi „feuerfest“.

Was war jedenfalls damals das all die Hetze und gekünstelte Empörung auslösende „Vergehen“ Hermans? Herman hatte – so meine damalige Wahrnehmung – ganz allgemein den unverzeihlichen Fehler begangen, die Rolle der „modernen Frau“ im Neoliberalismus zu hinterfragen; der Bezug zur „Mutterrolle“ (als braves, dem Führer viele Soldaten gebärendes Heimchen) im Nationalsozialismus wurde ihr – und ich mag mich da durchaus irren – stets von außen „angehängt“. Marcus Klöckner bezeichnet das Prinzip in seinem Buch „Zombie-Journalismus“ als „Werfen mit braunem Dreck“. Irgendwas wird schon hängenbleiben.

Nun entstamme ich ja bekanntlich eher dem linken, vor allem antikapitalistischen und -imperialistischen Spektrum. Und konnte damals, als vor allem der Empanzipations- und Genderwahn erst richtig an Fahrt gewann, nie wirklich nachvollziehen, warum mit tiefster Überzeugung in der Mitte der Gesellschaft (aber auch im linken antikapitalistischen Spektrum) die Ansicht vertreten wurde, es sei „emanzipatorisch“, die Frau von der „Ausbeutung“ am heimischen Herd und dem „Joch“ der Kindererziehung zu befreien – um sie im Gegenzug der hemmungslosen kapitalistischen Ausbeutung im Rahmen der Lohnabhängigkeit auszusetzen? Man tauscht dabei doch nur den Unterdrücker aus? Im überwiegenden Falle einen, der einen immerhin irgendwie mag – gegen einen, für den man nur ein austauschbares Rädchen in einer Maschine ist? Mit der Folge, dass eben die zusätzliche Konkurrenz auf dem „Arbeitsmarkt“ die Löhne für alle drückt.

Und (so ganz nebenbei) werden zur Verwertbarmachung der weiblichen Arbeitskraft eben die Kinder bereits sehr früh von ihrer mütterlichen Bezugsperson über längere Zeit getrennt – und in einem frühen Entwicklungsstadium in irgendwelchen Verwahranstalten (vor allem KiTas und Kindergärten) geparkt. Ich will das an dieser Stelle nicht vertiefen, aber ich behaupte einfach mal, dass wir heute im Zuge des Corona-Faschismus auch die vergifteten Früchte ernten, die gerade eine frühe, traumatisierende Trennung (also Entfremdung) von Mutter und Kind erst so richtig gedeihen lässt.

Nun, Herman wurde die folgende, einem Welt-Artikel entnommene Aussage zum Verhängnis:

Im Dritten Reich „sind auch Autobahnen gebaut worden – und auf denen fahren wir heute auch drauf.“

So eine Aussage muss natürlich bei einem (sich für einen Protagonisten haltenden; daher spricht man übrigens von „Haltung“) „Antifaschisten“ die Endstufe der kognitiven Dissonanz auslösen, denn man wird unweigerlich mit der Tatsache konfrontiert, dass sich die Politik der „Mitte“ in vielen Punkten sehr wohl nicht von dem unterschied, was die Nazis damals getrieben haben. Das löst die gleichen erbärmlichen Verrenkungen aus, einem „Nazi“ (oder das, was man dafür hält) auch pauschal zu widersprechen, wenn er sagt, dass der Himmel blau sei.

Wäre man konsequent, bliebe einem halt wirklich nichts anderes übrig, als Autobahnen zu meiden und auch sonst ALLES mittelbar im Zusammenhang mit den Nazis stehende kategorisch abzulehnen. Allerdings ist man dbzgl. eben äußerst beliebig. Staatliche Einschüchterung, Gewalt und Terror gegen politisch Andersdenkende werden nur dann bemängelt, wenn es die „Guten“ trifft.

Man kann als weitere Beispiele für strukturelle Parallelen nicht nur die Forderung nach blindem Kadavergehorsam von Staatsdienern heranziehen oder eben die bereits (ironischer Weise mit dem Thema Autobahn auch im Zusammenhang stehende) erwähnte „Radwegbenutzungspflicht“. Die Politik der extremistischen Mitte (und die Nazis waren damals schließlich auch eine Partei der gesellschaftlichen Mitte) hat de facto im Detail eben auch totalitäre und faschistische Tendenzen.

Vorgestern beendete ich meine Lektüre des Buches „Furchtbare Juristen“ von Ingo Müller. Ich habe in meinem Leben bereits einiges über die Nazi-Zeit und vor allem die verweigerte Aufarbeitung jener gelesen. Ich kam allerdings während der Lektüre aus dem ungläubigen Kopfschütteln einfach nicht mehr heraus; vor allem auch aufgrund der Schilderungen Müllers über die Justiz NACH dem (vermeintlichen?) Ende der Nazi-Herrschaft. Ein WTF! reihte sich an das nächste.

In den Köpfen der damaligen Richter waberte der gleiche, niemals ausgetrocknete braun-ideologische Sumpf – was nicht verwundert, schließlich wurden jene (nach einer kurzen „Anstandsfrist“) auch (im Gegensatz zu auch deren Opfern) gezielt wieder in ihre alten Stellungen gehoben. Die deutsche Nachkriegs-„Rechtsprechung“ nutzte (den praktischerweise toten) Hitler als Sündenbock, um die ausführenden Täter massenhafter Tötungen und Ermordungen (auf Basis teils vollkommen absurder Anlässe) über das Konstrukt von Verblendung, Befehl und Gehorsam zu entschuldigen und von jeder Mitverantwortung freizusprechen. Das Rechtskonstrukt der strafrechtlichen Beihilfe wurde hierbei völlig vergewaltigt.

Darauf baute ja im Endeffekt die deutsche „Vergangenheitsbewältigung“ im Wesentlichen auch auf; man packte alles in die Nazi-Schublade – und kehrte den Rest unter den Teppich. Schuf gar jene (die individuelle Verantwortung bequem von sich weg delegierende) Legende, dass „die Deutschen“ durch die Alliierten von den Nazis „befreit“ worden seien. Nein, die überwiegende Masse hob damals genauso enthusiastisch den Arm, wie sie heute ihren Ärmel für die Volksgesundheit (übergeordnetes Ziel) bzw. den (von „Ungeimpften“ bedrohten) Volkskörper gesund haltende Spritze hochkrempelt. Sie stützte das Terrorsystem der Nazis bzw. bildete es in der Masse erst. Ihr teils fanatisches Mitläufertum ermöglichte damals dann auch das, was später im Holocaust gipfelte. Man kann niemanden von sich selbst „befreien“; vor allem dann nicht, wenn in den Köpfen eben ungebrochen ein totalitärer (Un-)Geist herumspukt, der zu gegebenen Anlässen (wie „Corona“) immer wieder ungehemmt hervorbricht.

Es bleibt also bei der völligen Beliebigkeit und Willkür der (extremistischen) Mitte, welche Aspekte und Methoden der Nazi-Zeit sie (mit dem Mittel künstlicher Empörung) skandalisiert – und welche sie selbst ungeniert für sich nutzt. Zugleich verbittet sie sich jeden Hinweis auf Parallelen mit dem Argument der „Verharmlosung“. Vielleicht müsste man einfach nur ein altes, ironisches Sprichwort umformulieren?

Die größten Kritiker der Elche sind schon wieder selber welche.

Es geht also weiter, mit Vollgas auf der Autobahn to Hell.

PS: Diesen Beitrag hatte ich schon vor einiger Zeit angefangen, aber erst heute abgeschlossen.


Siehe auch

Coronoia: Rechte Lockdown-Fans

4 Gedanken zu „Coronoia: Autobahn“

  1. Highway to hell, so sieht’s gerade aus. Auch wenn sich ein paar Hoffnungsschimmer, mit Betonung auf Schimmer, zeigen.
    Dass die gegenwärtigen Täter, die Kritiker der aktuellen Politik als Nazis bezeichnen, im Grunde selbst welche sind, zeugt wohl nicht von kognitiver Dissonanz (obwohl ich auch die nicht mehr verzeihen kann), sondern ehervon verbrecherischer Absicht.

    Eva Herman, ein Fall für sich. Ich habe mir vor ein paar Wochen das Video nochmal angesehen und über ihre Autobahn stolpere ich tatsächlich immer noch. Warum bloß hat sie das gesagt? Ich verstehe es nicht. Es war zumindest unklug und zu Verdächtigungen ermunternd. Auch ihre Videos mit ihrem Lebensgefährten, dessen Name mir gerade entfallen ist, sehe ich auch mit einem skeptischen Auge, vor allem wegen der laufenden Panikmache, die aber mit als beruhigend erscheinenden Prepper- und anderen Empfehlungen wohl als Hilfe durchgehen soll. Man kann eben nicht reingucken. Derwohl finde ich, dass an ihren Thesen zur Baby- und Kleinkinderbetreuung was dran ist.

    Der Dissens erinnert mich an die Diskussion zwischen Esther Vilar und Alice Schwarzer zum „unterdrückten Mann“. Damals neigte ich eher zu Alices Meinung, überzeugt war ich aber nicht. Heute tendiere ich eher zu Esther. Aber es wird ja heute nicht nur der Mann des Mannseins beraubt, sondern auch die Frau des Frauseins. JedeInne kann alles sein und werden. Irre Zeiten.

    Dem Deutschen Weintor bei Schweigen-Rechtenbach sieht man die Vergangenheitsideologie wirklich
    noch an. Und überhaupt, Vergangenheitsbewältigung hat es nach 45 in Deutschland nicht gegeben. Die gleiche braune Brühe, die ja damals auch schon olivgrüne Tendenzen hatte, ist wiedererwacht.

    Ohnmächtig fühle ich mich. Und wütend. Aber meine Wut kann ich nicht zielgerichtet ausleben. Vielleicht habe ich sie deswegen gerade gegen mich selbst gerichtet, wäre nicht das erste Mal. Ich wollte wegen der Hitze diesen Sonnenschutzlappen für die Windschutzscheibe meines Autos anbringen, die aber schon an einer Seite etwas zerfetzt war. So war es schwierig, sie in der Autotür einzuklemmen. Tja, ich schlug die Tür zu und meine Hand war noch drin. Dümmer geht’s nicht. Nun werde ich mindestens sechs Wochen an den Verletzungen laborieren, aber zum Glück ist wohl nichts gebrochen. Trotzdem, ärgerlich, sowas. Tippen kann ich immerhin.

    1. Du solltest deine Wut oder besser den Zorn besser gegen die Gesellschaft richten.
      Das macht Spass, man kommt raus und das gibt den gewissen Kick.
      Diese Art von, nennen wir es mal Sabotage, betreibe ich schon seit Jahren, aber verstärkt natürlich seit der Krise in ganz besonderen Maße. 😉

        1. Sagen wir mal so.
          Ich habe kleinere Ungerechtigkeiten beseitigt.
          Meist politisch motiviert, aber auch ganz konkret Leuten geholfen.
          Manchmal haben wir die Leute einfach mal besucht.
          Oder halt das ganze Leben verpfuscht, je nach schwere oder dem Vorfall halt angemessen.
          Heute muss ich leider ganz alleine arbeiten.
          Meistens mache ich dann gezielte Sabotage.
          Ich kann das hier nicht erklären….
          Kennst du die alte Serie „Der Equalizer“?
          So ähnlich…haben wir gearbeitet.
          Die Bullen habe ich noch nie gerufen und wenn, machen die im allgemeinen eh nichts.
          Im Gegenteil ich kenne so einige Leute, die haben dann am Ende noch drauf gezahlt, weil sie es rechtsstaatlich regeln wollten.
          Hab ich nie gemacht, weil wir nie einen Rechtsstaat hatten und ich der Meinung bin, dass er abgeschafft gehört.
          Jetzt mehr denn je!
          Ich kenne mich gut aus.
          Bei manchen Dingen, insbesondere im Straf und Verkehrsrecht kenne ich mich besser aus, als viele Anwälte, weil ich ja so meine Verbindungen habe und weiß wie’s läuft.

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