Coronoia: Zombie-Journalismus

Im Rahmen der Lektüre des Buches „Die Propaganda-Matrix“ von Prof. Michael Meyen gefiel mir insbesondere das Kapitel, in welchem anhand des beruflichen Werdegangs von Marcus Klöckner erläutert wird, welche soziologischen Mechanismen innerhalb des Medienbetriebs dafür sorgen, dass im Rahmen des Corona-Putschs nun die besonders abstoßenden Seiten derjenigen offenbart werden, die durch ihre permanente Hetze einen gewaltigen Anteil daran haben, dass ein ganzes Volk einer Massenpsychose anheim fiel. Klöckner wählt in seinem am 24.08. im Rubikon-Verlag erschienenen und mir von diesem zwecks Rezension kostenfrei zur Verfügung gestellten Buch „Zombie-Journalismus“ die Metapher von die Gehirne der Konsumenten fressenden Untoten, um anhand etlicher Fallbeispiele die besonders dunklen Schattenseiten des pandemischen Panik-Journalismus zu analysieren.

Ich entstamme einem relativ „einfachen“, nicht besonders wohlhabenden Hause. Es war schon sehr früh, durch das Abschieben auf die Hauptschule (trotz durchschnittlicher Noten) vorgesehen, dass „jemand wie ich“ niemals die Fachhochschulreife erreichen – oder gar studieren würde. Ähnlich, wie Klöckner es im Bereich des Journalismus erlebte, musste ich vor allem während meiner Zeit im Finanzamt erleben, was auch Meyen in seinem Buch unter Bezug auf Michel Foucault als „Habitus“ bezeichnet. Den hatte ich nämlich überhaupt nicht; ich ging an der FH völlig unter; auch, weil ich in einem Umfeld, welches fast durchweg aus jungen, einem wohlhabenden Hause Entsprungenen bestand, kein Bein auf den Boden bekam; man mich quasi vom ersten Tag an nicht als „einen der ihren“ anerkannte. Ich wurde strukturell aussortiert.

Der Haltungs-Journalismus der Jahre 2020 und 2021 hat natürlich nicht nur tiefer gründende soziokulturelle Ursachen. Hinzu kommen ganz alltägliche wirtschaftliche Abhängigkeiten, vor allem durch die politische Ausrichtung der Medienbesitzer, staatliche Zuschüsse, Werbung und PR. Dies gilt nicht nur für die Privatmedien, sondern auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Klöckners Schreibstil ähnelt ein wenig dem meinen; zwischen seinen Zeilen liest man die pure Verzweiflung eines Idealisten heraus. Man leidet mit, ob der Fassungslosigkeit eines das Schreiben und Informieren Liebenden über das ihm dargebotene. Ein Mensch, der sich tatsächlich noch so etwas wie echten, ehrlichen, unabhängigen Journalismus vorstellen kann – und sich trotz der katastrophalen Zustände in der Realität weigert, diesen Traum aufzugeben. Doch der Journalismus eines Hanns Joachim Friedrichs ist leider schon lange tot; im Mainstream sind nur noch Zombies unterwegs.

Klöckner rechnet auf 430 Seiten mit genau diesen Zombies ab. Er hält ihnen den Spiegel vor (nein, nicht die unerträgliche Zeitschrift); erinnert sie an das, was sie (zumindest theoretisch) früher mal gelernt haben. Vor allem in den für eine journalistische Laufbahn üblichen Studiengängen. Sauberes, solides Handwerk. Möglichst objektive Berichterstattung; ohne persönliche oder politische Färbung. Totalausfall nennt Klöckner das, was der überwiegende Teil der Journalisten während der „Pandemie“ geleistet hat. Und weiterhin leistet.

Das Buch ist in 24 Kapitel gegliedert (denen jeweils abschließend ein Quellenverzeichnis folgt). Klöckner kritisiert die Nicht- oder Fehlleistungen seines Berufsstandes zu Beginn relativ allgemein, um in den folgenden Kapiteln seine Kritik anhand passender Beispiele weiter zu vertiefen. Sei es vor allem die regelrechte Lockdown-Geilheit privilegierter Homeoffice-Laptop-Journalisten oder das (seit mindestens 20 Jahren) immer nach den gleichen Mustern aufgeführt werdende Schauspiel in den berüchtigten Polit-Talk-Shows; „Fünf Stühle, eine Meinung“. Er greift auch den regelrechten Verriss von Nena auf, die sich erdreistete, den Demonstranten von Kassel doch tatsächlich „Danke“ zu sagen.

Vor allem #allesdichtmachen trieb den tollwütigen Gesinnungsjournalisten-Zombies im Frühjahr bekanntlich literweise Schaum vor den Mund; wagten es sich doch tatsächlich mehrere prominente Schauspieler, die heiligen „Corona-Maßnahmen“, den „Diskurs“, als auch den Polit- und Medienbetrieb satirisch zu kritisieren. Bezüglich der allgemeinen „Ausgewogenheit“ des gesellschaftlichen Diskurses, vor allem in Talk-Shows schreibt Klöckner:

Wobei: Weder Wodarg noch Ballweg, noch sonst irgendjemand, der die Angst und Panik so, wie es angebracht wäre, relativieren wollte, hätte in einer der Polit-Talkshows sitzen können. Die Stühle waren nämlich besetzt. Hauptsächlich von Karl Lauterbach, von Karl Lauterbach und von Karl Lauterbach. Und dann war da auch noch Karl Lauterbach, Karl Lauterbach und nicht zu vergessen: Karl Lauterbach.

Klöckners Buch lässt sich wegen der vielen eingeschobenen, satirischen bis zynischen Kommentare sehr gut lesen. In Kapitel 9 widmet sich Klöcker der inquisitorischen „Befragung“ (oder eher: Exorzierung) Jan-Josef Liefers. Die auch von mir mit am meisten vermisste Debatte über unsere Grundrechte wurde bekanntlich leider vom Bundesverfassungsgericht in dieser Woche mehr als eindeutig beantwortet; jenes bekommt nicht nur wegen dessen Präsidenten ebenfalls sein Fett weg.

Wäre das „Werfen mit braunem Dreck“ eine olympische Disziplin, wären die Medaillenränge für die nächsten Jahrzehnte bereits an Deutschland vergeben. Die Unsitte, in Deutschland jede abweichende Meinung als „rechts“ zu framen, hat in der Tat inzwischen ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Und ich schreibe dies als vor allem anti-kapitalistisch geprägter Linker. Beim Dreckwerfen geht es m. E. meist auch nur um die eigene Überhöhung; als sei man, je mehr braunen Dreck man schmeißt, umso mehr „Mitte“. Matthias Burchardt verwendete hierfür neulich den passenden Ausdruck „Erzählungsstabilisatoren„.

„Verschwörungstheorien“ sind natürlich meist nicht nur rechts, sondern generell ganz, ganz böse. Auch wenn eigentlich jeder gute Enthüllungsjournalist (oder Kriminalist) im Grunde nichts anderes macht, als mehrere Ermittlungshypothesen zu entwickeln.

Ist an diesen Zeilen etwas auszusetzen? Nein, gewiss nicht. Sie stammen ja auch aus dem Jahr 1975. Wenn Sie indes heute auch nur den Namen Council on Foreign Relations erwähnen und dabei auf »die Eliten im Hintergrund« verweisen, dann würde Ihnen vermutlich wahrscheinlich das gesamte journalistische Feld samt seinem nackten Arsch ins Gesicht springen und Sie als ganz üblen Verschwörungstheoretiker brandmarken.

Nicht nur „Schwurbeln“ ist spätestens seit Frühjahr 2020 ein absolutes No-Go, sondern auch die Kritik an Bill – „Thank you for Leadership“ – Gates. Warum der gealterte, nerdige Softwareentwickler damals eigentlich eine Audienz in Tagesthemen erhielt? Und keine einzige kritische Frage gestellt bekam? Wie kommt man bitteschön dazu, dies zu hinterfragen? Eine Frechheit! Schließlich liegt niemandem mehr an unser aller Gesundheit, als diesem großzügigen Philanthropen!

Über die geschickte Schein-Kritik des Mainstreams an den „Impfvordränglern“ leitet Klöckner über zum Thema „Impfen„. Was wir gerade in diesen Tagen an „Impf“-Propaganda leben, übersteigt noch einmal das um Welten, was Klöckner in seinem im Spätsommer erschienenen Buch kritisiert; die Journaille verliert inzwischen wirklich jeglichen Rest an Hemmungen, wenn es darum geht, der gesamten Bevölkerung eine unwirksame, experimentelle Gentherapie gar mittels Gesetz direkt aufzuzwingen. Dieses Thema ist natürlich auch eng verknüpft mit der zunehmend ungehemmter gestellten Frage nach unwertem (ungeimpftem) und wertem (geimpftem) Leben. Und dem, was in Zeiten totalitärer, orwell’scher Umkehrung überhaupt noch als „Freiheit“ verstanden wird – oder werden darf.

Die abschließenden Kapitel befassen sich mit dem Magazin Rubikon, KenFM und den „Einkaufserlebnissen“ in der neuen Normalität. Klöckner beschließt sein Buch mit einer Forderung nach einem neuen Mediensystem; das alte sei inzwischen völlig entkernt:

Wenn zu viele Journalisten, die auf diese Weise ticken, ein Mediensystem dominieren, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das System völlig entkernt ist. Diese Entkernung hat längst stattgefunden. Was soll es an diesem System noch zu reformieren geben? Der Weltbildjournalismus, der Zombie-Journalismus ist sicher nicht reformierbar.

Klöckner weiß, dass die Lage derzeit relativ aussichtslos erscheint, hofft aber dennoch darauf, dass zumindest die alternativen Medien (die er ebenfalls in einigen Punkten kritisiert) ein Heilmittel gegen die Zombie-Seuche sein könnten. Auch wenn die Zeit eigentlich nicht vorhanden ist, um uns wenigstens noch einen Rest an Demokratie und Freiheit zu bewahren.


Siehe auch

  • Zombie-Journalismus | Im Rubikon-Exklusivinterview rechnet der Soziologe Marcus Klöckner mit den Machenschaften und Lügen der vierten Gewalt ab, die seiner Einschätzung nach die Demokratie längst verraten hat.
  • Zombies, die aus Medien springen | Eine Armee aus Zombie-Journalisten ist gerade dabei, alles zu töten, was uns lieb und teuer ist: Demokratie, Grundrechte und Meinungsfreiheit. Exklusivabdruck aus „Zombie-Journalismus“. | Rubikon.

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