Es ist schon wieder ein halbes Jahr her, als ich mit dem sogenannten „Radverkehrsbeauftragten“ der Stadt Pirmasens am 22. September 2021 mehrere Stunden lang durch das Stadtgebiet geradelt bin. Ich auf meinem MTB, er auf einem der städtischen Pedelecs. Zuvor hatten wir uns im Sommer bei Gersbach getroffen; u. a. wegen der blauen Mittelfinger, die mir die jeglicher Fachkompetenz unverdächtige Straßenverkehrsbehörde hier fröhlich-glucksend entgegenstreckte. Ich bemühte mich wirklich, in dieser von der Stadt geschaffenen Stelle nicht nur ein hohles Propaganda-Konstrukt zu sehen und war bereit, der diese Stelle auskleidenden Person eine Chance zu geben. Spätestens mit der (verweigerten) Stellungnahme zu meinem Einbahnstraßen-Antrag war das Thema für mich dann auch endgültig erledigt.
Eine „nette“ Anekdote in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass es bis zu diesem Termin im September zu mehreren Verschiebungen von Seiten des „Radverkehrsbeauftragten“ kam. Im Februar 2020 hatte hingegen ich mich gleich zu Beginn des legendären Gesprächs zu rechtfertigen, wie ich es überhaupt hätte wagen können, wegen Starkregens einen Termin beim OB kurzfristig abzusagen? Manche Tiere sind nun einmal gleicher als andere.
Doch eins nach dem anderen. Die Aussage, die kreisfreie Stadt Pirmasens habe einen „Radverkehrsbeauftragten“ ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Genau genommen ist diese Aussage nämlich nur zu 10 % korrekt, denn der städtische „Radverkehrsbeauftragte“ hat nur eine Halbtagsstelle. Und von den 20 Stunden, die er in der Woche für die Stadt Pirmasens arbeitet, beschäftigt er sich laut Auskunft der Pressestelle satte 20 % mit dem Thema Radverkehr. Das heißt also, dass die Stadt Pirmasens 4 – in Worten: vier – Stunden in der Woche für das Thema Radverkehr veranschlagt!
Dies wiederum passt in dieser hoffnungslosen Autostadt wunderbar zur damaligen Stellenausschreibung, in welcher die Stadtverwaltung einen Pkw-Führerschein und die Bereitschaft, seinen eigenen Pkw(!) auch für dienstliche Zwecke zu nutzen, zur Einstellungsvoraussetzung machte. Keine weiteren Fragen, euer Ehren!
Blaue Mittelfinger
Jedenfalls starteten wir damals unsere Runde am Winzler Friedhof. Wo man mir eben den blauen Mittelfinger zeigte, indem man einen parallel zur K 6 verlaufenden, mit dieser straßen- und straßenverkehrsrechtlich gar nichts zu tun habenden Wirtschaftsweg mit neuen beschilderte (und damit weiterhin auch gegenüber Kfz-Nutzern eine nicht existente Benutzungspflicht suggeriert), während man die Beschilderung in der Gegenrichtung entfernte und auf die hier in der Pfalz fast noch jungfräuliche, mich jedoch rechtlich ebenfalls nicht überzeugende Piktogramm-Lösung zurückgriff.
So kann und darf ich mich dort auch weiterhin von unterbelichteten, „ihr Revier“ verteidigenden Autofahrern anhupen, engüberholen oder mit der Scheibenwaschanlage nassspritzen lassen, wenn ich den direkten Weg über die K 6 in Richtung Windsberg nehme. Man muss dort natürlich in beiden Richtungen auf jeden Fall eine Beschilderung mit oder
vermeiden. Und auf jeden Fall die rechtsseitigen
behalten; schließlich ist diese (überwiegend innerhalb der geschlossenen Ortschaften liegende) Strecke in Richtung Gersbach auch viel, viel gefährlicher als in Richtung Winzeln.
Gehwegparker an der Winzler Sparkasse
Unsere Fahrt ging weiter in Richtung Pirmasens, wo wir an der Winzler Sparkasse für ein paar Minuten auf dem als „Parkplatz“ interpretierten Gehweg pausierten. Während wir da standen und ich zu erläutern versuchte, dass hier endlich Poller hingehören, damit dieser rechtswidrige und gefährliche, regelrecht anarchistische Zustand endlich endet, fuhr mir ein Rentner beinahe mit seinem Außenspiegel an den Ellenbogen. Anschließend besaß er auch noch die Chuzpe, sich darüber zu beschweren, dass wir hier auf dem Gehweg stünden und ihn so beim Parken behinderten.
Ich wies den alten Sack mit seiner brav übergestreiften Gesichtswindel auf den Hinweiszettel neben der Tür hin; dass das hier kein Parkplatz sei. Regeln sind halt aber doch nicht immer Regeln; zumindest dann nicht, wenn man ein Auto unterm Arsch hat. Dabei kostet das Gehwegparken (eigentlich) auch mindestens 55 Euro.
Vor einiger Zeit fragte ich beim „Radverkehrsbeauftragten“ nicht nur nach, warum dort immer noch keine Poller stehen, sondern auch, warum die Sparkasse (die inzw. auch die örtliche VR-Bank als Untermieter für den Automatenraum gewonnen hat) dort zwischenzeitlich den (keinerlei Standards erfüllenden, uralten) Felgenbrecher entfernt hat? Und warum er sich in seiner Funktion nicht dafür einsetzt, dass dort endlich was Gescheites hinkommt? Die „Antwort“ könnt ihr euch sicher denken.
K 6 Winzeln – Pirmasens
Nun denn; um langsam zum aktuellen Auslöser dieses Beitrages zu kommen. Wir fuhren also weiter in Richtung Pirmasens. Die Evolution der Beschilderung des Wegelchens an der K 6 lässt sich anhand der folgenden vier Fotos veranschaulichen.
Im August 2013 stand dort auf der linken Seite noch gar kein Verkehrszeichen; also galt in Richtung Stadt eindeutig eine Fahrbahnbenutzungspflicht für Radfahrer. Daran haben sich die hiesigen, sich vor Autofahrern stets tief verneigenden und regelrecht ins Gebüsch springenden, deshalb fast ausschließlich auf den (zugeparkten) Gehwegen radelnden Sklaven natürlich kaum gehalten.
Es folgte die mich vollends auf die Palme gebracht habende Neubeschilderung im Frühjahr 2017, als wegen dem Genöle irgendeines angehupt worden seienden Radfahrers der damalige Leiter der Straßenverkehrsbehörde einfach ein linksseitiges hinknallte, obwohl man das Scheißwegelchen an dieser Stelle (wegen einer durchgezogenen Linie und einer „Felspassage“) gar nicht (legal) erreichen konnte. Wo die überwiegende Zahl der Radfahrer (wie eh und je) rumeierte, sieht man auf dem folgenden Foto.
Im September 2017 wurde dann aufgrund meiner wütenden Einwände aus dem rechtsseitigen „Geh- und Radweg“ (in Richtung Winzeln) per
plötzlich in Richtung Pirmasens ein linksseitiger Gehweg, der für Radfahrer freigegeben wurde. Das heißt (weiß keiner und interessiert auch keinen) Schrittgeschwindigkeit; das folgende Foto wurde im Mai 2020 aufgenommen.
Im Mai 2021 wurde dann eben aus diesem linksseitigen, für Radfahrer freigegebenen Gehweg wiederum ein nicht benutzungspflichtiger Geh- und Radweg, der eben mit einem linksseitig alleinstehenden und auf den Boden gemalten Piktogrammen ausgewiesen wurde; das abschließende Foto stammt vom 26. Juni 2021.
Einmündung L 600
Jetzt sind wir immer noch nicht beim eigentlichen Thema angelangt. Jenes überflüssige Wegelchen ist (meiner Meinung nach ausschließlich nur, um mir eine reinzuwürgen!) eben immer noch in Richtung Winzeln rechtsseitig mit beschildert. Auch über den freilaufenden Rechtsabbieger an der Einmündung der L 600 hinweg, inkl. eines für mich klar rechtswidrigen „kleinen“
.
Warum ich vor allem den Abschnitt zwischen der Einmündung „Am Gottelsberg“ und dem Zubringer zur L 600 für nicht straßenbegleitend und daher für nicht benutzungspflichtig halte, habe ich u. a. in diesem Beitrag ausgeführt. Ein Glätteunfall, als auch ein Unfall mit einem verletzten Kind in diesem Bereich konnten auch die neue Leiterin der Straßenverkehrsbehörde nicht veranlassen, an der „gespaltenen Vorfahrtregelung“, als auch an der Benutzungspflicht etwas zu ändern. Man spielt viel lieber Beamten-Mikado. In unzähligen Beiträgen meiner Alltagserlebnis-Reihe (zum Beispiel) verwies ich auf die immer wieder dort auf der Furt stehenden und wartenden motorisierten Arschlöcher.
Und so standen der „Radverkehrsbeauftragte“ und ich dann eben im vergangenen September auf dem kleinen Hügelchen hinter der Einmündung – und sahen uns für ca. eine Viertelstunde lang Live und in Farbe an, was dort geschieht. Und es geschah das, was ich dort nahezu immer erlebe: Die überwiegende Zahl der ihr
beachten müssenden Kfz-Nutzer wartet eben nicht vor der Furt, sondern auf jener. Für teils 10, 20, 40 oder noch mehr Sekunden. Eine Rolle könnte dabei unter anderem spielen, dass vor allem nach rechts schon seit einiger Zeit mehrere kleinere Bäume wachsen und diese die Sicht nach rechts einschränken.
Hat nun die Tatsache, dass ich den „Radverkehrsbeauftragten“ vor über einem halben Jahr höchstpersönlich dorthingeschleift habe und der diesen Sachverhalt auch in seinem (viele Auslassungen beinhaltenden und einen eigenen Beitrag wert seienden) „Bericht“ erwähnte, zwischenzeitlich dazu geführt, dass der LBM (dem erbittertsten Verfechter jeglicher Blaubeschilderung überhaupt) als Baulastträger wenigstens das Grünzeug weggeschnitten hätte? Natürlich nicht.
Ich werde bei nahezu jeder Vorbeifahrt über die Fahrbahn darin bestätigt, mir nicht am freilaufenden Rechtsabbieger rechtswidrig die Vorfahrt bzw. meinen Vorrang nehmen zu lassen. Und obendrein hinter der kleinen Insel dann auch nochmal vor einem hauptsächlich nach links abbiegen oder geradeaus wollenden Vollidioten anhalten zu müssen, der eben jene Furt vollständig blockiert.
Da ich heute die große Kamera mit dabei hatte, stellte ich mich dort einfach mal wieder für ein paar Minuten hin. Lustigerweise verhielt sich die Person am Steuer des ersten linksabbiegenden Pkw vorbildlich. Was u. a. auch daran gelegen haben könnte, dass jenes Fahrzeug kein „PS“-Kennzeichen, sondern eines aus „DI“ hatte. Und man dort in der Fahrschule auch lernt, wie man als Autofahrer mit jeder Art von „Radweg“ korrekt umzugehen hat.
Es dauerte nicht lange, da erbarmte sich (passend zum Autohaus im Hintergrund; Siehe das Beitragsbild) der Fahrer eines dunklen Citroën (ein Einheimischer), der mindestens 20 Sekunden lang die Furt nahezu vollständig blockierte.
Wieder kurze Zeit später veranschaulichte dann sogar das Deutsche Rote Kreuz in perfekter Weise, warum ich „Radwege“ – und insbesondere dieses absolut überflüssige Scheißwegelchen – generell zum Kotzen finde. Diese Ghettos schaffen im Detail mehr Probleme als Lösungen. Sie sind die reinste Schikane, die institutionalisierte Diskriminierung in Form der von den Nazis erfundenen Verkehrsmittel-Apartheid. Der befiltertütete Krankenwagenfahrer hielt nicht einmal kurz an, bevor er die Furt blockierte, sondern fuhr ohne Halt vor bis zur Fahrbahn.
Ebenfalls grandios der Fahrer des rechtsabbiegenden schwarzen Kombis, der sich zwischendurch sehr weit (auch über die Furt hinweg) vortasten musste, weil er ja hinter dem großen, bis ganz nach vorne gefahrenen DRK-Fahrzeug nix sah. Sage und Schreibe 44 Sekunden lang hatte dessen Fahrer die Furt unbenutzbar gemacht; nicht nur Radfahrer aus beiden Richtungen, sondern auch Fußgänger (nochmal im Detail ein sehr spezielles Thema) hätten dort anhalten und warten müssen. Man stelle sich mal vor, was da losgewesen wäre, wenn er einfach in gleicher Weise den von links querenden Fahrstreifen der K 6 blockiert hätte.
Über den „Radverkehrsbeauftragten“ und unsere Tour, als auch die dabei thematisierten Punkte, werde ich bei Gelegenheit noch den ein oder anderen weiteren Beitrag verfassen. Wie zu Beginn angedeutet, hat jener die Ausflucht der Stadtverwaltung, man könne auch weiterhin keine einzelnen Einbahnstraßen für Radfahrer freigeben, weil man hierzu noch ein „Konzept“ bräuchte, einfach abgenickt. Er hat ja auch keine andere Wahl, schließlich wird seine Stelle (das ging für mich aus unseren Gesprächen eindeutig hervor) gar nicht in radverkehrsrelevante Entscheidungen mit eingebunden. Sowas nennt man gemeinhin „Feigenblatt“. Ich zog neulich mal Bilanz, welche Fortschritte ich in Pirmasens seit dessen Amtsantritt registriert habe: Gar keine!
Der einzige „Radverkehrsbeauftragte“, der dieser unfähigen und unwilligen Stadtverwaltung mal richtig Feuer unterm bräsigen Hintern gemacht hätte, wäre ich gewesen. Aber mich wollte man ja – aus absolut unerfindlichen Gründen – nicht.