Coronoia: Lagerdenken

Über die Causa „Corona-Ausschuss“ habe ich mich ja vor einiger Zeit bereits geäußert. Dass auch im alternativen Medienbereich gewisse persönliche Connections hilfreich sind, um das Bild, welches über einen gezeichnet wird, zu steuern oder zu beeinflussen, wird aktuell wieder mal von apolut bestätigt. Rüdiger Lenz bietet Reiner Füllmich „eine Bühne“ (wie man das heute, in den Zeiten der Cancel-Culture so schön sagt), um seine Sicht der Dinge bzgl. des Streits mit den restlichen Mitgliedern des Corona-Ausschuss zu präsentieren. Nun soll die Gegenseite auf ein Angebot, ihre Sichtweise darzulegen, nicht reagiert haben. Dies entbindet apolut bzw. Lenz aber auch nicht, kritische Nachfragen zu stellen.

Aber darum soll es in diesem kurzen Beitrag gar nicht gehen. Vielmehr frustriert es mich einmal mehr, dass auch in unserer Szene ein nicht unerheblicher Teil der Menschen dazu neigt (ich verweise auch auf den Kommentarbereich unter dem apolut-Beitrag), sich unbedingt irgendeiner Version (und somit einer Person bzw. einem Lager) „anschließen“, irgendwem die Schuld an der Eskalation geben zu müssen.

Die (für mich) schlichte Erkenntnis, dass es die systemimmanenten (vor allem eben finanziellen und soziologischen) Faktoren sind, die jede alternative Gruppierung früher oder später immer zersetzen und implodieren lassen, ist für andere irrelevant oder wird gar nicht erst zur Kenntnis genommen. Man doktert ein wenig an Symptomen herum – aber ignoriert die Krankheit.

Es geht nicht wenigen einmal mehr darum, bestimmte Personen als „gut“ oder „böse“ abzustempeln, obwohl es eigentlich offenkundig ist, dass hier in der Summe alle Beteiligten über ihre teils extrem aufgeblasenen Egos, aber eben auch die Tatsache, dass (nicht grenzen- und endlos fließendes) Geld nun einmal eben selbst den größten Idealisten korrumpiert, stolperten.

Es kann in einem System der totalen (und eben vor allem finanziellen) Abhängigkeit, in welchem wir uns im Rahmen des Kapitalismus nun einmal befinden, eigentlich quasi gar nicht anders enden. Und man benötigt hierfür eben auch gar keine direkte Korruption oder Agenten. Man muss den „freien Markt“ und den damit verbundenen Zwang, permanent finanzielle Mittel zu generieren, um seinen „Lebensstandard“ zu halten, nur seine Arbeit erledigen; diese Mechanismen lang- und mittelfristig wirken lassen.

Doch anstatt den Fokus darauf zu lenken und sich weiter vor einem Social-Credit-System zu fürchten (welches wir eigentlich schon längst haben, nur halt noch mit dem Pflästerchen namens „Bargeld“), blendet man dies weiterhin aus. Und regt sich in personifizierter Form über die (an sich logischen, regelrecht zwangsläufigen) Folgen eines Systems auf, welches man auch weiterhin nicht wirklich in Gänze in Frage stellen möchte.

Und man tut dies natürlich auch, weil man offenkundig weiterhin „Führung“ benötigt; es einem genügt, einem Füllmich oder einer Fischer (weitestgehend unkritisch) hinterherzurennen – und die eine Version als unbedingt glaubwürdig, die andere als „spalterisch“ zu bewerten. Anstatt den kindischen und egozentrischen Knallchargen in der Summe vorzuwerfen, sich nicht zusammengerissen, den Versuchungen, in die (von naiven, sich von ihrer ganz persönlichen Verantwortung, im Alltag Nein zu sagen, im Stile eines Ablasshandels freikaufen wollenden Spendern) prall gefüllte Keksdose zu greifen, nicht widerstanden zu haben.

Dieses Verhalten zeigt ebenfalls, dass man sich gar nicht großartig vom Rest der Schafe unterscheidet. Man will eben doch immer zu irgendeinem (größeren) Lager gehören und die jeweils andere verdammen. Ich bleibe lieber Eremit. Und hasse einfach alle.

Ein Gedanke zu „Coronoia: Lagerdenken“

  1. Wenn man auch tatsächlich nicht mehr erwarten kann, haben sie doch einen großen, vielleicht sogar den größten, Teil der Aufklärung geleistet, unabhängig von dem, was da nun kommt.
    Oh, die Kommentare scheinen interessant zu sein, Lenz antwortet.

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