Eichmänner hinterm Lenkrad

Lemberg

Das ist wirklich irre lustig; dass ich just aktuell eine „Diskussion“ mit dem Publicviewer habe, in welcher er mir gar eine „Autofahrerphobie“ vorwirft. Ja, mir ist klar, dass meine Kfz-kritische Haltung mich in den vergangenen Monaten einige Leser gekostet hat. Ich habe allerdings auch keine Lust, all das zu wiederholen, was ich in mehreren anderen Beiträgen über den für normal erachtet werdenden Verkehrsmittel-Rassismus geschrieben habe; hat man es doch schon damals nicht für nötig gehalten, dieses Thema zu diskutieren. Ich hoffe zwar, weil man ob dieser blinden Flecke peinlich berührt war; befürchte aber eher, dass eben in jedem Autofahrer ein kleiner Fascho steckt, der mit Diskriminierung kein Problem hat, wenn sie ihn selbst nicht betrifft.

Ja, ich bin mir sicher, dass der liebe, ach so anarchistische Publicviewer, wäre er zufällig vor Ort gewesen, anlässlich des heutigen Zwischenfalls auf der L 486 zwischen Langmühle und Lemberg sofort seinem Auto-Coronazi-Kumpel beigesprungen wäre. Was war geschehen? Ein automobiler Herrenmensch fährt bei völlig freier Gegenfahrbahn vorsätzlich mit vielleicht 25 bis 30 cm Abstand an mir vorbei. Mein Vergehen? Natürlich – ich habe als Nigger des Straßenverkehrs die unverzeihliche Sünde begangen, den „Raaaaadwäääääg“ nicht zu benutzen.

Nur dumm für dieses minderbemittelte Arschloch, dass auch dieses Ghetto noch nie ein solcher war; ich musste die rechte Seite damals noch nicht einmal entbläuen lassen, weil die unfähigen Idioten in den zuständigen Behörden ja nicht einmal das gerafft haben, dass sich links- von rechtsseitigem Blau fundamental unterscheidet und man nach einer Querung eines linksseitigen Wegelchens rechts ein Gemeinsamer Geh- und Radweg neu anordnen muss.

Doch interessieren solche „Feinheiten“ in der gelebten Praxis, in welcher nicht die StVO, sondern das Recht des Stärkeren gilt, eben niemanden. Vor allem dann nicht, wenn man sich eben für einen privilegierten Übermenschen hält, der sein Revier gegen illegale Eindringlinge verteidigen muss.

Also nutzt man eben, sonst nur ein jämmerlicher, von jeglicher Sachkenntnis ungetrübter Schwächling ohne jeden Mumm in den Knochen, ein tonnenschweres Gefährt, um den anderen mit dem Mittel der Gewalt zu „erziehen“, zu nötigen, einzuschüchtern und ihn zu bedrohen. Ohne jede Not. Ohne jeden Nachteil; selbst bei freier Gegenfahrbahn. Aus Prinzip. Der Nigger hat sich gefälligst zu verpissen!

Nun könnte man wieder fragen, warum ich mir das all die Jahre antue? Ich opfere mich eben der soziologischen Wissenschaft. Ich sammle über die Jahre Belege für das, was ein Auto mit dem Charakter eines Menschen anstellt. Es ist – auch wenn das keiner hören will – dasselbe, was die Spritze mit den Anhängern des Vakzionalasozialismus gemacht hat: Es zerstört den hauchdünnen Firnis der Zivilisation – und lässt den kleinen Fascho aus ihnen herausspringen.

Bei der Aktion kamen meiner Meinung nach mehrere Straftatbestände zusammen. Denn der Vollidiot kehrte ob meines „Grußes“ in Höhe der Lemberger Müllhalde um. Und belegte im anschließenden „Gespräch“ umgehend, dass er vorsätzlich gehandelt hat:

Leute wie Sie sollte man über den Haufen fahren!

Wow! Auch noch neben der unmittelbaren physischen Bedrohung und Nötigung durch das unnötige Engüberholen obendrein auch noch eine weitere Ankündigung, missliebige Radfahrer im Fall der Fälle auch zu töten oder schwer zu verletzen.

Verständlich, dass mein „Tonfall“ nicht gerade gedämpft war; sondern dass ich sehr laut wurde. Natürlich versuchte er in seiner völligen Unkenntnis der Rechtslage, mein „Vergehen“, nicht „den Radweg“ (der keiner ist) benutzt zu haben, als Begründung für sein kriminelles und strafbares Verhalten anzuführen. Meine Frage, woran er überhaupt festmacht, dass dies ein „Radweg“ sei, konnte er nicht beantworten. Das sei halt einer. Ob er § 2 (4) StVO kennen würde? Es kam natürlich nichts.

Die Krönung war: Neben ihm saß in einem Kindersitz ein vielleicht dreijähriges Kind. Ein ca. 30 Jahre alter Familienvater benimmt sich wie der übelste Eichmann, weil er es nicht ertragen kann, dass ein Radfahrer-Nigger etwas in Anspruch nimmt, was seiner Ansicht nach diesem automobilen Herrenmenschen vorbehalten sei. Das war dann auch seine Begründung, warum er das Gespräch sehr früh wieder beendete. Er müsse sich hier nicht vor seinem kleinen Kind anschreien lassen. Ja, du Opfer!

Und dann komme ich heim – und muss mir von einem Publicviewer sagen lassen, ich(!) hätte sie nicht mehr alle; ich hätte eine „Autofahrerphobie“? Und all das, weil ich es grundsätzlich nicht für verdammenswert halte, wenn Autofahrer, die sich in dieser Ungesellschaft eben wie die Axt im Walde verhalten, hin und wieder halt auch mal von Privatpersonen angezeigt werden? Mir stünde es grundsätzlich also auch nicht zu, einen solchen dreckigen Fascho auf Rädern anzuzeigen?

Victim Blaming in Reinkultur. Aus der eigenen Diskriminierung als „Ungeimpfte“ absolut gar nichts gelernt. Ich erlebe tagtäglich im Straßenverkehr die Banalität des Bösen im Sinne Hannah Arendts. Passend hierzu nahm mir später in der Stadt ein linksabbiegender Rentner noch eiskalt die Vorfahrt. Im „Unfallbericht“ hätte die höchst objektive (autofahrende) Polizei dann wieder was von wegen „übersehen“ geschrieben. Nur blöd, dass ich kurz Augenkontakt mit diesem Wichser hatte – und er trotzdem in die Kreuzung gebrettert ist.

Aber ja, es liegt sicher an meiner „Autofahrerphobie“, dass ich dieses faschistische Gebaren von Menschen, die meinen, es sei ein Menschenrecht, ein beschissenes Auto zu besitzen, im zunehmenden Maße kritisch sehe. Und was das „Denunzieren“ betrifft: Ich war abschließend noch im Kaufland. An der Ecke – in Sichtweite der Polizei – standen wieder zwei Wichser mit ihren Scheißkarren im Kurvenbereich einer abknickenden Vorfahrtstraße halb auf dem Gehweg trotz Halteverbot. Warum sollte irgendwer ein schlechtes Gewissen haben, wenn er so ein asoziales Verhalten halt auch mal anzeigt; wenn es die zuständige Behörde vorsätzlich unterlässt? In dem Wissen, dass die zuständige Behörde eh nichts tun wird; weil sie aus zu Gärtnern gemachten Böcken besteht?

Aber zurück zum Eichmann mit SÜW-Kennzeichen (also auch noch ortsfremd!): Werde ich ihn anzeigen? Nein. Bringt eh nichts; nicht bei dieser Autofahrer-Justiz. Eher fahre am Ende ich ein – wegen „Beleidigung“.


Siehe auch

https://www.ps-radler.de/?p=9902

Coronoia: Eichmänner und -frauen

7 Gedanken zu „Eichmänner hinterm Lenkrad“

  1. Dir geht es wie mir:
    Beides habe ich in den letzten Monaten erlebt:

    – enges Heranfahren an völlig freier Straße mit Radweg (Tempo-30-Zone und Radweg war nicht ausgeschildert, also durfte ich auf der Straße fahren). Das ist mir sogar mehrfach an der Straße passiert.

    – Rechts abbbiegen, nachdem der Fahrer mich vorher noch aus dem Auto angeguckt hatte. Mit schlechten Bremsen an meinem Fahrrad wären wir kollidiert.

    Auch bei Autofahrern untereinander nimmt die Rücksichtslosigkeit zu.

    Ich kann das Verhalten dieser Menschen nicht nachvollziehen, zumindest nicht im Guten.

    Das sind wirklich körperliche Bedrohungen.
    Ich sagte schonmal zu meiner Frau: „Das Gefährlichste sind hier auf der Straße nicht Überfälle, sondern Spießer.“

  2. Es wird mittlerweile viel zu viel beschimpft, beleidigt und diskriminiert. Ich halte es für wenig zielführend und sinnvoll, wenn wir freien und alternativen Medien diesen Weg auch beschreiten. Überlassen wir das doch bitte den Staatsmedien! Darüber hinaus ist Autofahrer vs. Fahrradfahrer ein herrliches Spaltungsthema. Das freut die Elite! Soll der Pöbel sich hier die Köppe einschlagen, solange sie nicht über die Eigentumsfrage reden.

    Ich sehe das auch viel differenzierter. Ich fahre öfters Fahrrad in Berlin und mich nerven vor allem andere Fahrradfahrer. Denn hier hält sich keiner an rote Ampeln oder Verkehrszeichen. Sie fahren wie sie wollen. Mein bester Freund ist Fahrschul-Lehrer und ihn nerven vor allem andere Autofahrer und weniger die Fahrradfahrer.

    Nicht zu vergessen: jeder Auto- und Fahrradfahrer kann zugleich auch der Lehrer, der Beamte, der Politiker, der Querdenker, der Rebell oder der Sonstwas sein. Hier zu verallgemeinern und auf „Faschisten“ oder „Coronazis“ zu schließen, halte ich für wenig nachvollziehbar.

    1. Es geht hier aber nicht ums „nerven“! Du kannst in jeder jährlichen Statistik nachlesen, wer im Straßenverkehr wen umbringt (und wer daran die Schuld trägt). Von daher hinkt jede Relativierung bzgl. automobiler Gewalt und Fahrlässigkeit.

      Weißt du, woran unser „Widerstand“ auch generell krankt: Dass er zu brav – und überhaupt nicht zornig und wütend über das ist, was tagtäglich geschieht. Schafe, die sich still und leise, ohne jeden Widerstand schächten lassen. Und das betrifft eben vor allem auch die Sprache; die eine elitäre Schicht einfach nach Belieben kriminalisiert und für „illegal“ erklärt hat. Wer mich umzubringen, zu verletzen oder zu nötigen versucht, den bezeichne ich als Arschloch. Und ich finde, dass ich hierzu jedes „Recht“ habe. Alles andere ist distinktive Selbstunterwerfung.

      Wobei das eh egal ist; da ich davon ausgehe, dass ich nach der erwartbaren Niederlage morgen auch diesen Blog einstellen und löschen werde. Ich habe es mir inzwischen eh mit allen verschissen. So bin ich halt.

    2. Nochmal zur Klarstellung; weil es einfach so bezeichnend ist: Da wird mir vorsätzlich physische Gewalt angetan – und auch noch damit gedroht, mich umzubringen oder zu verletzen – und keiner hält das überhaupt für erwähnenswert! So sehr wurde das Empfinden von „Normalität“ im Straßenverkehr bereits pervertiert. Quod erat demonstrandum.

      Danke für eure „Solidarität“.

  3. Lieber Dennis,

    ich wollte schon auf deinen letzten Beitrag antworten, wusste aber ehrlich gesagt nicht, was und wie. Nun, wo dein regelrechter Hass auf ALLE Autofahrer noch deutlicher wird, möchte ich doch auch meine Sicht schildern.

    Ich bin sowohl Fahrrad- als auch Autofahrerin und kenne und sehe also beide Seiten. Ich lebe in der Studentenstadt Freiburg, in der ähnlich wie in Münster sehr viele Fahrradfahrer unterwegs sind, die Straßen aber längst nicht überall den Bedürfnissen der Radler angepasst sind und es viele gefährliche Strecken/Ecken gibt, an denen man höllisch aufpassen muss, nicht mit Autos zu kollidieren. Es müssten also noch mehr – sichere -Radwege gebaut werden, auch wenn sich nach und nach etwas tut. Einer der alten Radwege war gleichzeitig Fußweg und war eigentlich ein erhöhter Bürgersteig mit Mauer auf einer Seite. Dort bin ich als Radfahrerin beim Überholen/Entgegenkommen von Fußgängern oder Überholtwerden von anderen Radlern manchmal panisch geworden, weil rechts die Mauer drohte und links der hohe Bordstein samit Sturz auf die vielbefahrene Straße. Inzwischen wurde die Fahrbahn für Autos auf eine Spur reduziert, der Bürgersteig ist nur noch für Fußgänger und die ehemalige rechte Fahrbahn wurde zum Radweg. Nun traue ich mich wieder, dort entlangzufahren, doch vorher war die Panik einmal so schlimm, dass ich abgestiegen bin und geschoben habe. Insgesamt erlebe ich die Autofahrer als Radfahrerin als wesentlich unbesonnener als umgekehrt.

    Zu meinen Erlebnissen als Autofahrerin: Ich habe noch nie eine Stadt erlebt, in der die Radfahrer sich derart als Götter fühlen, absolut dreist fahren und ständig alle Verkehrsregeln übertreten. Täglich mehrmals könnte ich jemanden vom Rad holen, der mir die Vorfahrt nimmt, plötzlich aus Hauseingängen auf die Straße jagt, in der Gegenrichtung aus Fußwegen kommt, im Dunkeln ohne Licht fährt etc.. Außerdem fährt man hier oft zu dritt in Bummeltempo nebeneinander und behindert den Verkehr. Man müss auch als Autofahrer höllisch aufpassen und sogar noch mehr als als Radfahrer, niemanden umzufahren und ständig auf seine Rechte verzichten. Mir ist es schon mehrfach passiert, dass ich für Radfahrer stark auf die Bremse treten musste, die wie oben berichtet aus Einfahrten auf die Straße schossen oder mir aus falscher Richtung entgegenkamen und dass diese Falschfahrer mir dann noch drohend den Stinkefinger zeigten oder aggressiv schimpften.

    Ich finde es unmöglich, dass du dafür bist, Falschparker zu denunzieren, was ja auch eine einseitige Angelegenheit wäre, denn Radfahrer kann man nicht denunzieren, da sie kein Kennzeichen haben – wobei ich selbstverständlich überhaupt jegliches Denunziantentum ablehne.

    Abgesehen davon wünsche ich dir, dass du weiter kritisch und wortgewaltig bleibst, dabei aber nicht immer alle Autofahrer/Menschen über einen Kamm scherst und nicht vollständig verbitterst, das fände ich zu schade.

    1. Auch du hast nicht verstanden, worum es geht. Ist aber okay.

      Dann würde ich es mir konsequenterweise auch verbitten, Corona-Kriminelle zu „denunzieren“. Also auch den kleinen Arzt im „Impfzentrum“, der für massig Kohle die Leben von Menschen riskiert. Oder den Hetzer in der Zeitung. Oder den Kneipen- oder Kioskbetreiber, der keine „Ungeimpften“ mehr bei sich haben will.

      Parkt doch einfach mal nach den Regeln? Dann „denunziert“ euch auch niemand.

      Vor ein paar Jahren habe ich auch einen „denunziert“, der hinter mir von der Fahrbahn abkam und einen Leitpfosten umgefahren (und Unfallflucht begangen) hat. War das auch „böse“ von mir? Oder hab ich evtl. durch mein „Denunzieren“ dafür gesorgt, dass ein Säufer aus dem Verkehr gezogen wurde? Jeden Tag sehe ich unheimlich viele Arschlöcher, die es für ein Menschenrecht halten, am Steuer ihr Scheiß-Handy zu benutzen. Lass sie doch ein Kind totfahren. „Upsi! Übersehen!“; kann ja (schreibt die Polizei ja auch täglich) mal vorkommen! Hauptsache nicht „denunziert“? Jeden Tag sind die Polizeiberichte voll von Leuten, die auf Parkplätzen Unfallflucht begehen. Was ist eigentlich gute und böse „Denunziation“?

      Ihr lieben Autofahrer verhaltet euch im Kern exakt so wie die Corona-Täter: Absolut kein Unrechts- oder Problembewusstsein. Nur ICH, ICH, ICH!

      Aber ja; sagt mir doch bitte, wie ich als ungeimpfter radfahrender Untermensch nicht „verbittern“ soll?

      1. Sorry, ich fühle mich von deinen Worten absolut nicht angesprochen (ihr Autofahrer, kein Unrechts- und Problembewusstsein, nur ich, ich, ich).
        Abgesehen davon ist es ein Unterschied, ob ich einen Falschparker denunziere, der den Verkehr nicht behindert, oder einen Autofahrer anzeige, der tatsächlich Menschenleben gefährdet. Und ich bin hier mit Publicviewer einig: Wer Giftspritzen verabreicht, der ist ein Mörder. Der gehört vor Gericht und der muss nicht „denunziert“ werden, denn der ist bekannt. Aber bevor wir uns hier in Wortspielen und Definitionen verlieren: Ich habe keine Lust darauf, dass du mich so aggressiv angehst und in einen Topf mit der Gesamtheit deiner verhassten Autofahrer wirfst.

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