Wurde die Pirmasenser Fußgängerzone für Radfahrer freigeben?

Am 27. Mai sollte eigentlich ein Beitrag in der Pirmasenser Zeitung (der Link wird wohl bald tot sein) erscheinen, in welchem meine Sichtweise zu meiner gescheiterten Schillerstraßen-Klage dargelegt wird. Er erschien dann eine Woche später. Ich selbst lese diese Zeitung nicht, kriege aber immer von einer Bekannten eine e-mail, wenn mal wieder mein Name fällt oder gerade in Sachen illegaler Umleitung für mich etwas interessant sein könnte. Nach einigen Tagen klickte ich mal wieder das stark eingeschränkte Internetangebot der PZ an – und bemerkte, dass am 27. Mai auf der Titelseite darüber berichtet wurde, dass die Pirmasenser Fußgängerzone für Radfahrer freigegeben worden sei. Schon als ich das Foto mit dem behelmten OB Zwick sah, wusste ich, dass seine Verwaltung mal wieder Scheiße gebaut hat.

Ja, Verzeihung für die drastische Wortwahl; aber ich kann dieses inkompetente Elend einfach nicht mehr anders bezeichnen. Es ist über fünf Jahre her, da forderte ich in meinem ersten Gespräch mit dem ehemaligen Leiter der Straßenverkehrsbehörde genau das: Die Freigabe der Fußgängerzone (zuerst einmal probeweise) in den Abendstunden für den Radverkehr. Die Verwaltung tat das, was sie immer tut, wenn ich irgendwas fordere: Nichts. Oder das exakte Gegenteil davon. An der grundlegenden Situation hat sich in den letzten fünf Jahren eigentlich auch nix geändert; nur brauchte man halt aktuell mal wieder etwas, um seinen blanken Radfahrerhass mit hübscher Propaganda zu übertünchen.

Nun also hatte die PZ an diesem Tag berichtet, die Fußgängerzone sei für Radfahrer freigegeben worden. Machen wir doch auch einfach mal einen „Faktencheck“? Wir sehen auf dem folgenden Foto die Beschilderung am nördlichen Ende der Fußgängerzone (Hauptstraße), wo auch von rechts die (verkehrlich) als Sackgasse konzipierte Ringstraße einmündet.

Ja, man erkennt die tragische Ironie (vor allem im Hinblick auf meine Klage zur Freigabe der ersten Einbahnstraße in Pirmasens überhaupt) schon auf jenem ersten Foto; an dem über dem Zeichen 242.1 thronenden Zeichen 267 Verbot der Einfahrt. Wenn diese Stadt etwas kann, dann das: Einbahnstraßen! Deren gesamte „Verkehrspolitik“ ist eine einzige Einbahn-Kraftfahrstraße.

Auf dem nördlichsten Abschnitt ist sie immerhin bis zur Einmündung der Bahnhofstraße eine unechte Einbahnstraße, denn es fehlt dort ein entsprechendes (korrespondierendes) Zeichen 220 Einbahnstraße. Korrektur; Siehe den Folgebeitrag.

Also radelt man erst einmal leicht abschüssig weiter in Richtung Süden. Nach einer Weile mündet von rechts die Brückengasse ein; die eigentlich nur als alternative Zufahrt zum Parkhaus dient. Für Radfahrer hat diese Einmündung jedoch eine besondere Bedeutung; denn ab dieser darf man die Fußgängerzone definitiv nur noch in Richtung Süden befahren, da es sich ab hier um eine (auch nicht für Radfahrer freigegebene) Einbahnstraße handelt.

Das Abbiegegebot per Zeichen 209 Vorgeschriebene Fahrtrichtung Rechts nach rechts stellt dies auch noch zusätzlich klar.

Korrespondierende Verbot der Einfahrt auf der linken Seite (bergauf) fehlen allerdings (erst einmal). Aber nach dem alten Motto gilt auch hier: Wer sein Fahrrad liebt, schiebt. Auf dem folgenden Foto erkennt man leider nicht das weitere, hinter der Einmündung der Fröbelgasse (rechts) hängende Verbot der Einfahrt.

Absolute Gewissheit erlangt man spätestens an der Einmündung der Pfarrgasse: Radfahrer dürfen ab hier die Fußgängerzone wegen des Verbot der Einfahrt nicht mehr weiter in Richtung Süden befahren und müssen jene dort (ebenfalls per Abbiegegebot) nach rechts verlassen.

Ich bin in der Vergangenheit hin und wieder (um am Automaten Briefmarken für meine Schriftsätze ans VG Neustadt zu kaufen) bergab zur Post gerollert. Die dortige Ampelanlage (zur Schäferstraße) gehört zu den unzähligen in der Stadt, deren Induktions-Sensoren Fahrräder nicht erkennen (die Verwaltung interessiert sich auch hierfür seit Jahren einen feuchten Scheiß). Das heißt, man wartet dort (wenn kein Auto von hinten kommt oder ein Fußgänger um Grün bettelt) ggf. auch mehrere Stunden auf Grün.

Machen wir nun einen Sprung und schauen uns die Beschilderung am südlichen Beginn der Fußgängerzone im Bereich der dort von der Hauptstraße abzweigenden Sandstraße an; dort wird seit einiger Zeit gebaut.

Aber auch aus dieser Richtung endet die „Freigabe“ bereits an der Einmündung der Pfarrgasse jäh:

Fazit

Die (in mir eigentlich nur noch ein Gefühl grenzenloser Fremdscham auslösende) Straßenverkehrsbehörde hat die Fußgängerzone faktisch nur auf einzelnen Abschnitten in Richtung Süden freigegeben – und die (uralte) Ausweisung der Hauptstraße als Einbahnstraße bei dieser „Freigabe“ offenkundig vollkommen ignoriert. Oder es war der Leiterin dieser Behörde nicht bewusst, dass eine Freigabe einer Fußgängerzone keine in dieser Zone angeordneten Einbahnstraßenregelungen aufhebt bzw. überlagert. In Richtung Norden ist sie faktisch (bis auf den kurzen Abschnitt zur Pfarrgasse) aufgrund der Einbahnstraßenregelungen nicht für den Radverkehr freigegeben.

Doch davon bekommen die Leser der PZ, als auch zahlreiche Radfahrer, die ich während meiner eigenen Erstbefahrung vorhin sah, nichts mit. „Ist doch toll, was die Stadt da macht! Die Verwaltung wird sich da schon was bei gedacht haben.“ Nein. Diese Verwaltung denkt sich bei dem, was sie tut, nachweislich überhaupt nichts. Sie ist dazu weder in der Lage, noch willens.


Folgebeitrag

Fußgängerzone weiterhin dicht

3 Gedanken zu „Wurde die Pirmasenser Fußgängerzone für Radfahrer freigeben?“

  1. Ich habe niemals als Radfahrer auf irgendeine Beschilderung geachtet.
    Viele von den hier angezeigten kenne ich nicht einmal deren Bedeutung so richtig…???
    Und genau deswegen propagiere ich die Anarchie.

    1. Da beschreibt der Blogbetreiber akribisch die Situation in seiner Stadt. Auch als Nichtanwohner kann man seiner Argumentation sehr gut folgen. Er hat keine Mühe gescheut, um die Situation so optimal wie nur möglich darzustellen.

      Dann kommen Sie als Extrem Narzisst und hauen die ganzen Argumentationen mit dem Wort Anarchie nieder. Welche Niederträchtigkeit auch in sogenannten alternativen Blogs an den Tag kommt, ist kaum zu begreifen. Etwas herzloseres, von jeder Empathie befreiteres, zeichnet Sie als Mensch im Funktionsmodus und mit Deutscher Oberlehrerhaftigkeit aus. Mit Ihnen auf ein Bier anzustoßen wäre zum kotzen.

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