Libellen und wuchernde Brombeeren

Vorgestern schleppte ich mal wieder die dicke Kamera mit an den Schöntalweiher, um in erster Linie meine Entbuschungsaktion zu dokumentieren. Die Verbandsgemeindeverwaltung Dahner Felsenland lässt das Gelände (insbesondere die Uferbereiche und Teile der Liegewiese) seit Jahren zunehmend mit Brombeeren zuwachsen und ignoriert sogar seit einigen Monaten eine über die Bürgerbeauftragte des Landtages gestellte Anfrage zu diesem Thema. In Verbindung mit den sich gerade in den Sommermonaten auch schon seit über einem Jahrzehnt stetig vermehrenden Grünalgen scheint man Touristen und Einheimische gezielt von diesem schönen Plätzchen zunehmend vergraulen zu wollen?

Als ich vorgestern im Uferbereich einige Brombeerwurzeln entfernte, fiel mir eine wohl gerade erst geschlüpfte grüne Libelle auf, die auf dem Boden kauerte. Sie war gar so zutraulich, dass sie auf meinen Finger kletterte und dort eine ganze Weile verharrte.

Ihr blieb glücklicherweise das Schicksal von zwei anderen frisch geschlüpften und von mir beobachteten grünen Libellen erspart, die jeweils auf ihren Jungfernflügen gleich von gefiederten Abfangjägern gnadenlos verspeist wurden. Libellen sind generell nicht besonders scheu oder schreckhaft, wenn sie sich an den Fotografen gewöhnt haben. Die am 10. Juni aufgenommene Libelle sitzt bspw. gerade auf den Überresten des Brombeerbusches.

Hätte ich in meiner Ecke am nordwestlichen Ende der Liegewiese nicht vor zwei Jahren damit begonnen, den sich weiter ungehemmt ausbreitenden Brombeeren Einhalt zu gebieten, wäre mein Stammplatz inzwischen wohl ebenfalls zugewachsen. Einen Seeblick hat man (im Gegensatz zum folgenden Foto aus dem Jahre 2014, als auch die Uferränder noch gepflegt und freigehalten wurden) von der Liegewiese aus jedenfalls kaum noch einen.

Die folgende Aufnahme vom 13. März 2022 zeigt die circa 5 mal 10 Meter große Fläche, die in den letzten Jahren zugewuchert ist, weil man einen vom Ufer her umgestürzten (oder gar umgesägten) Baum einfach auf der Wiese liegen ließ und die (zumindest mit den regelmäßigen Mäharbeiten beauftragten) Kioskpächter mit dem Rasenmäher nur noch um diesen herumfuhren, anstatt den Baum zu beseitigen und so die Liegewiese freizuhalten.

Es scheint sich auf den ersten Blick auch nicht viel geändert zu haben. In rund zwei Jahren hielt es die Verbandsgemeinde trotz mehrerer Beschwerden meinerseits nicht für nötig, diesen unnötigen Mangel zu beseitigen. Mit einer guten Elektrosense wäre der Scheiß in einer Viertelstunde beseitigt und müsste nur noch zusammengekehrt werden.

Aber genau jenen Seeblick wollte ich mir, nachdem ich bereits im Frühjahr bei einigen Kurzbesuchen am Weiher erkannte, dass die Verbandsgemeinde erneut nichts tun würde, dieses Jahr endlich selbst (in mühsamer Handarbeit) wiederherstellen.

Nachdem ich im letzten Jahr in meiner Ecke bereits etwa die Hälfte des Brombeerbusches mit nicht viel mehr als einer kleinen Klappsäge, Gartenschere und Handschuhen gelichtet hatte, konnte ich Anfang des Monats endlich den Durchbruch zum Ufer feiern und die Schneise auf etwa 2,5 Meter verbreitern. Am 10. Juni war aber noch einiges an Brombeerwurzeln (mit meiner kleinen Gartenschaufel) auszugraben und aus dem Boden herauszuziehen.

Eine Woche später war dann auch schon bis zu den Rändern fast alles an Wurzeln entfernt.

Das folgende Foto zeigt exemplarisch zwei kleine Wurzelberge, die ich aus dem Boden im unmittelbaren Uferbereich zog.

Die noch übrigen restlichen Wurzeln sollte ich dann beim nächsten Mal entfernt haben. Der Kumpel, mit dem ich dort öfters abhänge, meinte, ich solle der Verbandsgemeindeverwaltung einfach mal eine Rechnung schreiben.


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Coronoia: Panikattacken

8 Gedanken zu „Libellen und wuchernde Brombeeren“

  1. Danke für die wunderbaren Libellenbilder. Und möge sich die Enturwaldungsarbeit lange lohnen, wenn sich dort bald wieder Gras breit macht zum Draufliegen, Sonnen und Natur geniessen, bevor ein Starkregen die gelockerte Erde ero(di)siert.

    @Helene: Ich war schon dort, wer Dornenbusch mag, kommt nebenan direkt auf seine Kosten. Aber gut, irgendeinem Verwaltungsheini wäre das plumpe „Spießumdrehen“ zuzutrauen, ist ja für ihn bezahlte Zeit und ohne finanzielles Risiko. Ob Stricker mit seiner Freiheitspartei in der Schweiz was ändert? Als er letzthin freigesprochen wurde, weil als Journalist statt Teilnehmer an einer Versammlung, hat er auch beklagt, nur einen Bruchteil zu bekommen, was ihn das Verfahren mit Anwalt (Fr. 8000,-) gekostet habe.

  2. Ja, die Libellenbilder sind schön! Und ich empfinde es als Geschenk, wenn Tiere in meiner Gegenwart mal ohne Angst sind.

    Bei Deinem Bericht vom Badesee drängt sich mir noch ein weiterer Gedanke auf. Hier oben im Nordosten gibt es ja eine Unmenge teils wunderschöner Seen – Relikte der letzten Eiszeit. Doch schon seit einigen Jahren sehe ich einen Trend, Freiräume (im ganz wörtlichen wie übertragenen Sinne) zu beschneiden, ja ganz zu beseitigen. Damit meine ich zum Beispiel, Waldgebiete neben Seen einzuzäunen, Wiesen mit Buschbestand an Seen nicht nur abzumähen wie bislang, sondern sie unmittelbar vor der Badesaison(!) sogar radikal samt der Büsche umzupflügen, sodass viel staubiger, unebener Boden übrig bleibt, der kaum zum Verweilen einlädt. Man kann das natürlich auch umgekehrt machen, wie Du es schilderst – eben indem man einfach alles komplett zuwachsen lässt, sodass der See fast unzugänglich wird.

    Auch soziale »Ökotope« werden abgeschafft, indem einfach die Bedingungen dafür so erschwert werden, dass sie absterben. Die vergangenen gut drei Jahre haben zudem sehr viel in uns Allen verändert. Sie haben eine latente Angst voreinander in sehr vielen erzeugt und etabliert.

      1. Danke für den Link! Interessanter Schlusssatz: »Die Deutschen wollen ja rebellisch sein – sie warten nur auf jemand, der es ihnen erlaubt …« Das ist die »Känguru«-Version von »Wenn Deutsche einen Bahnsteig stürmen, kaufen sie vorher eine Bahnsteigkarte.« Und wenn der Automat nicht wechselt und sie kein Kleingeld dabei haben, dann lassen sie das mit dem Stürmen eben.

        Von so viel Gehorsam können die Herrscher anderer Länder nur träumen. Noch. Bald wird die Weltkultur »deutsch« sein …

        1. Leider gilt das auch für uns. Beim Weihnachtsmarktzaun hätten wir uns Ungeschlumpfte wohl auch nicht getraut, ein Loch in den Zaun zu schneiden, nachdem wir die lohngedumpten und geschlumpften Securityfritzen mit einer Bratwurst (*gnihihi*) ins Reich der Träume versetzt hätten.

          Ja, das scheint das Ziel zu sein: Die ganze Welt mit dem German Code zu programmieren.

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