Am 21. Juni berichtete ich über die Unfallflucht im Zuge der illegalen Umleitung durch die Nebenstraßen in Winzeln. Da ich am 23. Juni die dicke Kamera auch wegen zahlreicher anderer Themen (u. a. der Gartenstraße in Waldfischbach) mit auf meine Rennrad-Runde nahm, wollte ich den aktuellen Zustand vor allem in der Straße „Am Stockwald“ auch fotografisch dokumentieren. Wie so oft, wenn ich im Rahmen dieses Schildbürgerstreichs einer sich für keinerlei Recht und Gesetz interessierenden Verwaltung mit der Kamera unterwegs bin, ergibt sich das ein oder andere Gespräch; so auch dieses Mal mit einer Anwohnerin dieser inzwischen als Durchgangsstraße zweckentfremdeten, innerhalb einer Tempo-30-Zone gelegenen Gemeindestraße.
Wir kamen über jenen Unfall ins Gespräch, nachdem ich ihr mitteilte, dass ich die Einmündung auch aus diesem Grund fotografieren würde. Sie erzählte mir, dass sie den Unfall zwar nicht direkt gesehen hätte, aber unmittelbar nach dem Sturz dem Jugendlichen Hilfe angeboten habe. Die Polizei habe sich dann später im Rahmen der Unfallaufnahme (wie hier üblich) mit ihrem Streifenwagen einfach mitten ins Halteverbot gestellt. Letztens musste ich mich übrigens stark zusammenreißen, dass ich zwei Polizisten nicht einfach mal darauf anspreche, warum sie ihren bekackten Streifenwagen eigentlich quer und vollständig auf dem Gehweg vor dem Zebrastreifen in der Winzler Straße (Ecke Uhlandstraße) abstellen müssen?
Egal. Das Gespräch mit der netten Dame offenbarte aber im Endeffekt auch den Grund dafür, warum ich hier mal wieder der einzige bin, der sich wehrt. Der die Illegalität dieser Umleitungsmaßnahme klar und deutlich benennt. Die überwiegende Mehrheit besteht aus Untertanen; die meinen, dass das halt so sein müsse und es auch richtig so wäre. Weil es irgendeine „Regierung“ beschlossen habe. Dass man sich das als Anwohner schlicht nicht gefallen lassen muss, ist für die meisten selbst dann undenkbar, wenn eben nun für mindestens ein halbes Jahr ein Verkehr an ihrer Haustür vorbeibrettert, den es dort noch niemals gegeben hat und für den diese Straßen auch nicht ausgelegt sind. Denn schließlich müsse – und das ist insbesondere hier in dieser anachronistischen Scheißstadt der Fall – der (motorisierte) Verkehr ja eben irgendwo fließen.
Ein weiteres Beispiel für diese am Ende alles einfach hinnehmende Mentalität ist das Verhalten eines ehemaligen Grundschul-Klassenkamerades von mir. Bezeichnenderweise hatten wir die Wetterhexe als Klassenlehrerin, die lustigerweise sogar in dieser Straße wohnt (oder wohnte) und deren für die SPD im Stadtrat sitzender Sohn (der auch für das Amt des Oberbürgermeisters kandidierte) hier in der Lokalpolitik zu jenen zahlreichen Politikern zählt, die mir keine einzige meiner Anfragen im Allgemeinen und auch nicht im Speziellen zu dieser Umleitungsmaßnahme zu beantworten gedenken. Von einem persönlichen Gespräch ganz zu schweigen.
Was übrigens auch für die sogenannten (und aus welchen Gründen auch immer als „fahrradfreundlich“ geltenden) „Grünen“ gilt. Nachdem man sich eine Weile zierte, segnete ein Stadtratsmitglied diese Maßnahme des Oberbürgermeisters vorbehaltlos ab. Wie ich noch mit dem Rad legal in die Stadt und zurück kommen soll? Ist den „Grünen“ scheißegal. Meine Kritik am mir gegenüber schweigenden SPD-Fraktionsvorsitzenden konnte die Dame jedenfalls nicht so recht nachvollziehen, schließlich habe er (ihrer Ansicht nach) wenigstens für vermehrte Polizeikontrollen gesorgt.
Mein ehemaliger Klassenkamerad wohnt mit seiner Familie in der Straße „Am Breitenweg“; die baulich eigentlich ein verkehrsberuhigter Bereich ist, welcher schon definitionsgemäß nicht für den Durchgangsverkehr einer Kreisstraße vorgesehen ist. Die Stadtverwaltung unterließ es meiner Meinung nach vorsätzlich (aufgrund dieser schon vor Jahren geplanten illegalen Umleitung), nach der Sanierung dieser Straße diese auch straßenverkehrsrechtlich als einen verkehrsberuhigten Bereich auszuweisen. Abgesehen von einem Artikel in der Pirmasenser Zeitung, in welchem sich einige Anwohner nicht besonders glücklich über die Situation zeigten, konnte ich auch hier bislang keinerlei organisierten Widerstand erkennen. Auch in dieser Straße nehmen die Anwohner die „neue Normalität“ einfach so hin.
Da mein Mitschüler unter anderem schon für die hiesigen freien Wähler politisch aktiv war, recherchierte ich ein wenig und fand sogar eine noch gepflegt werdende e-mail-Adresse. Wirklich ernst wollte er mich und meine Argumentation jedoch nicht nehmen; nach zwei relativ kurzen Antworten wurde die Kommunikation eingestellt. Was übrigens auch für den Pächter der PWV-Hütte am Stockwald gilt.
Den Fraktionsvorsitzenden der Stadtrats-FDP muss man zumindest in der Weise lobend erwähnen, weil dieser (als einziger) meine e-mails nicht gänzlich ignoriert hat. Inzwischen bin ich allerdings zum Schluss gekommen, dass man mich nur hingehalten und niemals ein wirkliches und ehrliches Interesse daran bestanden hat, irgendetwas gegen diesen Zustand zu unternehmen. Zu anderen Themen (u. a. der dilettantischen Nichtfreigabe der Fußgängerzone) wollte er sich auch nicht äußern.
Die Anwohnerin stimmte mir übrigens zu, dass auch der irgendwann im Mai im auf die Schotterpiste gekippte lose Split ebenfalls keine geeignete Oberfläche für Radfahrer sei; sie würde dort auch regelmäßig mit ihren Nordic-Walking-Stöcken „versinken“. Für das Verbot für Radfahrer auf der asphaltierten Strecke hätte sie auch kein Verständnis; Fußgänger sollten ihrer Meinung nach allerdings aber quer über den unbefestigten Acker die Route des Hexenklamm-Wanderwegs (welche übrigens im Vorgriff auf die Umleitungsmaßnahme vor circa einem Jahr verlegt wurde) gehen.
Am Stockwald in Winzeln
Kommen wir zur Dokumentation. Die Stadtverwaltung hat (wie im ursprünglichen Beitrag über den Unfall bereits erwähnt) durch die Markierung der Rechtecke (statt der von der StVO vorgesehenen Zeichen 342) auf jeden Fall einmal mehr ihre absolute fachliche Inkompetenz belegt. Diese Rechtecke wurden auch – nach Auskunft der Anwohnerin – erst unmittelbar nach dem Unfall dort markiert.
Die illegale Umleitung führt übrigens auch direkt an der Grundschule in Winzeln vorbei. Auf dem folgenden Foto ist der Kreuzungsbereich zur Oskar-Metz-Straße zu erkennen; die Grundschule (die ich einstmals selbst zwei Jahre lang besuchte) liegt rechts dahinter.
Auch hier haben zahlreiche Eltern (die allerdings nach meinen vor allem nachmittäglichen Beobachtungen auch eher überwiegend zu den chaotischen SUV-Helikoptereltern zählen) mit der tagtäglichen Gefährdung ihres zur Schule gehenden Nachwuchses kein Problem; zumindest keines, welches sie in irgendeiner Weise zur politischen Aktivität anspornen würde?
Aber immerhin hat die um Sicherheit besorgte Straßenverkehrsbehörde dort ja nun auch (illegale) Rechtecke, die neben dem Zeichen 102 die Vorfahrt verdeutlichen sollen, markiert. Um die Schulwegsicherung und insbesondere sichere Querung der Grundschüler scheint sie sich allerdings auch weiterhin deutlich weniger zu sorgen?
Es folgt der Einmündungsbereich zur Breslauer Straße; mit einem „krummen“ X auf einem (wohl von einer Baufirma selbstgebastelten) Zeichen 102.
Ein Stück weiter folgt die Unfall-Kreuzung zur Tilsiter Straße. Wo unter anderem seit Monaten ohne jegliche Einschränkung auch solche Fahrzeuge völlig legal(!) verkehren. Während meines Gesprächs waren noch zahlreiche andere Lkw und ein weiterer Sattelzug unterwegs. Die Frau wollte mir auch nicht glauben, dass deren Fahrer nicht einmal eine Ausnahmegenehmigung benötigten; weil nirgends ein Verkehrszeichen steht, welches dem Schwerlastverkehr die Nutzung der Winzler Nebenstraßen verbieten würde.
Bei einer meiner Umfragen an der Stockwaldhütte hatte mich ja ein Fahrer eines derartigen Gefährts beinahe über den Haufen gefahren. Nach Ansicht der Anwohnerin hätten die auch hier (allerdings auch viel zu weit hinten rechts) aufgetragenen Rechtecke jedenfalls sogar eine Wirkung; die Autofahrer würden dort nicht mehr ohne jegliche Verlangsamung vorbeirasen. Immerhin. Bis zum nächsten Unfall.
Letzten Endes versagen hier (wie schon bei Corona) mal wieder alle Institutionen: Parlament, Regierung, Opposition, Polizei und Medien. Ich bin mir allerdings (nach meinen niederschmetternden Erfahrungen bzgl. meiner Schillerstraßen-Klage) auch relativ sicher, dass die besonders verwaltungshörige 3. Kammer des Verwaltungsgerichts Neustadt sogar einen Eilantrag von unmittelbar betroffenen Anwohnern abschmettern würde.
Diese nun schon fast exakt drei Monate anhaltende unverhohlene Diskriminierung des Rad- und Fußverkehrs belegt allerdings auch, dass Rechtsverstöße von Seiten der „Regierung“ niemanden (auch nicht meine Bekannten und Freunde aus dem c-kritischen Spektrum) stören, wenn dieses offenkundige Unrecht der (autofahrenden) Mehrheit nützt. „Solidarisch“ ist dann nämlich auch niemand.
Vermutlich muss auch hier wieder erst etwas passieren; ein totgefahrenes Grundschulkind zum Beispiel? Einen verletzten und von einer Unfallflucht betroffenen Jugendlichen haben wir ja immerhin schon; der übrigens (nach Auskunft der Anwohnerin) in Gersbach lebt.