Es ist vollbracht! Der wilde Brombeerbusch, der sich in den letzten Jahren zunehmend auch in meiner kleinen Ecke an meinem Lieblingsweiher (dem Schöntalweiher bei Ludwigswinkel) ausbreitete und den ich im Juni auch hier im Blog vorstellte, ist Geschichte. Ich bewaffnete mich, nachdem ich den Sommer über mehr als die Hälfte des Buschs in mühsamer Kleinarbeit mit einer kleinen Gartenschere weggeschnippelt hatte, am Mittwoch erstmals mit einer klassischen Heckenschere und schnitt damit den vorderen Teil des verbliebenen Busches weg. Mit der Hilfe eines guten Schwurbelkollegen konnten wir heute in einer gemeinsamen Kraftanstrengung den Rest vollständig beseitigen.
Zwischen den beiden folgenden, am Mittwoch mit Stativ aufgenommenen Fotos verging etwas mehr als eine Stunde.
Die nächsten beiden Aufnahmen zeigen in etwa die gleiche Perspektive, jeweils vom Mittwoch und von heute.
Zuvor musste allerdings noch einiges an stacheligem Gestrüpp („Nur ein kleiner Pieks!“ *gnihihi*) weggeschleppt werden.
Wir waren damit runde 3,5 Stunden beschäftigt. Während unserer Plackerei philosophierte ich auch darüber, dass wir in unserer neoliberalen Ungesellschaft ja auch generell ein ziemlich gestörtes Verhältnis zur Arbeit haben; wir jene meist nur dann honorieren bzw. überhaupt zur Kenntnis nehmen, wenn jene im Rahmen der Lohnsklaverei erfolgt – und irgendeinen schmarotzenden Unternehmer reicher macht. Wenn im nächsten Jahr dann wieder andere Menschen von einer grünen und bequemen Wiese aus einen freien Blick auf den See genießen werden, wird niemand auch nur einen Gedanken daran verschwenden, wem bzw. wessen (ehrenamtlicher) Arbeitskraft sie das eigentlich zu verdanken haben.
Die Arbeit, die wir beide uns heute gemacht haben, war jedoch eigentlich gar nicht unsere. Es war jene der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, die dieses Gelände seit mehreren Jahren offenkundig auch vorsätzlich völlig verkommen lässt. Der gegenwärtige Zustand liegt zudem leider auch an den aktuellen Pächtern des Kiosks. Jene haben die Liegewiese den gesamten Sommer über (trotz mehrerer Bitten) nur ein einziges Mal(!) gemäht, obwohl dies laut Pachtvertrag deren regelmäßige Aufgabe ist.
Es war ja bspw. viel wichtiger, bescheuerte Schilder im Klo wieder an ihren angestammten Platz zu pappen. Man sah sich auch heute wieder unsere Entbuschungsaktion an – und hielt es wieder nicht für nötig, sich bspw. einfach mal durch ein Eis oder eine Currywurst aufs Haus in irgendeiner Weise erkenntlich zu zeigen. Badegäste scheinen aber auch nicht deren bevorzugte Kundschaft zu sein. Egal.
Die eigentliche Ursache dafür, warum an dieser Stelle die Brombeeren förmlich „explodierten“, waren übrigens zwei umgefallene Bäume. Der eine ist auch auf den letzten beiden Fotos in der linken Bildhälfte zu erkennen. Er fiel vor die einst noch fachmännisch gefällte (große) Birke, wurde allerdings nicht entfernt, sondern einfach liegengelassen. Folglich konnte der (vorherige) Kioskpächter nicht mehr mit dem Rasenmähertraktor um dieses Hindernis herumfahren. In der Folgezeit eroberten die Brombeeren dann Meter für Meter – ehe ich vor zwei Jahren damit begann, mir diesen schönen Platz nicht auch noch nehmen zu lassen.
Es folgt, zum allgemeinen Vergleich, ein im Juli 2012 vom Damm aus aufgenommenes Foto.
Und ein aktuelles vom 6. September.
Man sieht, dass man nichts mehr sieht.
Es ist auch nicht lange her, da sprach mich, als ich da gerade im Gebüsch herumschnippelte, eine Frau mit Hund an, was ich da denn eigentlich tun würde? Ich meinte, wenn man in diesem Land nicht selbst aktiv wird, wird am Ende niemand etwas tun; erst recht nicht die öffentliche Hand. Mein Eckchen wäre nämlich inzwischen auch komplett zugewachsen. Sie berichtete mir, dass sie sich erst kürzlich auf der Gemeinderatssitzung in Ludwigswinkel über den Zustand beschwerte. Außerdem sei der neue Einstieg am Südufer gar kein Einstieg (ich berichtete im Juli über das nicht minder bescheuerte Badeverbot).
Der Vertreter der Verbandsgemeinde habe angekündigt, dass man sich dem Gelände im nächsten Jahr widmen und es auf Vordermann bringen würde. Darauf wollte ich weder vertrauen, noch warten. Meine Anfrage über die Bürgerbeauftragte des Landtages bzgl. der Zustände am Schöntalweiher wurde übrigens immer noch nicht beantwortet; trotz Einschaltung der Kommunalaufsicht (also der Kreisverwaltung Südwestpfalz). Den Ortsbürgermeister von Ludwigswinkel interessiert das Thema übrigens auch nicht wirklich; er schiebt die Verantwortung einfach auf die VG ab.
Im Endeffekt war unsere Entbuschungsaktion auch ein gewichtiges Argument gegen all jene, die meinen, Passivität und Arrangement sei eine Lösung für auch nur irgendein Problem auf dieser Welt. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt! Seien es nun Brombeeren, willkürliche Verkehrsverbote – oder gar etwas absolut gigantisches wie „Corona“.
Da das schöne und relativ milde Spätsommerwetter wohl tatsächlich auch noch eine Weile anhalten soll, werde ich die kommenden Tage dafür nutzen, die Reste des Gestrüpps zu beseitigen und möglichst alle Wurzeln auszugraben. Dann haben ich und mein Kumpel diese beschissene Welt wenigstens an einer klitzekleinen Stelle wieder etwas lebenswerter und schöner gemacht.
Dabei ganz viel Spaß! Das ist eine absolute Scheißarbeit, weil die Dinger ewig tief gehen und ganz schwer rausgehen. Aber wenigstens ist der See, um sich hinterher den Schweiß abzuwaschen, ja gleich nebenan. 😀
Jo, Danke. Das Entwurzeln war in der Tat bislang zeitlich fast aufwändiger als das Zurückschneiden. Besonders nervig ist der Übergangsbereich zur Wiese, da hier auch noch eklig zu entfernende, wilde Grasbüschel und Bodenunebenheiten hinzukommen. Heute immerhin noch ca. 2 Quadratmeter entwurzelt und den einen großen Baumstamm zersägt und weggeschafft. Der ist übrigens nicht nur umgefallen, sondern wurde sogar gefällt. Und einfach liegengelassen. Also Absicht.
Das macht man heutzutage so. Das ist Biotopschaffung und eigentlich auch in Ordnung so. Würde ich auch auf einer Liegewiese jetzt nicht als schlimm empfinden, also, ist ja kein Freibad, sondern inner „Natur“.
Das Gelände ist als Badesee mit Liegewiese gewidmet. Wenn die da ein „Biotop“ schaffen wollen, müssen sie das betreffende Gelände erst einmal förmlich entwidmen. Haben sie nicht getan. Zumal ich in wilden Brombeerbüschen auch kein „Biotop“ erkennen mag. Gelebt hat dort jedenfalls nix, keine Spuren von Tieren gefunden. Und „Natur“ gibt es um den See rum auch mehr als genug.
Mit Biotop meinte ich den dort liegenden Baumstamm. Der verrottet über die Jahre und Jahrzehnte und ist viel Kleingetier Nahrung bzw. ein Zuhause. Und Du darfst gewiss sein, daß rund um die Brombeeren bzw. Deine ‚Baustelle‘ Unmengen von Tieren leben, auch wenn Du keins davon gesehen haben solltest. Wäre wirklich keins da, müßte man sich fragen, was für eine Giftmülldeponie dort existiert…
(Und jetzt sieh das bitte nicht gleich wieder als Kritik, denn es ist keine.)
Ja, stimmt, da wuselten einige Asseln drin rum. Der kann ja von mir aus verrotten; da, wo die Baumstämme vom Ufer früher auch endgelagert wurden. Und wie gesagt, es gibt im Biosphärenreservat Pfälzerwald mehr als genug Natur, da muss man nicht einen der wenigen Badeseen auch noch mittels Sabotage „renaturieren“. Weil das scheint ja das Ziel zu sein. Danke fürs Verständnis.
Wow, super Aktion von euch beiden und Respekt vor deiner Ausdauer, Dennis.
Freue mich schon spätestens im nächsten Jahr, dort zu liegen, erholen oder gar träumen.
Die Nutzung der wiederhergestellten Fläche ist mir min. ne Currywurst wert! 😉
Danke. Aber du kennst ja meine Einstellung zu verdientem und unverdientem Konsum, vor allem in der Gastronomie. 😉
Jup, mehrfach. Es geht mir nur schwer in meinen Grind, dass es noch prinzipientreuere Zeitgenossen als ich selbst einer bin gibt. 🙂
Planänderung: Es wird vor Ort konsumlos geschlachtet, (gewurstet) und gegrillt?
Alles strängstähns värrboten!
Heute Mittag beobachtete ich zwei Typen, die sich weiter vorne mit der Kioskpächterin unterhielten, es ging wohl auch um die Zustände. Sahen aus, als kämen sie von der Verwaltung. Hatte vermutet, dass sie irgendwann zu mir (gerade am buddeln) kommen und mir einen Anschiss verpassen; so von wegen Biotopzerstörung. 😉 Ließen mich aber in Ruhe. Denen hätte ich ansonsten aber auch was gehustet.
Leider gibt es noch jemanden, der in meinem Eck auch gerne herumsägt; hat gestern Abend fast alle unteren Äste der jungen Birke (sowie die beiden Überlebenskünstler-Vogelbeerbäume) abgesägt, der Knalli.