Mein eigener „11. September 2001“

Man liest in den letzten Tagen (der Menschheit?) sehr viel über ein „Nine-Eleven“, welches Israel erlitten habe. Allerdings in einer Lesart, die sich unterschiedlicher kaum ausprägen könnte. Während für mich das Kürzel „9/11“ für einen „Inside Job“, ein „Let it happen on purpose“ (Lihop) zur Legitimation von Kriegen und innenpolitischen Restriktionen von bis dato unvorstellbaren Ausmaßen steht, sieht ein Großteil der Menschen darin einen grausamen Anschlag (aus heiterem Himmel), mit welchem (islamistische) „Terroristen“ aus purem Hass unsere sogenannte, „westlich“ geprägte „Freiheit“ beseitigen wollten. Der 11. September 2001 war (nach jenem im Jahre 1973) eine perfekt in Szene gesetzte Schock-Strategie, um auf allen gesellschaftlichen Ebenen eine Zeitenwende einzuleiten, die ohne dieses Ereignis unvorstellbar gewesen wäre.

Naomi Klein geht in ihrem im Jahre 2007 erschienenen Buch vor allem auf die „Nachwirkungen“ von „9/11“ ein, ohne den eigentlichen Auslöser und das darauf aufbauende offizielle Narrativ in irgendeiner Weise kritisch zu hinterfragen. Das kann man ihr durchaus selbst heute noch vorwerfen; andererseits arbeitet sie in den Kapiteln 14 ff. detailliert heraus, wer von der „Schocktherapie in den USA“ vor allem in Gestalt der „Heimatschutz-Blase“ besonders (ob nun politisch oder finanziell) profitierte.

Sie führt den Leser weiter über den unmittelbar im Zusammenhang stehenden (völkerrechtswidrigen) Angriffskrieg gegen den Irak, für den es ohne „9/11“ den USA an jeglicher Legitimation gefehlt hätte. Und in dessen Rahmen erneut tief in den militärischen und wirtschaftspolitischen Koffer voller Folterinstrumente gegriffen wurde. Das Konzept der „Grünen Zonen“ beispielsweise, die auch die No- und Zero-Covid-Faschisten hier errichten wollten, hat militärisch-korporatistische Wurzeln und wurde einstmals im Irak angewandt.

Wie gesagt; das eigentliche (gewaltige) mediale Schockereignis wird in Kleins Buch nicht thematisiert. Für mich persönlich war der 11. September 2001 (im Nachhinein) eine unheimlich lehrreiche und prägende Erfahrung. Denn ich ließ mich, obwohl ich mich schon damals, im zarten Alter von 19 Jahren, für einen kritischen und politisch interessierten Menschen hielt, von der massiven Welle der Propaganda mitreißen. Ich saß an diesem schicksalshaften Nachmittag bei meinen Großeltern vor der Glotze, als die Hölle über New York hereinbrach.

Wie im Rausch ließ ich mir, aufgrund der „schrecklichen Bilder“(!) jeglichen Restverstand aus dem Gehirn saugen. Ich wurde zu einem geifernden Idioten, der das massenmedial mit einer bisher unvorstellbaren Gewalt in die Köpfe gehämmerte Narrativ willig in sich aufsaugte wie ein Schwamm. Die USA wurden hinterrücks angegriffen, viele Unschuldige starben! Der Zusammenbruch der beiden Türme, zuvor die (vermeintlichen) Einschläge – das war zu viel für mein (allerdings auch durch Hollywood entsprechend „trainiertes“) Gehirn.

Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass ich mir in den Folgetagen die Bild (schon der Titel dieses Drecksblatts ist an bittererem Sarkasmus kaum zu übertreffen) kaufte. Jene „las“ ich eigentlich nur gelegentlich bei meinen Großeltern. Schon damals überwiegend „ironisch“, distanziert; vor allem, um (altklug) dem Opa zu erklären, dass dieses Blatt eigentlich fast ausnahmslos nur hetzt, lügt und den kleinen Arbeiter (wie er einer war) verkauft und verrät. Selbst das war mir damals egal. Ich legte stolz eine mit einem Foto der Trümmer illustrierte Titelseite der Bild-Zeitung hinten auf die Kofferraumabdeckung meines blaugrünen Opel Astra. Als kleines Zeichen der „Solidarität“ mit den armen, grundlos angegriffenen und bemitleidenswerten US-Amerikanern. Dem Kauf und Aushang einer Stars-and-Stripes-Fahne konnte ich allerdings gerade noch so widerstehen.

Selbst beim folgenden Irak-Krieg glaubte ich an all den Bullshit, dass die USA den Irakern die „Demokratie“ bringen würden; dass Saddam Hussein das Böse schlechthin sei. Was war ich doch für ein junger und naiver Idiot! Es dauerte einige Jahre, ehe ich vor allem über die Nachdenkseiten in eine Welt abseits des medialen Mainstreams abtauchte. Ich kann nicht mal mehr sagen, wann genau ich zu zweifeln begann; über das, was ich ein paar Jahre zuvor „erlebt“ hatte. Dabei saß ich ja auch nur viel zu oft vor der Glotze, sah und las den Mainstream (das lokale Käseblatt). Vielleicht um 2003 / 2004 herum.

Irgendwann begannen in mir selbst, ohne wirklichen Anstoß von außen, die Widersprüche zu reifen; weil das, was für mich schon damals keinen wirklichen Sinn ergab bzw. was ich teils nur unbewusst wahrnahm (wie WTC 7 und die angeblich ins Pentagon gelenkte Maschine), vermehrt an die Oberfläche kroch. Die Zweifel immer lauter wurden. Nach Antworten verlangten.

Anfangs tat ich das, was die meisten tun: Abblocken. Nicht genauer drüber nachdenken. Schließlich ist es einfacher, in einer Welt zu leben, in welcher man den offiziellen Stellen und den Massenmedien vertrauen kann. Man trägt dann nämlich keine Verantwortung. Man lastet sich keine Bürde auf; zu erkennen, dass ein Großteil dessen, woran man geglaubt hat und wozu man „erzogen“ wurde, eine einzige Lüge ist. In jenem Moment, in welchem man sich gewahr wird, dass die Welt eben nicht „gut“, sondern „schlecht“ ist, steht man vor der Wahl; sich einzurichten. Oder dagegen anzukämpfen. Die Frage nach der roten oder der blauen Pille.

Bei mir war es gerade die Empörung darüber, wie sehr ich mich selbst hatte mitreißen lassen. Dass ich es hätte merken müssen. Wie man mich vor allem medial manipuliert – und regelrecht mental vergewaltigt hatte. Mich zum Teil eines hirnlosen Mobs machte, welcher gar die Bombardierung des Irak (der mit „9/11“ ja überhaupt nichts zu tun hatte) bejubelte. Mein Zorn wuchs an; über jene, die (nicht nur) mir so etwas angetan hatten.

Diese Erkenntnis war mein persönlicher Moment des „Erwachens“; seit diesem bin ich ein Gegner des Systems. Nicht mehr Teil der Propaganda-Matrix. Ich sehe, wie die Operatoren in der Nebukadnezar beim Blick auf die mediale Scheinrealität nicht mehr nur unleserliche grüne Kaskaden mit unbekannten Symbolen. Ich blicke dahinter. Ich verstehe, dass sie lügen. Ununterbrochen und unentwegt lügen. Nichts, was man uns als „Wahrheit“ verkauft, kommt auch nur in die Nähe jener. Nichts passiert in dieser von Geheimdiensten und „Sicherheitsbehörden“ durchseuchten Welt, was nicht aus irgendeinem politischen Grund exakt so passieren soll.

Die rechtsradikale Regierung Israels hat ihr „9/11“ nun bekommen. Sie leitet hieraus die vermeintliche Legitimation für einen Genozid an der palästinensischen Bevölkerung des Gaza-Streifens ab. Sie begeht hierbei in massiver und verachtenswerter Weise Kriegsverbrechen.

Und wie vor 22 (oder auch erst 3,5) Jahren lassen sich wieder viel zu viele Menschen von den Bildern(!) und den Massenmedien mitreißen. Weil sie sich selbst nach so einem unfassbaren globalen Verbrechen wie Corona nicht vorstellen können bzw. vielmehr wollen, dass Regierungen immer wieder auch ihre „eigenen“ Bürger verraten und umbringen (lassen).

Doch, genau das tun Regierungen. Regierungen führen, vor allem, wenn sie innenpolitisch schwach sind, pausenlos Krieg gegen andere Völker. Oder eben auch gegen die eigene Zivilbevölkerung. Natürlich auch die Regierung des Staates Israel. Euer Leben ist in deren Augen wertlos; ihr seid nur eine austauschbare Batterie. Man müsste sich eigentlich nur ins Gedächtnis rufen, auf welche Weise die israelische Regierung mit „ungeimpften“ Juden umgesprungen ist.

Ein Satz, den ich damals auch viel zu lange nachplapperte, lautete: „Die Welt wird nach dem 11. September nie mehr so sein, wie sie vorher einmal war.“ Das stimmt; all das, was u. a. Naomi Klein detailliert schildert, wurde nie mehr zurückgenommen; unter dem Vorwand der „Terrorbekämpfung“ haben wir inzwischen sogar Fingerabdrücke in unseren „Ausweisen“ und lassen uns, wenn wir denn mal fliegen, am Flughafen proktologisch mit der Taschenlampe untersuchen. All die digitale Überwachung und die zunehmende Zensur wäre ohne den „11. September“ und die daran anknüpfenden Narrative ebenfalls undenkbar gewesen. Hätte es „9/11“ nicht gegeben, hätte man es selbst durchziehen müssen.

Es ist anlässlich der aktuellen Geschehnisse besonders tragisch, dass genau dieses einstmals massiv in die Köpfe reingehämmerte und nun erneut getriggert werdende Feindbild des alle Juden ausrotten wollenden blutrünstigen Moslems bzw. „Islamisten“ (in Verbindung mit dem in D besonders „heiklen“ Thema Israel) ausreicht, um einen nicht unerheblichen Teil der eigentlich zu kritischem Denken Fähigen wieder voll auf Linie zu bringen.

Ich könnte mich rückblickend damit entschuldigen, dass ich es mit 19 vielleicht noch nicht hätte besser wissen können. Diese Ausrede lasse ich aber insbesonderen bei all jenen nicht gelten, die verstanden haben, was „Corona“ war und welchem Zweck es diente.


Nachtrag

  • Authors Who Haven’t Read Their Own Books | Review Essay of Naomi Klein, ‚Doppelganger‘ (Allen Lane, £25). | Andrew Barr.

Siehe auch

  • Ein paar Fakten über die westliche Heuchelei zum Thema Israel/Palästina | Susan Bonath.
  • Wenn Ihr wissen wollt, wie Radikalisierung aussieht: | @endingstory201.
  • Israel kündigt ethnische Säuberung in Gaza an, der Westen unterstützt das | Anti-Spiegel | Kommentar: Kommt mir alles irgendwie bekannt vor. Aber „Vergleiche“ sind ja glücklicherweise „verboten“.
  • The US Is Just As Culpable As Israel For The Atrocities Committed In Gaza | Caitlin Johnstone.
  • 🔴BREAKING: | Israel has given Al Awda Hospital just two hours to evacuate. Our staff are still treating patients. | We unequivocally condemn this action, the continued indiscriminate bloodshed and attacks on health care in Gaza. | We are trying to protect our staff and patients. | @MSF | Kommentar: So kann man das „Gesundheitswesen“ auch „überlasten“. Interessiert dann aber keine Sau.
  • If there were two million Jewish people trapped by Christians in a giant open-air prison and placed under total siege, being told that half of them had 24 hours to relocate into the other half or be killed, nobody would have any confusion about what they were witnessing. | @caitoz.
  • I used to think genocidal massacres are bad but then some really smart Israel apologists explained to me that this genocidal massacre is completely different because this genocidal massacre’s perpetrators believe they are doing the right thing for a good reason. | @caitoz.
  • Replying to @DrDomStrike @MathiasPriebe | Die eigene Angst IST der Triggerpunkt, an dem jede Propaganda ansetzt. Wer nicht genug Angst vor Schnupfen, Putin, Hitze hatte, den kriegt man vielleicht mit dem bärtigen Mann aus dem Morgenland… | @Drakarys_now | Kommentar: Ja, eben. Sie haben für jeden etwas im Angebot. 3D-Schach mit Ramsay Bolton.
  • Gegen die Täter des aktuellen Massenmords in Palästina/Israel gibt es bisher wenig unzweifelhafte Beweise, für den anhaltenden Völkermord an den Palästinensern dagegen schon lange unzählig viele | H. Barth-Engelbart.
  • Auge um Auge in den Dritten Weltkrieg? | Freischwebende Intelligenz.
  • @manaf12hassan | Kommentar: Natürlich auch ein Emotionen triggern sollendes Bild. Welches aber auch allgemein gut zum Leid, welches der Mensch, die Inkarnation des Bösen an sich, verursacht, passt.
  • Derselbe Schmerz wie 2020/21. | Ganz egal WORUM es geht: | Der Schmerz zu sehen, wie Menschen um einen herum wirklich ticken. (…) | @snicklink.
  • Kern unserer „hochzivilisatorischen“ Massenpsychose ist die offensichtliche Diskrepanz zwischen dem gesellschaftlichen Mantra „Keine Gewalt! Kein Krieg! Kein Sterben“ und dem tatsächlichen Gewalt- und Todeswunsch einer komplett gehirngewaschenen Spezies. (…) | @snicklink | Kommentar: Sie ist nicht gehirngewaschen; es ist deren Natur.
  • Stop calling it the Israel-Hamas war. It’s the Israel-Gaza massacre. | @caitoz.
  • Die Querdenker haben in Israel mitgemordet, mitvergewaltigt und mitgeköpft. Israel sollte auch Berlin bombardieren. Und Sachsen. | LG | Ihre Berliner Zeitung | @LViehler.
  • HAPPENING NOW: Thousands of Jewish New Yorkers are flooding the entrance to @SenSchumer’s home protesting genocide of Palestinians in Gaza. (…) | @jvpliveNY.
  • Kriegsverbrechen und das Messen mit zweierlei Maß | Hintergrund.

3 Gedanken zu „Mein eigener „11. September 2001““

  1. Wir leben in absurden Zeiten. In Deutschland, ist alles Kritische irgendwie „rechts“ und „nadsi“. Gleichzeitig führen in der Ukraine und in Israel rechte Regierungen und Milizen Krieg. Mit denen sollen wir uneingeschränkte „Solidarität“ haben – unter Androhung von Rufmord, Cancel-Culture und Jobverlust.

    Danke für Deine Gaza-Link-Sammlungen. Die sind in diesen Zeiten sehr wichtig. Denn in den Alt-Medien findet -wieder einmal- eine unglaubliche (Selbst-)Gleichschaltung statt.

  2. Was 9/11 betrifft, bin ich noch später aufgewacht, ich glaube, es hat fast zehn Jahre gedauert. Damals hatte ich erst begonnen, mir andere als die Mainstream-Nachrichten anzuschauen und auch davon erfahren, dass die BBC-Reporterin schon 20 MInuten vorm Einsturz des dritten Turms berichtete, er habe stattgefunden. Dann kam das mit dem unversehrten Personalausweis des angeblichen Piloten eines der Flugzeugt, die jubelnde Gruppe von Israelis auf einem Dach, die sich schon einen Tag vor dem Ereignis mit Kameras dort postiert hatte, die Stellungnahmen von Ingenieuren, Statikern, Sprengmeistern, Piloten, Feuerwehrleuten etc.. Aber ich denke, wer einmal begreift, was möglich ist und gemacht wird inklusive Über-Leichen-Gehen für einen „höheren“ Zweck, zum Beispiel dem Anzetteln eines neuen Kriegs oder der Verschärfung von Überwachung und Einschränkung der Freiheit, wird ab diesem Zeitpunkt alles für möglich halten und sein Misstrauen niemals mehr ablegen.

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