Wir sind ja jetzt hier unter uns. Ich vermutete ja lange Zeit, dass mein öffentlicher Seelen-Striptease via Blog auch eine anziehende Wirkung auf Voyeure hat, für die es einfach nur Unterhaltung ist; die es mehr oder weniger genießen, anderen beim Niedergang zuzusehen. Quasi also eine Variante der zahlreichen Sozialpornos, die nachmittags auf RTL 2 und anderen privaten Fernsehkanälen laufen; wo selbst die ganz armen Schweine andere vorgeführt bekommen, denen es noch dreckiger geht als ihnen. Die Dokumentation menschlichen Leids hat (auf diesen Typus) natürlich vor allem eine disziplinierende Wirkung; schließlich will niemand so enden wie die präsentierten Anti-Protagonisten. Sind die doch ein schlechtes Omen; zeigen einem, wie es einem ergeht, wenn man sich am Ende doch nicht den unzähligen Zwängen beugt.
Als ich mich entschloss, diesen Blog (versuchsweise) erst einmal auf nicht-öffentlicher Basis fortzuführen, durchforstete ich die Kommentarfunktion und sendete ein paar Einladungsmails an ehemalige Nutzer. Bei einem Kommentator fiel mir ein Link zu dessen Blog auf, welcher mir damals entgangen war. Ich schaute gestern mal rein – und fand einen Rant zur ersten Stilllegung meines Blogs im Frühjahr 2023.
Ich habe mir jetzt auch nicht die Mühe gemacht, anhand seiner damaligen Kommentare zu überprüfen, ob wir schon zu dieser Zeit in irgendeiner Weise aneinandergerasselt sind. Ich vermute es. Aber würde selbst das so etwas rechtfertigen? Gehen wir es abschnittsweise durch.
Nicht vermisster Bloggercontent: DS-Perspektiven.
Eine Anspielung auf den maschinisten. Der Titel meines Blogs wurde übrigens falsch geschrieben. Egal.
Ja, ich hab ihm mal Respekt gezollt. Kompromisslose Leute kriegen sowas von mir.
Danke, ich fühle mich ob dieser Großzügigkeit geehrt. Wenn die Kompromisslosigkeit aber dann doch irgendwann zu einem größeren Maß an Verzweiflung führt, soll dieses Opfer bitte „leise heulen“?
Diese kompromisslosen Menschen erinnern einen leider an die eigene Feigheit, an den wirklich wichtigen Weggabelungen im Leben (und nicht nur bei der finalen Frage nach der Verabreichung einer experimentellen gentechnischen Injektion) Nein zu sagen.
Aber trotzdem – zuletzt hab ich nur noch einen Gedanken bei seinem Zeug gehabt.
„Herrje, Kerl, entspann dich mal!“ Mal ehrlich – wer hält jemanden aus, der einem die ganze Zeit nur noch vorjammert, daß alles nicht so läuft wie er das für richtig hält? Da sieht man den gescheiterten Möchtegernbeamten. Alles nach Gesetz und meiner Auslegung. Das sind die Typen, die als Rentner mit dem Fernglas am Fenster hocken und alle Gesetzesverstöße sofort an die Bullen weiterleiten. Uncool. Bin ich zwar auch, aber wenigstens bin ich kein Paragraphenhengst. Nur Rechtschreibnazi.
Mit dem „Entspannen“ ist das leider etwas schwierig, wenn du auf der Streckbank liegst. Ich weiß nicht viel über den Autor. Er scheint in der Pflege zu malochen. Prinzipiell ehrenwert. Natürlich habe ich auch ihm mit meiner Kritik an der Lohnsklaverei den Spiegel vorgehalten; an seiner täglichen nasalen Penetration und seiner Zwangsverschleierung. Das erzeugt natürlich kognitive Dissonanzen. Es gibt zwei Arten, damit umzugehen: Einsicht, dass Corona nur die Symptome der eigenen Unfreiheit verstärkt bzw. verdeutlicht hat – oder: Verteidigung des (kranken) Systems, dessen Teil und von dem man abhängig ist.
Der Vorwurf des „Jammerns“ ist auch (immer wieder) putzig. Aus der Perspektive eines Zeugen Coronas war mein ganzer Blog ausschließlich „Gejammer“ über meine „Selbstausgrenzung“. „Lass dich doch einfach impfen. Kauf dir doch einfach ein Auto. Nutze ein Smartphone. Geh doch einfach was arbeiten, du faule Sau.“ Natürlich; ich hätte auch einfach wortlos untergehen und mich von einer Brücke schmeißen können. Wäre ihm wohl lieber gewesen. Belastet einen nicht.
Ebenfalls „nett“ die Anspielung auf meine berufliche Vergangenheit. Der „Möchtegernbeamte“ hat immer wieder klargestellt, dass er es als Auszeichnung betrachtet, am Ende „durchgefallen“ zu sein. Ich könnte ihm die inzwischen sechsstellige Summe ausrechnen, die ich – ob meiner Kompromisslosigkeit – vom Staat erhalten, wenn ich mich damals einfach als braver Eichmann eingereiht hätte. Und mir bis zur Besinnungslosigkeit „Recht“ ins die Rübe hätte knallen lassen, um dieses später unkritisch (gegen den Bürger) anzuwenden.
Aber ja; ich will und kann mich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass eine Gesellschaft erstrebenswert sei, in der ausschließlich das „Recht“ des Stärkeren gilt. Ich erlebe das fast täglich im Straßenverkehr. Brauch ich nicht. Was ich überhaupt nicht verstehe ist, mir vorzuwerfen, dass ich überwiegend(!) vom Staat selbst verlange, sich an seine eigenen beschissenen Gesetze zu halten? Und nicht willkürlich (via Allgemeinverfügungen) meine Freiheiten als Radfahrer oder als „Ungeimpfter“ zu beschränken. Ja, von jenem Staat gerade auch in einer sogenannten „Pandemie“ einfordere, die Menschenwürde zu achten. Wirklich schlimm so etwas; diese Wortklauberei.
Der Vorwurf des „Denunziantentums“ ist vermutlich auf die damalige Polemik des Publicviewers, dessen Messer im Rücken letzten Endes auch der finale Auslöser für die erste Stilllegung meines Blogs war, zurückzuführen. Ich zeige grundsätzlich wenig bis überhaupt nichts an, obwohl ich quasi jeden Tag mindestens eine Strafanzeige wegen grob rücksichtslosen und gefährdenden Verhaltens irgendwelcher Autofahrer stellen könnte. Und ich habe auch kein schlechtes Gewissen, wenn Autofahrer mich konkret behindern und dafür halt am Ende mal ein paar Euro an Bußgeld bezahlen müssen; es geht hier auch meist um kleinere Ordnungswidrigkeiten – und nicht um Existenzielles wie z. B. die Folgen einer (wahrhaftigen) Denunziation eines Arztes, der Maulkorbatteste ausgestellt hat. Es ist eine schiere Unverschämtheit, mir das in dieser Pauschalität zu unterstellen. Nein, so einen Vorwurf kann nur jemand äußern, für den die Begriffe „richtig“ und „falsch“ in der gleichen Weise auslegbar sind, wie es die überwiegende Masse (während Corona) auch getan hat.
Und diese Endnachricht? Sorry, aber das ist die typische Selbstmorddrohung der Weiber. Hat er doch tatsächlich seine Mailadresse hinterlassen. Er hätte auch genau so gut per WanzApp schreiben können, dass er gerade ne Packung Schlaftabletten eingeworfen hat. Wer sowas macht, will die Nachrichten in der Richtung „Mach das nicht, das Leben ist schön, ich liebe dich!“
Wie mitfühlend! Ich bin gerührt. Nein, es war keine Selbstmorddrohung. Ich bitte aber um Verzeihung, dass ich verzweifelt war; weil in diesen Tagen ein Lebenstraum endgültig zusammenbrach. Es lag mir fern, gar euer Gewissen mit meinem wertlosen Seelenscheiß zu belasten. Okay, als es gegen die Coronazis ging, war das ja noch amüsant und akzeptabel. Aber jetzt ist dann auch mal gut, okay?
Emotionale Erpressung wie aus dem Lehrbuch. Aber eines weiß ich: Mit Erpressern verhandelt man nicht.
Erstaunlich an diesem Vorwurf ist, dass er mir gegenüber in ähnlicher Form im Rahmen meiner zweiten Schließung des Blogs von jemandem geäußert wurde, den ich auch „real“ kenne. Nein, ich „erpresse“ oder „nötige“ niemanden, wenn ich via meines Blogs mein Innerstes nach außen kehre. Mich angreifbar mache. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen „Anbietern“ im Bereich der alternativen Medien (zu denen ich allerdings auch nie wirklich zugehörig war) blinken auf meinem Blog keine 50 roten Paypal- und anderweitige Spenden-Buttons. Ich bettle nicht unter jedem einzelnen Beitrag um Geld.
Lustigerweise warf mir sogar ein anderer Leser aus der Region genau das vor; dass ich viel zu passiv sei, was das Vermarkten betrifft. Mein „Fehler“ war eher, dass ich es meinen Lesern, die finanziell meist auch große Probleme haben, freistellte, ob und wie sie mich unterstützen. Die meisten konnten es nicht – und das ist auch akzeptabel.
Wer dennoch meine Ehrlichkeit in Gestalt meiner schieren Verzweiflung darüber, dass mir in meinem beschissenen Leben, trotz erheblicher Anstrengungen und Vorleistungen, wenig bis nichts gelingt, als „emotionale Erpressung“ bezeichnet ist – mit Verlaub! – ein von jeglicher Empathie befreites Arschloch.
Kann ja sein, daß er das liest. Oder andere genau so Veranlagte. Die, die meinen, das Leben sei Krieg und sie seien General.
Ich habe es gelesen. Spät. Aber ich habe es gelesen. Und ja, das Leben ist Krieg.
Nee, seid ihr nicht. Ihr seid uncoole Asis, die meinen, alles müsse nach ihrer Pfeife tanzen. Und dabei alle anderen so lange anpissen, bis keiner mehr was mit ihnen zu tun haben will. Egal, ob sie Big Red, Publicviewer, Karl Lauterbach oder sonstwie heißen.
Nein, mein guter Freund. Das meine ich nicht. Niemand muss nach meiner Pfeife tanzen. Ich habe auch niemanden (der es nicht verdient hätte) angepisst. Wenn du dich jedoch angepisst fühlen solltest, habe ich wohl den richtigen getroffen.
Welches Fazit muss ich aus diesem Rant ziehen?
Wie man es macht, macht man es verkehrt. Im Endeffekt ist die eisige Kälte, mit der mich hier ein ehemaliger Leser aburteilt, einer der Gründe dafür, warum ich den Blog geschlossen hatte; als mich damals ein Autofahrer mit seinem Auto vorsätzlich angegriffen(!) und anschließend auch noch bedroht(!) hat – mir aber keinerlei Solidarität zuteil wurde. Nein, statt Solidarität erntete ich kleingeistige Sprachkritik und Denunziations-Vorwürfe.
Ja, ich wurde durchschaut. Ich „erpresste“ meine Leser mit den Schilderungen aus meinem Alltag auf der Straße auch wieder nur „emotional“; damit jene Leser so dolles Mitleid mit mir bekommen, nur noch lieb zu mir sind und mir ihr gesamtes Vermögen überweisen, damit ich endlich meinen (für die überwiegende Masse irrelevanten) Lebenstraum leben darf.
Wer Ironie findet, darf sie behalten.