Carlson und das Kremlmonster

Es war ja kein Interview, sondern ein ernsthaftes Gespräch. Dies wollte der Fürst der russischen Finsternis gleich zu Beginn klargestellt wissen. Im Anschluss nahm er Tucker Carlson erst einmal mit auf eine kleine Reise durch die Historie des russischen Staates und redete mit diesem insgesamt knapp über zwei Stunden; vor allem über die Hintergründe zum Ukraine-Konflikt. Im Vorbeigehen vermöbelte Putin noch die tief im Enddarm der USA steckende deutsche Regierung. Ich halte die Inhalte des Gesprächs für verhältnismäßig unwichtig bzw. auch ohne besonderen Neuigkeitswert; die eigentliche „Sensation“ liegt darin, dass es überhaupt stattfand.

Also dass ein westlicher Journalist das personifizierte Böse interviewt; den Menschen (die es sich selbst ansehen) tatsächlich eine Grundlage dafür gibt, sich eine eigene(!) Meinung zu bilden; den eigenen Verstand ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Exakt dies hat der inzwischen vollends degenerierte Bürger des wohlstandsverwahrlosten Westens, der sich in seiner Hybris allerdings immer noch für die Krone der Schöpfung und vor allem der „Demokratie“ hält, aber schon lange verlernt. Falls er es je konnte oder wollte. Meist fehlt ihm ja die Zeit; weshalb er die Vorzüge des betreuten Denkens genießt.

Auch Edward Bernays betrachtete es als völlig normal und legitim, den Menschen aufgrund der schier endlosen Masse an auf sie einprasselnder Informationen nur noch gefilterte und gekürzte Reste hiervon zukommen zu lassen. Und diese Selektion fiel für ihn noch nicht einmal im engeren Sinne unter (moderne) Propaganda, deren Funktionsweisen er im gleichnamigen Buch ausführlich vorstellt. Ja, dieses systematische Weglassen von Informationen, Meinungen und Ansichten ist natürlich keine „Desinformation“, wenn diese von staatlichen und privatwirtschaftlichen Medienkartellen des Westens betrieben wird.

Audiatur et altera pars kennen wir generell nicht mehr. Der scheinheilige „Wertewesten“ braucht, wie in Orwells „1984“ Antagonisten, welche das nur aus potemkinschen Dörfern bestehende Narrativ der moralischen, wirtschaftlichen und staatstheoretischen Überlegenheit stabilisieren. Man hat Putin nie verziehen, dass er die unter dem vom Westen unterstützten Säufer Jelzin, der u. a. gewaltsam gegen das russische Parlament putschte, eingeleitete wirtschaftliche und soziale Zerstörung des russischen Staates, als auch des Ausverkaufs dessen Reichtümer beendete.

Auch das wissen all jene nicht, für die der Ukraine-Krieg erst im Februar 2022 (und nicht mit dem Maidan 2014) begann. Im Endeffekt wissen die allermeisten russophoben Menschen in Deutschland überhaupt nichts über Russland. Außer, dass es halt böse ist (und man selbst daher „gut“). Von einem „Diktator“ regiert wird, der „völkerrechtswidrige Angriffskriege“ führt. Was Deutschland (Jugoslawien) oder die USA (die Aufzählung der Beispiele würde den Rahmen dieser Klammer sprengen) natürlich niemals tun würden.

Genauso wenig, wie dieses großartige freiheitliche westliche System Journalisten über Jahre (ohne Anklage) dafür inhaftieren würde, weil sie Journalismus betreiben; indem sie Kriegsverbrechen der moralisch Überlegenen veröffentlichen. Ehemalige Staatsdiener, die ebenfalls zahlreiche Verbrechen des eigenen Landes aufdeckten, müssten nicht in jenes Russland flüchten, um nicht lebenslänglich im Hochsicherheitstrakt zu verschwinden.

Carlson hat im Endeffekt nur das gemacht, was eigentlich Aufgabe eines Journalisten ist: Journalismus. Ja, er war dabei noch nicht einmal besonders kritisch. Er ließ den russischen Präsidenten ausführlich zu Wort kommen; was ihm das gesamte westliche Propaganda-Bollwerk seit Jahren verwehrt. Exakt das ist für jene, die sich trotz ihrer vor „Haltung“ triefenden Gesinnung weiterhin nicht als arschkriecherische intellektuelle Prostituierte sehen wollen, einfach unvorstellbar.

Ich will die wütenden Reaktionen dieser sich selbst entmannt habenden Eunuchen, die nun auf die Eier eines Carlson starren müssen, auch nicht dadurch ehren, sie hier zu zitieren. Sie sind eigentlich, nicht nur ob des mangelnden Niveaus, bedeutungslos; das (u. a. von Thomas Röper dokumentierte) Gegeifer spiegelt am Ende auch wieder nur die gesamte Erbärmlichkeit eines hofberichterstattenden Gesindes wider, welches schon vor sehr langer Zeit jeglichen Rest journalistischen Ethos‘ die Toilette runtergespült hat. Die „Tagesschau“ ist immerhin am ehrlichsten; sie empfiehlt das, was die Partei in „1984“ auch befahl: Ignoranz ist Stärke.

Das Gespräch hat vor allem gezeigt, dass da noch ein Staatsmann alter Schule sitzt; nicht einmal annähernd vergleichbar mit dem erbärmlichen politischen Personal, welches in aller Regel den Staaten der westlichen Welt vorsteht. Es ist (nicht nur im Hinblick auf die jüngst eingestellten Ermittlungen zum Nord-Stream-Anschlag) fast schon bitterböse Realsatire, wenn im Anschluss daran ein dementer Scholz beim noch dementeren Biden im Oval Office sitzt und beide jenes Interview als „lächerlich“ bezeichnen.

Aber die heutige deutsche Führung lässt sich nicht von nationalen Interessen leiten, sondern von den Interessen des kollektiven Westens, sonst wäre es schwierig, die Logik ihres Handelns oder Nichthandelns zu erklären.

(…)

Die Leute dort sind sehr inkompetent.

Mehr ist dazu eigentlich nicht mehr zu sagen. Man kann nur hoffen, dass der in jeder Hinsicht verkommene Westen möglichst bald komplett in sich zusammenfällt. Ehe diese Irren in ihrer letzten Verzweiflung noch einen dritten Weltkrieg vom Zaun brechen werden.

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