Ende Januar verstarb Natenom. Der mir in vielerlei Hinsicht stark ähnelte. Vor allem darin, sich nicht marginalisieren zu lassen und die Stellung zu halten. Er ertrug die alltägliche Rücksichtslosigkeit und den vorsätzlichen Terror von faschisierten Dosenlenkern. Dass er bereits vor seinem Ableben überregional bekannt wurde, lag allerdings nicht an seinem Blog. Hätte er seine Videos dort gepostet, hätte ihn in dieser plattformzentrierten Medienwelt kaum jemand wahrgenommen. Erst über Twitter erreichte er ein größeres Publikum und zog vor allem aufgrund der demonstrativen Untätigkeit der Pforzheimer Ordnungs- und Strafverfolgungsbehörden auch die Aufmerksamkeit der reichweitenstärkeren Medien auf sich.
Über das mediale Versagen der Lokalpresse hatte ich mich im letzten Jahr anlässlich der illegalen Umleitung geäußert. Und wie jene Käseblätter am Ende ihren Lesern sogar den einzigen, bei der Verkehrsfreigabe protestierenden Radfahrer verschwiegen hatten. Seit rund 10 Jahren reiße ich mir hier den Arsch auf und kämpfe hierbei nicht nur gegen Verwaltungen, sondern auch gegen vermeintliche „Freunde“.
Es war auch an bitterer Ironie kaum mehr zu überbieten, dass ausgerechnet Albrecht Müller, der nur ein paar Kilometer weiter östlich an der Deutschen Weinstraße lebt, mir eine Antwort auf meine Anfrage, die B-10-Problematik in einem Beitrag für die Nachdenkseiten zu erläutern, komplett verweigerte. Und auch, dass der aus dem Raum Kaiserslautern stammende Marcus Klöckner, der mir einst versprach, mir in Sachen Publikation bei jenen Nachdenkseiten zu helfen, ab dem Moment einfach nicht mehr mit mir kommunizierte. Über den Todesfall von Natenom habe ich in den letzten Wochen bei jenen „Alternativmedien“ auch keinen einzigen Beitrag oder Kommentar gefunden. Passt wohl nicht zur Zielgruppe?
Was mich aktuell ankotzt, ist nicht nur, dass selbst ein Todesfall wie jener von Natenom bei „meinen“ Behörden, Politikern und Medien nicht zu irgendeiner Form des Nachdenkens darüber, wie man mit mir als Mensch und meinen Argumenten umgeht, führen würde. Man ignoriert mich einfach, wie eh und je. Nein, in Bezug zu Natenom offenbart das urplötzliche Interesse zahlreicher, sonst durch kritischen Journalismus in Bezug zum Radverkehr überhaupt nicht auffallender Medien, deren vorheriges Versagen.
Dafür musste Natenom allerdings halt erst totgefahren werden. Dieser posthume Ruhm würde mir, der nicht bei Twitter unterwegs war und ist, allerdings auch dann nicht zuteil, wenn ich mir irgendwann auf dem vereisten oder mit Mist verdreckten B-10-„Radweg“ nicht nur die Finger verstauchen, sondern das Genick brechen würde. Weil ich mich halt „nur“ ganz „unspektakulär“ auf der rechtlichen Ebene mit unfassbar ignoranten Behörden und Ministerien rumärgern muss, um gegen die systematische Diskriminierung von Radfahrern zu kämpfen.
Und dies fernab jeglicher medialer Öffentlichkeit.