Neue Schotterpisten für Radtouristen

Heute musste ich mich mal wieder entscheiden, ob ich lachen oder heulen soll? Ich drehte mit dem Rennrad eine Runde raus an die Weinstraße. Unterwegs kam ich nach längerer Zeit auch mal wieder an Erlenbach vorbei. Dort baut der LBM aktuell einen neuen „Geh- und Radweg“, gegen welchen ich mich schon vor Jahren aufzulehnen versuchte. Wie so oft, ohne jeden Erfolg. Ich hatte diese überflüssige Maßnahme bereits im Jahr 2018 hier kritisiert, der Planfeststellungsbeschluss erging im Juni 2019. Im Jahr 2020 hatte ich mir diesen nicht nur wegen „Corona“ gar nicht mehr angesehen. Ansonsten wäre mir aufgefallen, dass zwei der drei Abschnitte nicht einmal asphaltiert, sondern nur mit einer sogenannten „wassergebundenen Decke“ hergerichtet werden.

Ja, da stand ich nun; auf dem Parkplatz in Sichtweite der Burg Berwartstein. Und bewunderte fassungslos die deutsche „Radwege“-Baukunst des Jahres 2024. Rechts der Bundesstraße 427 kommt nun von Erlenbach her der (zumindest zu Beginn noch für einige Meter im Landkreis Südwestpfalz liegende) Abschnitt 1. Der allen Ernstes nur eine absolut untaugliche Oberfläche erhalten hat.

Das hat – das muss man zu dessen Ehrenrettung dann doch anmerken – offenkundig aber nicht der LBM selbst ausgeheckt; im damaligen Erläuterungsbericht stand nämlich (noch) nichts dazu, dass dieser „Geh- und Radweg“ auf irgendeinem Abschnitt keine Asphaltdecke erhalten sollte; die Asphaltdeckschicht wurde sogar ausdrücklich erwähnt. Schließlich baut man das Ding ja (angeblich), um Radfahrern die absolut lebensgefährliche Nutzung der L 490 zu ersparen. Nein, es war nicht der LBM, sondern die Obere Naturschutzbehörde, die meint, Radfahrern Schotterwegelchen zumuten zu dürfen. In Abschnitt C, Ziffer II des Planfeststellungsbeschlusses heißt es unter anderem:

1. Die Bauausführung soll in den Bauabschnitten 1 und 3 in wassergebundener Bauweise erfolgen.

Irre! Wahnsinn! Wie „Naturschutzbehörden“ gerade dann ihre Liebe zur Natur entdecken, wenn keine neuen Verkehrswege für Autofahrer, sondern radfahrendes Geschmeiß gebaut werden. Als wenn dieser wassergebundene Dreck großartig wasserdurchlässiger wäre als Asphalt? Im Blümelstal bei Pirmasens kann man das schon seit vielen Jahren bewundern.

Gut, ob der Abschnitt 1 jetzt wirklich ein Straßenteil der B 427 geworden ist oder ob man die Baulast für die Schotterpiste der Verbands- oder Ortsgemeinde aufdrückt (was ich stark vermute), kann ich leider nicht sagen, da ich mir damals leider nicht das Regelungsverzeichnis heruntergeladen hatte. Hierzu habe ich auch beim Überfliegen des Planfeststellungsbeschlusses keine Aussagen gefunden.

Der einzige Abschnitt, der eine Asphaltdecke erhält, ist der mittlere, welcher von der Erlenbacher Kreuzung her (relativ) direkt der L 490 in einer straßenbegleitenden Weise in Richtung Vorderweidenthal folgen wird. Der dritte (besonders absurde) Abschnitt von Vorderweidenthal in Richtung Oberschlettenbach / Darstein erhält ebenfalls nur eine wassergebundene Decke.

Das ist immerhin konsequent; so war die anschließende Dreckpiste auch schon immer nur ein Waldweg, den Radfahrer über Jahrzehnte (wegen eines standardmäßigen Zeichen 250) nicht einmal legal befahren durften. Das folgende Foto stammt von einer (denkwürdigen) Tour Ende Februar 2023, als man es zwischenzeitlich dann doch geschafft hatte, das uralte Verbot für Fahrzeuge aller Art durch ein Verbot für Kraftfahrzeuge zu ersetzen.

Die L 490 ist übrigens wegen dieser vollkommen überflüssigen Baumaßnahme auch schon seit 16. Januar vollgesperrt. In weiser Voraussicht habe ich neulich auch die (bislang konstruktive) Straßenverkehrsbehörde des Landkreises Südliche Weinstraße darum gebeten, sie möge keinen der drei Abschnitte „automatisch“ mit Gemeinsamer Geh- und Radweg beschildern, nur weil der LBM das gerne (mittels seiner Beschilderungspläne) so haben wolle. Das gilt vor allem für Abschnitt 2.

Grundsätzlich hätte ich noch nicht einmal etwas gegen den 1. Abschnitt gehabt; der durchaus nützlich wäre, wenn beispielsweise mal die L 490 vor oder in Erlenbach vollgesperrt werden würde. Das folgende Foto zeigt den neuen Zick-Zack-Schotter-„Radweg“ in Richtung Erlenbach.

Nun ist diese Piste halt mit Rennrädern völlig unbrauchbar. Es geht mir einfach nicht in den Schädel; dass man immer noch meint, für Radfahrer würde grundsätzlich auch (gepresster) Schotter ausreichen? Gell, liebe Stadt Pirmasens?

Wobei ich mir auch relativ sicher bin: An der neuen Querungsstelle wird es früher oder später Schwerverletzte oder Tote geben. Diese läuft nämlich relativ spitzwinklig auf die von oben kommende B 427 zu.

Die auf die Sicherheit von „Radwegen“ vertrauenden Radtouristen werden dort ohne groß zu gucken die Bundesstraße queren – und dann halt erst einmal ein ganzes Stück weit durch die Gegend fliegen.

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