„Radschnellwege“ sind ja seit einiger Zeit irgendwie in aller Munde. 😉 Zumindest im Umland größerer Städte wie z. B. Stuttgart. Ob man meine Entwürfe neuer, direkter Verbindungen im Herzen des Wasgaus unbedingt so nennen muss, sei mal dahingestellt. Eine etwas größere Übersichtsgrafik zur OpenTopoMap findet ihr hier (1,2 MB), abschließend noch die Lizenzbedingungen.
Jedenfalls wünsche ich mir schon seit langer Zeit, dass das generell etwas dünnere Straßennetz im Pfälzerwald durch einige asphaltierte und für den Radverkehr ausdrücklich freigegebene Forstwege ergänzt werden sollte!
Legal, illegal – sch…egal!
Als Mountainbiker, der im heimischen Pfälzerwald inzwischen quasi jeden einzelnen Forstweg und Pfad in- und auswendig kennt, stehen einem die zahlreichen Wege aufgrund der fast ausnahmslosen Beschilderung aller Forstwege mit einem eigentlich ja auch nicht offen. Da aber selbst viele (sogar fast alle…) offizielle Radrouten (u. a. auch jene des Mountainbikepark Pfälzerwald) über „verbotene“ Radwege führen und sich die zuständigen Behörden nicht grade überschlagen, um diesen rechtlich zweifelhaften Zustand zu beheben, braucht man sich als Mountainbiker im Pfälzerwald jetzt auch nicht als der ultimative Outlaw betrachten. Hier ist das Klima unter den verschiedensten Waldbesuchern insgesamt sehr angenehm – und auch der Förster kuckt nicht böse, wenn ihm einer mit dem Rad entgegenkommt. 🙂 Das rheinland-pfälzische Waldgesetz erlaubt (beiläufig) in § 22 (3) S. 1 sogar ganz allgemein das Befahren von Waldwegen:
Radfahren und Reiten sind im Wald nur auf Straßen und Waldwegen erlaubt; darüber hinausgehende Reit- und Befahrensmöglichkeiten können die Waldbesitzenden gestatten, soweit dadurch nicht die Wirkungen des Waldes und sonstige Rechtsgüter beeinträchtigt werden.
Über die Frage, ob da mit „Waldwegen“ z. B. auch schmälere „Pfade“ mit gemeint sind, geh ich bei Gelegenheit in einem ausführlichen Beitrag ein.
Freigabe der Waldwege
Leider hat sich die allgemeine landesforstrechtliche Erlaubnis noch nicht bis zu den zuständigen Straßenverkehrsämtern der Verbandsgemeinden herumgesprochen, die eben fast ausnahmslos traditionell das statt eines
an den Forst- und Landwirtschaftswegen aufstellen! Auch hier kann man sich die Frage sparen, ob bei der Ermessensausübung dran gedacht wurde, im Einzelfall eine Begründung für das Mit-Aussperren des Radverkehrs zu formulieren…!? Da Bundesrecht (StVO) jedenfalls im Zweifel Landesrecht bricht, bleibt es wohl an mir, den zahlreichen Verbandsgemeinden halt auf die Nerven zu gehen, zumindest in Zukunft doch bitte ein paar Zusatzzeichen
zu bestellen oder eben
wenigstens an den wichtigeren Zufahrten in den Wald aufzustellen…!
Das wäre auch das Erste, was ich mir bei den besagten Routen zwischen Dahn und Hauenstein wünschen würde – die straßenverkehrsrechtliche Freigabe.
Zweiter Schritt wäre dann die Asphaltierung der meist schon breit angelegten und teilweise sogar mit Entwässerungsgräben ausgestatteten Forstwege, damit diese Strecken auch mit Renn-, City- und Tourenrädern etc. sicher befahren werden können! Zumindest im Sommer. Winterdienst ist dann bei reinen Forstwegrouten natürlich eine völlige Utopie – wenn man sich ankuckt, wie das unmittelbar neben der wichtigsten Verkehrsader des gesamten Kreises selbst anno 2018 noch läuft…!
Dahn – Hauenstein

Doch kommen wir nun zu den „Radschnellwegen“! Die „rote Route“ wäre die Bedeutendste: Sie führt von Dahn über Erfweiler direkt nach Hauenstein. Dabei muss der Sattel / Pass (ca. 375 m ü. NHN) an der „Dicken Eiche“ überwunden werden. Von Erfweiler aus ergibt das eine durchschnittliche Steigung von 6,6 % auf 2,2 Kilometern. Von Hauenstein (ab dem Paddelweiher) steigt es mit durchschnittlich 6,0 % auf ebenfalls 2,2 km an. Asphaltiert werden müssten rund 5 Kilometer. Landschaftlich ist die Strecke sehr schön, da man u. a. an vielen imposanten Buntsandstein-Felsformationen vorbeifährt.

Die gegenwärtige Strecke über die B 427 nach Hinterweidenthal und weiter über den B-10-Radweg ist ca. 15,5 Kilometer lang, der von mir angedachte direkte Weg über die „Dicke Eiche“ nur 9,4 Kilometer. Für Radfahrer ergäbe sich von Ortsmitte zu Ortsmitte eine Abkürzung von 6,1 km bzw. rund 39 % Wegstrecke! Bei der Nutzung des etwas umständlicher trassierten Wieslauter-Radwegs vergrößert sich die Ersparnis noch einmal.
Auch der Radverkehr aus dem südlichen Wieslautertal käme über den Dahner Ortsteil Reichenbach und die K 39 erheblich schneller Richtung Hauenstein. Umgekehrt natürlich auch.
Dahn-Reichenbach – Schwanheim

Die „lila Route“ würde weiträumiger betrachtet vor allem auch die Wege aus dem Wieslautertal bei Bruchweiler sowie aus der Ecke Schönau / Fischbach Richtung Annweiler teils deutlich verkürzen! Der Radfahrer würde von Dahn-Reichenbach aus größtenteils die schmale und romantische K 41 durch das von zahlreichen Felsen umsäumte Bärenbrunnertal benutzen, um kurz vorm Bärenbrunnerhof den Anstieg (direkt am imposanten Honigfelsen vorbei) hinauf zum „Khyber-Pass“ (auf ca. 418 m ü. NHN) in Angriff zu nehmen. Ja, irgendein Witzbold hat an dem Passübergang vor vielen Jahren ein Schild angebracht, wohl als ironische Anspielung auf den echten Khyberpass. Die Steigung beträgt vom Bärenbrunnerhof aus durchschnittlich sportliche 8,8 % auf knapp 1,7 km. Von Schwanheim aus sind auf rund 2,4 km im Schnitt 7,8 % Steigung zu überwinden. Neu zu asphaltieren wären auch ziemlich genau diese 4,1 km.

Gegenwärtig sind zwischen Dahn-Reichenbach und Schwanheim 13,1 km über die B 427 und L 490 zurückzulegen. Die Strecke über die K 41 und den „Khyberpass“ wäre dagegen nur 8,6 km lang. Insgesamt also eine Abkürzung von mind. 4,5 km bzw. 34 % Wegstrecke! Befährt man jedoch ausschließlich touristische HBR-Wege, ist die Strecke gegenwärtig noch einmal deutlich länger, da man u. a. einen Umweg über Schindhard und den Radweg über den Weißensteinerhof nach Erlenbach fahren muss.
Lückenschluss am Wolfshorn

Hätte man beide Routen realisiert, böte sich noch mittels der „orangen Route“ ein Lückenschluss am Wolfshorn an, der die höchste Erhebung zwischen Dahn und Hauenstein darstellt. Vom Sattel an der Dicken Eiche würde es noch mit im Schnitt um die 6,5 % hinauf zum nächsten Sattel auf rund 440 m ü. NHN zwischen dem Queichtal und dem Schwanheimer Talkessel gehen, um dann nach kurzer Abfahrt die Abzweigung zum „Khyberpass“ zu erreichen. So bestünde dann auch eine relativ direkte Verbindung von Dahn in Richtung Annweiler; die Strecke würde nur noch 17,4 statt 23,8 km betragen (Ersparnis: 6,4 km bzw. rund 27 %).
Nebenbei würde man die beliebte PWV-Hütte an der Dicken Eiche als auch die Schwanheimer PWV-Hütte für den Radverkehr offiziell erreichbar machen. Zu asphaltieren wären hier rund 1,4 Kilometer.
Für Touri- und Alltagsradler geeignet
Grundsätzlich wären die Routen für beide Gruppen mehr als gut geeignet! Grade im touristischen Radwegenetz würden so umständliche Routen zwischen den bedeutenderen Kleinstädten Hauenstein, Dahn und Annweiler durch direktere ergänzt. Auch Alltagsradler kämen so (ein sportliches Fahrtempo vorausgesetzt) unter Umständen mit dem Rad sogar schneller zur Arbeit oder zum Einkaufen nach Dahn oder Hauenstein, als wenn sie mit dem Auto über die B 10 fahren. Ich habe bspw. auf meinen Fototouren, als ich den Felsenland-Express an der Queichtalbahn und im Wieslautertal fotografieren wollte, auch schon diese Abkürzung genutzt.
Das bedeutendste Manko könnten jedoch die Steigungen darstellen! Diese Routen sind nämlich alle sportlich anspruchsvoll – und für Ungeübte nicht unbedingt ohne Weiteres zu bewältigen. Andererseits fehlt es grade im Wasgau auch für Rennradfahrer an sportlichen Herausforderungen; die wären zumindest schon einmal sehr froh drüber. Da sich jedoch grade Pedelecs bekanntermaßen steigender Beliebtheit erfreuen, sollten auch natürliche Hindernisse wie einzelne Anstiege mit nicht viel mehr als für die Region typischen max. 200 Höhenmeter in Zukunft kein Ausschlusskriterium dafür sein, eine solche Route in das Radverkehrsnetz zu integrieren!
„Radtourismus“ müsste meiner Ansicht nach generell wesentlich mehr umfassen, als das gemütliche Herumradeln von Rentnern auf ausnahmslos steigungsarmen Strecken in Flusstälern. Ein nicht unerheblicher Teil (grade MTB’er und Rennradler) hat keine Scheu vor sportlicher Betätigung. Mit ein paar zusätzlichen Watt aus der Steckdose sind auch 6 % Steigung kein riesiges Problem mehr – ich muss das regelm. am eigenen Leib erfahren, wenn mal wieder irgendein „Steckdosen-Doper“ an einem Anstieg mit einem Affenzahn an mir vorbeirast! Und überhaupt: wenn man 40 % Wegstrecke einsparen kann, ist die Fahrt über den Berg (mit anschließender erholsamer Abfahrt) auch in der Summe weniger anstrengend!
An touristisch interessanten Zielen mangelt es jedenfalls im Umfeld dieser Routen nicht; die PWV-Hütten wurden bereits angesprochen. Auch der Bärenbrunnerhof ist bewirtschaftet und am Paddelweiher lässt sich auch eine schöne Rast einlegen! Gegenwärtig führt sowieso schon eine HBR-Route im Hauensteiner Stephanstal zur Queichquelle.
Ich habe diese Routenplanung schon vor einer ganzen Weile der „Fachgruppe Radwege“ beim LBM vorgeschlagen. Bislang hab ich aber noch keine Reaktion erhalten; man versprach mir zumindest, den Vorschlag zu prüfen. Ich bin sehr gespannt!