Ich will zu diesem Thema hier ja eigentlich nicht mehr viel schreiben. Und es war ein Fehler, nach längerer Zeit mal wieder in den ZG Blog und den Kommentarbereich geschaut zu haben. Ansonsten wäre mir das erneute üble Nachtreten von Seiten Epikurs in Form eines sich über mich lächerlich machenden Kommentars einfach entgangen. Er hatte auf eine meines Erachtens völlig berechtigte Kritik von Udo geantwortet, welcher mich hier während meiner privaten Blog-Phase zeitweise noch begleitet hatte. Es ging um das Thema, ob insbesondere die zahlreichen Mitläufer während der Corona-Jahre überhaupt Opfer gewesen seien. Und warum sich kaum jemand um die echten Opfer scheren würde?
Ich fühle mich vollumfänglich mit dem bestätigt, was ich in meinem ersten Beitrag zur Umbenennung meines Blogs geschrieben hatte. Wie man mich wirklich eiskalt und ungerührt fallenließ. Udo hatte damals während der privaten Phase auch meinen inzwischen gelöschten Beitrag über die „Vergebung der Coronoia“ gelesen und auch positiv kommentiert. Elemente daraus waren auch in den oben genannten Beitrag mit eingeflossen.
Rund 15 Jahre lang hatte ich Epikurs ZG Blog gelesen und auch immer wieder bei ihm kommentiert. Während Corona hatte ich seine Beiträge auch unzählige Male verlinkt, obwohl er das mit meinen Beiträgen fast nie getan hatte. Über eine so lange Zeit lernt man ja jemanden kennen; auch dessen politische Einstellung. Der jüngere Epikur war noch wesentlich „radikaler“. Er gehörte zu jenen, die u. a. die Linke dafür verdammten, dass sie in Berlin oder auch in Thüringen unter Ramelow viel zu schnell faule Kompromisse machte. Außerdem würde die Linke inzwischen auch zu einer zweiten SPD werden, die den Kapitalismus ja gar nicht mehr überwinden wolle.
Das – die Überwindung des Kapitalismus – war generell ein mantraartiges Bekenntnis, welches auch in seinem Kommentarbereich bzw. dem linken Teil von „Kleinbloggersdorf“ gerne gesehen war. Doch irgendwie wurde über die Jahre aus dem ehemaligen Systemüberwinder ein sich im System eingerichtet habender gemäßigter Systemkritiker. Ja, irgendwie ging er exakt den Weg der von ihm kritisierten Partei „Die Linke“.
Inzwischen „erzieht“ er als Angestellter in einer Berliner Schule exakt für jenen Staat und dessen Bildungssystem Kinder, welchen er in seinem Blog immer wieder kritisiert. Als der Corona-Totalitarismus über uns alle hereinbrach, stand auch Epikur vor der derselben Frage wie Gunnar Kaiser: Mache ich da noch mit? Seine Antwort lautete: Ja. Denn ich muss ja Miete, Frau und Kind bezahlen. Dasselbe dachten sich sicher viele Polizisten und Beamte, die das Corona-Unrecht durchsetzten. „Nur ein Job“ lautete einer meiner inzwischen gelöschten Beiträge aus der Corona-Zeit.
Gerade über das Thema Lohnknechtschaft hatte ich in meinem Blog während Corona sehr viel geschrieben. Und ich bin mir sicher, dass das bei sehr vielen meiner Leser nicht gut ankam; was nicht nur die spärlichen Kommentare belegten. Ich erzeugte damit kognitive Dissonanzen. Störgefühle. Das will niemand hören. Dass er nichts anderes als ein Sklave ist, der sich im Gegensatz zum klassischen Sklaven seinen Ausbeuter wenigstens selbst aussuchen darf.
Egal. Kommen wir zu Epikurs Antwort auf Udos Kommentar.
Bist Du das, »Dennis82«? Klingt sehr stark nach ihm. 😉
Warum schreibt man so etwas? Außer aus purer Boshaftigkeit? Oder aber aufgrund eines schlechten Gewissens? Epikur hat seit dem Ende meines Blogs übrigens kein einziges Mal per e-mail nachgefragt, ob ich überhaupt noch lebe.
Auch er forderte ständig, dass es nur »echter Widerstand« sei, wenn alle zu kleinen Che Guevaras mutieren, bei denen sie Haus, Hof, Familie, Lohnarbeit, Vermögen, ja, alles, was ihnen lieb und teuer ist,« in den Pott« werfen. Nur dann sei es auch »echter Widerstand«.
Man sehe diesen Vorwurf auch im Kontext seines Werdegangs als kapitalismuskritischer Blogger. Epikur hat sich – in seiner Funktion als Erzieher – schlicht vom Staat (in Gestalt der Stadt Berlin) kaufen lassen. Er meint, die systemischen Zwänge, die er einstmals noch wesentlich deutlicher kritisiert hatte, gäben ihm inzwischen eine Ausrede dafür, nicht mehr getan zu haben, als über den Corona-Scheiß zu bloggen. Und ansonsten, vor allem in seinem beruflichen Umfeld, die Klappe zu halten.
Die Pott-Metapher hatte ich tatsächlich gelegentlich gebracht. Epikur ist aber kein Pokerspieler. Er hat sich eingerichtet. Führt (nach Adorno) inzwischen ein richtiges Leben im falschen. Das werfe ich ihm an sich noch nicht einmal wirklich vor. Es hat aber sehr wohl etwas damit zu tun, wie man sich selbst mit einem System „arrangiert“, dessen Auswüchse man in seinem Blog immer wieder kritisiert. Und vor allem, wie man das Wirken von Menschen bewertet und unterstützt, die mit ihrer Systemkritik noch wesentlich weiter gehen als man selbst. Die nicht ihre Seele an den Teufel verkauft haben.
Es gibt eben trotz allem Pragmatismus gewisse rote Linien, die jeder haben sollte. Vor allem, wenn man sich als system- und staatskritischer Blogger mal einen Namen gemacht hatte. Den Schritt Gunnar Kaisers wollte er nämlich nicht gehen. Kaiser beendete seine Laufbahn als Lehrer, als man von ihm forderte, das völlig perverse Test-Prozedere in der Schule zu leiten. Er war sogar Beamter; nicht nur Angestellter. Epikur hatte damit wesentlich weniger Probleme. Er verharmloste sogar hier in meinem Blog genau jene systematische Folterung von Kindern durch „Masken“ und „Teststäbchen“.
Epikur zog es auch nicht einmal ansatzweise in Betracht, zu kündigen oder sich beurlauben zu lassen. Auch nicht, sich mittels „Ungehorsam“ (ich zitierte diesbezüglich auch immer wieder Erich Fromm) ggf. auch kündigen zu lassen. Er riskierte überhaupt nichts. Das war seine einzig wirklich relevante rote Linie. Er wollte seine Fühler auch nicht nach Alternativen ausstrecken; vor allem eben auch nicht im kritischen Spektrum. Der ganze Corona-Scheiß hat nur deshalb so gut funktioniert, weil sich zu viele Menschen kompromittieren ließen. Eine Kompromittierung, die einen am Ende dazu bringt, das System zu unterstützen und das von einem selbst begangene Unrecht zu verharmlosen.
So gut wie niemand hat sich in einer ähnlich standhaften und kompromisslosen Weise gegen diesen Irrsinn positioniert, wie ich das über die gesamten drei Jahre getan hatte. Ich habe mir kein einziges Mal den Gesslerlappen übergestreift und wurde auch kein einziges Mal „getestet“. Ich durfte daher 23 Monate lang in keinen Supermarkt und habe mich faktisch nur noch von Nudeln ernährt. Ich hätte mich natürlich auch niemals mit dem Dreck spritzen lassen.
Aber jeder, der vor allem die Sache mit den „Masken“ und den „Tests “ dann doch über sich (oder seinen Kindern) ergehen ließ, kam nicht nur in einen Konflikt mit sich selbst, sondern vor allem auch mit Leuten wie mir. Denn die erzeugten in den meisten ein schlechtes Gewissen. Sie hielten einem einen Spiegel vor. Und darin sah man auch nur einen weiteren Mitläufer mit „Maske“ im Gesicht und Stäbchen in der Nase. Das tut weh. Also drischt man auf denjenigen ein, der auch dabei nicht mitgemacht hatte.
Die meisten waren einfach nur zu bequem und zu sehr auf Konformität getrimmt, um bspw. den Maulkorbzwang oder die kranke Testerei als Lohnsklave konsequent zurückzuweisen und sich nach Alternativen umzuschauen. Der Scheiß hätte im April oder Mai 2020 vorbei sein können. War er aber nicht. Weil sie alle sich gar nicht mal Gedanken über eine alternative Lebensmittelversorgung machen wollten. Es hätte ja auch das gewohnte Level an „Lebensqualität“ negativ beeinflusst. Man hätte dafür einen Preis bezahlen müssen. Der eigene Mut sollte aber gefälligst auch gratis bleiben.
Als der Coronaterror abebbte und die berüchtigten „Demos gegen Rechts“ an Zulauf gewannen, warf man den Demonstranten ihren Gratismut vor. Dass es sie nichts kosten würde und keines wirklichen Mutes bedarf, im Sinne der Regierung auf die Straße zu gehen, um gegen die AfD zu demonstrieren. Das stimmt sogar. Aber ein Großteil der Corona-Widerständler hat genau genommen auch nichts anderes getan. Man ging sprichwörtlich den Weg des geringsten Widerstands. Man zog sich im Alltag brav den Entwürdigungslappen über und ließ sich fast ein halbes Jahr lang nasal penetrieren, nur, um seinen beschissenen Job nicht zu verlieren.
Doch nicht jeder war gratismutig. Es gab viele, die immerhin noch etwas zu verlieren hatten. Wie bspw. der Bundespolizist Markus Schlöffel, mit dem ich eine Weile lang auch privaten e-mail-Kontakt hatte. Er hatte sich an einem Bahnhof in der Provinz einfach geweigert, sich den Deppenlappen überzuziehen. Und zwei seiner Kollegen brachten dann die Maschinerie in Gang, die ihn u. a. nicht nur seine gesamte Karriere einschließlich Pension, sondern auch seine Familie kostete. Aber auch Markus ist inzwischen vergessen. Obwohl er tatsächlich etwas geopfert hatte.
Wie auch viele Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen, als auch bei der Bundeswehr. Die von der „Impfpflicht“ betroffen waren. Hier gab es einige wenige, die sich all dem auf sie ausgeübten Druck niemals beugten. Sie erhielten dafür Bußgeldbescheide oder landeten sogar im Knast. Wie übrigens auch einige Ärzte, die „Maskenbefreiungsatteste“ ausstellten. Auch die wurden letzten Endes Opfer all derjenigen, die nur den Weg des geringsten Widerstands (also gratis) gehen wollten, indem sie sich so einen Wisch besorgen. Ich hatte das schon damals nicht verstanden und darüber auch (in inzw. gelöschten Beiträgen) geschrieben. Schade irgendwie, dass die Regierung die „Impfpflicht“ nicht auch auf Lehrer und Erzieher ausweitete.
Er selbst hatte jedoch kaum etwas zu verlieren, weil er eben weder Kinder, Familie, Vermögen oder Lohnarbeit besaß. Von so einem Standpunkt aus, ist es leicht, immer das Maximale von Anderen zu fordern. Ich mochte ihn und fand seine Blog-Arbeit sehr wichtig, nur in dem Punkt kommen wir bis heute auf keinen Nenner.
Epikur schreibt hier, dass echter Widerstand nur dann Widerstand ist, wenn man etwas zu verlieren hat. Er bestätigt im Endeffekt sogar meine Poker-Metapher. Denn wenn du nur noch ein paar lausige Chips vor dir stehen hast, macht ein All In auf die Runde halt auch nicht mehr einen großartigen Eindruck. Epikur wollte aber seine Chips nicht riskieren. Obwohl er über die Jahre in seinem Blog all die unterschiedlichsten Formen der Repression dokumentierte, schrieb er nie, dass er selbst Opfer jener Repression geworden wäre. Warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil er zwar im Internet den großen Kritiker gab – aber im realen Leben im Endeffekt zu allem immer nur Ja und Amen sagte?
Mit am verletzendsten an seinem hämischen Kommentar ist die Unterstellung, es wäre leicht(!), von anderen „das Maximale“ zu fordern. Nein, es ist – verdammt nochmal! – eben nicht „leicht“! Ich habe mir das auf eine unfassbar schmerzhafte und bittere Weise erkauft. Ich bin zum Beispiel im Jahre 2011 nicht Finanzbeamter geworden, weil ich mich nicht angepasst habe. Keinen Pragmatismus wie Epikur entwickelt habe, dann eben doch ein Teil eines unmenschlichen Apparates zu werden, nur, damit ich ein Leben in „Wohlstand“ führen kann. Ich passte mich nicht an. Und bezahle dafür eben bis heute einen unfassbar hohen Preis. Warum zur Hölle kann und will man das nicht einfach mal zur Kenntnis nehmen?
Ich habe im Übrigen auch nie „das Maximale“ von anderen gefordert. Ich hätte mir nur etwas mehr echten Widerstand gewünscht. Vor allem in Gestalt effektiver und konsequenter, ja gar massenhafter Verweigerung. Solidarität mit „radikalen“ Menschen wie mir. Doch was erwartete ich denn bitteschön auch von der Masse der nicht minder materialistisch veranlagten Corona-Widerständler? Deren letzten Endes heftigste „Gegenwehr“ darin bestand, Montags illegal spazieren zu gehen.
Ich kann mich auch noch an einige Kommentare erinnern. Da waren einige Feiglinge unter meinen Lesern regelrecht panisch; wie ich denn so irre sein könne, mit meinem echten Namen die Stadtverwaltung wegen ihrem beschissenen Maulkorberlass auf den Montagsspaziergängen zu kritisieren? Ja, warum? Weil es sonst keiner macht. Ich habe das – mich mit Verwaltungen anlegen – vor Corona gemacht. Und mache es auch weiterhin. Warum? Weil ich kein Feigling bin. Weil ich genau das vorleben will, was meiner Meinung nach in unserer von Untertanen durchsetzten Gesellschaft fehlt.
Außerdem habe ich sehr wohl etwas geopfert. Und zwar meinen Radverkehrsblog und das damit verbundene Engagement, welches mittelfristig zu einer selbständigen Tätigkeit führen sollte. Fast alles, was ich mir bis dahin aufgebaut hatte, gab ich im Frühjahr 2020 auf. Ich nahm es in Kauf, dass mich ein Großteil meiner Leser angesichts meiner Meinung zum Thema Corona verlassen würde. Was ja dann auch der Fall war. Man verweigert mir von Seiten einiger ehemaliger Mitstreiter bis heute jeden Kontakt. Außerdem widmete ich mich über Jahre kaum noch dem ursprünglichen Thema meines Blogs, was mich insgesamt über Jahre zurückwarf.
Auch dieser Mut hat mich unheimlich viel gekostet; er war nicht gratis. Ich habe keine Ahnung, was Epikur seine Form von „Widerstand“ gekostet hat? Vermutlich nichts. Es hat ihm wohl nicht nur das blutige Geld von seinem „Arbeitgeber“ (der Stadt Berlin) gebracht, sondern auch ein erhöhtes Interesse an seinem Blog. Das ist schön für ihn.
Umso erbärmlicher ist es, auf jemanden einzutreten, der schon lange vor Corona sich all den perversen Zwängen, die ein gealterter und in den Apparat hineingewachsener Epikur inzwischen für „normal“ hält und auch nicht mehr prinzipiell hinterfragen oder überwinden will, konsequent verweigert hatte. Doch anstatt ihm wenigstens annähernd nachzueifern, brachte man es nicht einmal fertig, ihn in welcher Form auch immer zu unterstützen.
Man ließ ihn sprichwörtlich einsam und verlassen in der Gosse verenden. Aber nicht, ohne wenigstens ab und zu doch noch einen dummen Spruch in seine Richtung abzudrücken. Denn wenn man ihm (im Gegensatz zu vielen anderen Mitläufern) eins nicht verzeihen kann, dann dass er im Gegensatz zu einem selbst eben nicht eingeknickt ist. Sich nicht kompromittieren ließ. Aber Leute wie er und Schlöffel sind ja letzten Endes auch nur Idioten.
Man beißt bekanntlich nicht die Hand, die einen füttert.