Der neue „Geh- und Radweg“ an der B 38

Es ist frustrierend, wie wenig man gegen die „Radwege“-Pest tun kann. Bereits am 14. März 2019 hatte ich über das Planfeststellungsverfahren zum Bau eines neuen „Geh- und Radwegs“ im Zuge der B 38 zwischen Schweigen-Rechtenbach, Oberotterbach und Bad Bergzabern berichtet und das Bauvorhaben anhand der Planungsunterlagen kommentiert. In einem weiteren Beitrag vom 16. Oktober 2019 ging es um den zwischenzeitlich ergangenen Planfeststellungsbeschluss. Diesem Beitrag fügte ich am 10. Juni 2022, 13. Juli 2022 und 6. Januar 2023 jeweils einen Nachtrag an. Am 20. März 2025 befuhr ich zum ersten Mal seit der Anlage dieses „Geh- und Radwegs“ die B 38 auf dem besagten Abschnitt, um jenen zu dokumentieren.

Ich kam aus Wissembourg (Frankreich) und fuhr in Richtung Bad Bergzabern. Dem südlichsten Abschnitt zwischen Schweigen-Rechtenbach und Oberotterbach widmete ich kein gesteigertes Interesse. Schon die Beschilderung am Ortsausgang hielt ich für mich persönlich uninteressant. Warum sollte ich hier auch rechts abbiegen? Doch nicht etwa, um ein nicht straßenbegleitendes Wegelchen zu erreichen?

Google Maps hatte die damals noch im Bau befindliche Strecke im September 2022 dokumentiert. Bereits 2019 kritisierte ich die inkonsequente Führung gerade auf diesem Abschnitt. Denn nach nicht einmal 390 Metern verschwindet der vermeintlich straßenbegleitende „Radweg“ nämlich schon wieder rechts hinter den Weinreben. Wer möchte, kann den am 13. Januar 2023 angefertigten Aufnahmen des (wohl nicht minder verzweifelten) mapillary-Nutzers VIA_TZ folgen und sich auf der Karte u. a. die Beschilderung ansehen. Es lohnt sich.

Ich benutzte durchgehend die (Fahrbahn der) B 38. Wie man den Abschnitt durch die Weißenburger Straße (faktische Sackgasse) in Oberotterbach baulich gestaltet hat, dokumentiert ebenfalls der bereits erwähnte VIA_TZ bei mapillary. Ein nettes Detail ist auch dieses kreativ ergänzte Sackgassenschild.

Bereits fertiggestellt war im September 2022 die innerörtliche Führung des (touristischen?) Radverkehrs in beiden Richtungen(!) an der Einmündung der Weißenburger Straße in die Weinstraße (B 38). Da wird mir schon vom Hinschauen schlecht. Neue Unfallhäufungsstelle? Noch mehr Brechreiz bewirkt die Ansicht aus der Gegenrichtung an der neuen „Querungsstelle“ innerhalb des Ortes. Eine „Bedarfsampel“ gab es dann wohl doch keine. Stattdessen werden hier Radfahrer mittels Umleitungsbeschilderung dazu animiert, nicht nur rechtswidrig einen rechtsseitigen, sondern auch einen linksseitigen Gehweg zu befahren. Vollkommen irre.

Die eigentliche Dokumentation startete für mich an dem nicht minder absurden Umleitungsschild vor der Einmündung der Unterdorfstraße. Jenes hing dort nach der Freigabe des „Geh- und Radwegs“ im Januar 2023 jedenfalls noch nicht.

Was soll das? Warum steht also ausgerechnet dort (im Gegensatz bspw. zur Situation in Wilgartswiesen) also ein amtliches (und folglich rechtswidriges) Umleitungsschild?

Ist die B 38 hinter der Einmündung etwa gesperrt? Nein. Warum sollte ich hier also nach rechts in Richtung Niederotterbach abbiegen? Habt ihr sie noch alle?

Wer sich dafür interessiert, wie die „Radverkehrsführung“ in dieser Kante aussieht, kann wieder zu VIA_TZ auf mapillary wechseln und sich auf der Karte durch die Aufnahmen klicken. Ob man dort zwischenzeitlich weitere gelbe Umleitungsschilder aufgestellt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich bin natürlich über die B 38 weiter in Richtung Bad Bergzabern gefahren. Und traf am Ortsausgang auf diese Beschilderung.

Was soll der Scheiß? Warum weist mich auch hier ein amtliches Umleitungsschild nach rechts auf einen freigegebenen Gehweg?

Der auf diesem Abschnitt übrigens kurz nach der Freigabe noch ein benutzungspflichtiger „Geh- und Radweg“ war. Im Hintergrund erkennt man allerdings, dass nun doch noch ein Fahrbahnverbot folgt. Warum zum Henker hat man ausgerechnet den kurzen Stummel dann doch wieder von seiner Benutzungspflicht befreit, um ein paar Meter weiter hinten weiterhin eine angeordnet zu lassen?

Unten erkennt man, dass ein Piktogramm weggebrannt wurde, um zwischenzeitlich einen Gehweg linksseitig freizugeben (was übrigens meiner Meinung nach gemäß StVO gar nicht geht). Im Januar 2023 gab es jene Freigabe noch nicht, ebenso wenig das links stehende Gemeinsamer Geh- und Radweg mit dem Zusatzzeichen „Ende“. Warum es dort steht, ist mysteriös, denn es gibt (immerhin) im Zuge der gesamten Strecke kein linksseitiges Zeichen 240, sondern nur Piktogramme.

Touri-Radler sollen dann anschließend über diesen mit Verbot für Kraftfahrzeuge beschilderten schmalen Pflasterweg durch die Gassen Oberotterbachs rollen? Eine „Umleitung“ wie in der Gegenrichtung gibt es hier jedenfalls nicht.

Es folgt nun jener (übrigens bis zu 10 %) steile Abschnitt, der damals umgeplant werden musste. Denn es gab Widerstand gegen das Vorhaben, die das Ortsbild prägenden (und von mir auch damals fotografierten) Mandelbäume am Ortsausgang abzuholzen. Nun führt jener (straßenbegleitende?) „Geh- und Radweg“ ein gutes Stück hinter jenen vorbei. Siehe auch die Aufnahmen von Google Streetview.

Ich fertigte die nächsten Fotos vor und hinter der folgenden, sehr steilen Kuppe an. An den zahlreichen querenden Feldwegen wird es früher oder später auch mit Sicherheit zu Unfällen kommen. Hinter der Einmündung wird das Wegelchen auch wieder deutlich schmäler.

Es geht gleich wieder sehr steil die Kuppe runter. Ein (vollkommen unübersichtlicher) Feldweg nach dem anderen quert den sicheren „Geh- und Radweg“ (Siehe auch Streetview). Die Beschilderung rechts wurde übrigens zwischenzeitlich auch geändert.

Für komplette Piktogramme hat wohl die Farbe nicht gereicht? Oder sie wurden bei ungeeigneten äußeren Bedingungen aufgetragen.

Dem folgenden, ebenfalls kaum einsehbaren Feldweg(?) zum Oberotterbacher Sportheim hat man sogar eine Einbahnstraßenregelung verpasst. Als VIA_TZ dort unterwegs war, hatte der LBM wohl gerade noch damit zu tun, u. a. das falsch herum angeordnete Einbahnstraßen-Schild gleich wieder auszutauschen?

Wie man sieht, eignet sich so ein „Geh- und Radweg“ auch hervorragend als „Nur mal kurz das Cabriodach einfahren“-Parkgelegenheit.

Ebenfalls toll ist die anschließende Verschwenkung am Durchlass des Dierbachs. In so einem Pferch fühlt man sich als Radfahrer doch so richtig sicher, oder? Auch schön sind die Verschmutzungen links unten.

Das überflüssige Wegelchen endet nach der Querung zweier weiterer Feldwege 450 Meter hinter der Einmündung zum Sportplatz dann schon wieder unvermittelt hinter der Kuppe.

Ab hier gibt es ja dann wieder einen parallel zur B 38 verlaufenden Feldweg, auf den man anspruchslose Radtouristen verweisen kann. Es benötigt dort dann auch logischerweise kein explizites Fahrbahnverbot mehr. Welches zumindest in der Gegenrichtung ja auch nicht existiert.

Soweit die fotografische Dokumentation dieses überflüssigen, bereits im Rahmen der Beiträge zur Planfeststellung von mir hinreichend kommentierten Unfugs. Zur straßenverkehrsrechtlichen Beschilderung werde ich mich zu gegebener Zeit noch im Rahmen eines weiteren Beitrags äußern. Ein Hauptkritikpunkt an diesem Weg ist insbesondere das starke Gefälle und die überwiegend nicht straßenbegleitende Führung. Momentan läuft hierzu noch eine Diskussion mit dem bislang eigentlich recht konstruktiven Leiter der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises Südliche Weinstraße, den ich auch gebeten habe, mir die verkehrsbehördliche Anordnung zu übermitteln.

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