Die Vollsperrung der K 6 in Windsberg

Eigentlich wollte ich diese Geschichte schon im letzten Jahr während meiner privaten Blogphase niederschreiben; hierzu fehlte mir aber mangels einer interessierten Öffentlichkeit die Lust. Dass die Stadtverwaltung Pirmasens es nicht so ganz mit Vollsperrungen und Umleitungen hat, hat sie ja ganz aktuell mal wieder in der Kaiserstraße bewiesen. Dort, wo sie Umleitungen ausweisen müsste, macht sie es nicht. Zwischen Gersbach und Winzeln gab sie sich im Jahr 2023 hingegen große Mühe, eine gegen das LStrG und die StVO verstoßende und somit illegale Umleitung für die vollgesperrte Winzler Ortsdurchfahrt einzurichten.

Nicht ganz so dreist und unverschämt, jedoch nicht minder grundlegendes Recht missachtend, verhielt sich die Stadtverwaltung zwischen Juli und November 2024, als sie den westlichen Teil der Windsberger Ortsdurchfahrt (Hochwaldstraße, K 6) ab dem Abzweig Langenbergstraße wegen der Verlegung einer neuen Erdgasleitung bis zur Haarnadelkurve voll sperrte.

Wobei von einer „Vollsperrung“ auch in diesem Fall nicht wirklich die Rede sein konnte, denn der eigentlich mittels Zeichen 250 StVO Verbot für Fahrzeuge aller Art gesperrte Bereich wurde insb. Abends und am Wochenende intensiv genutzt; vor allem von den Anwohnern, denen die Stadtverwaltung wohl mal wieder hinter vorgehaltener Hand versichert hatte, dass das schon so in Ordnung wäre. Ist es aber nicht.

Obendrein hatte man den Bewohnern Windsbergs auch noch eine „geheime“, allerdings nicht als solche beschilderte Umleitung über die südlich des Ortes gelegenen Wirtschaftswege zusammengebastelt und deshalb sogar zwei Ampelanlagen aufgestellt. Wie schon ein Jahr zuvor verbot man einfach kurzerhand den Radfahrern die Nutzung jener geheimen Umleitung. Denn man habe, so teilte es mir die Leiterin der Straßenverkehrsbehörde am 23. Juli mit, dafür gesorgt, dass

Radfahrer die Baustelle als Fußgänger passieren können.

Diese Frau treibt mich wirklich eines Tages – insbesondere hinsichtlich ihrer allgemeinen und nicht änderbaren Erwartung, dass Radfahrer gefälligst jederzeit abzusteigen und zu schieben hätten – noch in den Wahnsinn. Am 24. Juli, einen Tag nach dem Beginn der Bauarbeiten, fuhr ich dann mal wieder die Hochwaldstraße runter. Und so sah das dann aus.

Also: Fake News. Beziehungsweise: Fake Signs. Als Radfahrer(!) kam ich dort definitiv nicht durch. Folglich war das Sackgassenschild, welches eine Durchlässigkeit für den Radverkehr behauptete, eben eine Lüge. Das Zeichen 250 verbot mir eigentlich in der gesamten Ortsdurchfahrt das Radfahren, denn es gibt für jenes Zeichen 250 kein Aufhebungszeichen. Ich hab das Rad dann halt auf dem Gehweg an der Baustelle vorbeigeschoben und bin weitergefahren.

Aus der anderen Richtung (Nünschweiler bzw. Walshausen) sah es nicht wirklich besser aus. Am 26. Juli dokumentierte ich die am Morschelweiher aufgestellte Umleitungsskizze. Auf der nichts darauf hindeutete, dass man sich jene (überörtliche) Umleitung als Radfahrer sparen könne.

Die Beschilderung hinter dem Abzweig der K 12 zum Huberhof dokumentierte ich am 25. August auf dem Rückweg von der 4. Etappe der Deutschland-Tour, die ich mir in Hermersberg angesehen hatte, mit der „richtigen“ Kamera. Hier hatte man zwischenzeitlich auch das fehlerhafte Zusatzzeichen ausgetauscht. Am 26. Juli hieß es darunter noch, dass die Zufahrt bis zur Langenbergstraße frei wäre. Das richtige Zusatzzeichen hing damals fälschlicherweise in Windsberg.

Auch aus dieser Richtung führte man Radfahrer in die Irre, denn es gab eben keine für den Radverkehr durchlässige Sackgasse. Hinter der Haarnadelkurve tauchte nämlich eine Absperrschranke und ein Zeichen 250 StVO auf. Bis zur eigentlichen Baustelle war es aber noch ein gutes Stück. Warum sollte ich also hier absteigen und schieben?

Im weiteren Verlauf der Hochwaldstraße konnte ich am selben Abend noch die folgende Schilderkomposition dokumentieren. Keine Ahnung, was das bedeuten sollte.

Die Kamera am vorne rechts an der Bake geparkten Rennrad lief weiter, während ich das „Radfahrer absteigen“ fotografierte. Nebenbei konnte ich so auch dokumentieren, wie das mit der vermeintlichen „Vollsperrung“ in dieser Straße ganz allgemein abgelaufen ist.

In diesem Zusammenhang sei auch auf die beiden Clips vom 13. und 25. September hingewiesen.

Eigentlich war die Duldung des intensiven Kfz-Verkehrs ein weiterer von unzähligen vergleichbaren Skandalen in der Vergangenheit. Die fehlenden Kontrollen durch die Polizei hatten vermutlich auch nichts damit zu tun, dass die Stadtrats-Fraktionsvorsitzende der CDU und Ortsvorsteherin in jenem vollgesperrten Bereich lebt und dennoch jeden Abend ihr E-Auto vor ihrer Tür stehen hatte.

Symptomatisch für diesen fortwährenden geduldeten Rechtsbruch war auch die absurde Beschilderung, welche ich gegen Ende der Bauarbeiten am 5. November dokumentierte. Ich erhielt auf mein ironisches Posting bei X keine Antwort vom Social-Media-Team der Stadtverwaltung, warum man eigentlich in einer mit Zeichen 250 StVO vollgesperrten Straße, in welcher es überhaupt keine Kraftfahrzeuge geben dürfte, absolute Haltverbote anordnet? Es sei der Stadtverwaltung doch nicht etwa bekannt, dass sich dort seit Monaten keiner ans Verkehrsverbot hält?

Ergänzt wurde das bemühte Wegsehen von Seiten der Polizei und des sogenannten „Ordnungsamts“ durch die zusätzliche Einrichtung einer „geheimen“ Umleitung, welche man exklusiv für die armen Autofahrer (mit ausreichender Ortskenntnis) eingerichtet hatte.

Die geheime Umleitung

Am 22. Juli hatte ich nach einer Rennradtour abends noch schnell die Kamera in den Rucksack gepackt und mit dem MTB die „geheime“ Umleitung vor deren Inbetriebnahme dokumentiert. Jene begann kurz vorm Ortsausgang am kleinen Sträßchen „Am Nickelsbrunnen“. Eigentlich handelt es sich dabei um keine echte Straße, denn dieser Weg dient eigentlich nur dem Anschluss des unteren Teils des Damwild-Geheges. Der Asphalt endet auch nach wenigen Metern und geht in eine relativ grobe Schotterpiste über.

Dennoch legte die Stadtverwaltung auch in diesem Fall eine ungewohnte Kreativität und Arbeitsmoral an den Tag, um den im unteren Teil von Windsberg lebenden Einwohnern die offizielle Umleitung über Walshausen, Kleinsteinhausen, Bottenbach und die Eichelsbacher Mühle zu ersparen. Auf OpenTopoMap sah das dann in etwa so aus.

Ob das wirklich die „offiziellen“ Routen dieser neuerlichen illegalen Umleitung sein sollten, kann ich nur erahnen. Manch einer, der nach Pirmasens wollte, wird auch am Ende der Schotterstrecke am Damwild-Gehege scharf nach rechts abgebogen und über den Langenberger- und Trifterhof gefahren sein. Die Beschilderung war auch nicht so ganz eindeutig.

Wir beginnen an der extra aufgestellten Ampel an dem eigentlich generell für den öffentlichen Verkehr gesperrten Sträßchen „Am Nickelsbrunnen“.

Man gab sich hier auch alle Mühe, das radfahrende Geschmeiß von der Nutzung auszuschließen. Zumindest berghoch hätte man ansonsten die Ampelumlaufzeit auch definitiv nicht geschafft. Bemerkenswert ist der (ehrliche) Hinweis, dass man diese geheime Umleitung lediglich „auf eigene Gefahr“ benutzt. Warum sollte es Autofahrern aber auch besser gehen als Radfahrern auf sogenannten „Radrouten“?

Am Ortsausgang selbst stand diese Hinweistafel, auf welcher man sogar den Stadtteil „Winzeln“ falsch geschrieben hatte.

Von der links den Hang hochführenden Schotterpiste hatte ich ein Video aufgezeichnet. Würde mich mal interessieren, ob angesichts dieser Zustände manch einer mit einem etwas wertvolleren Gefährt nicht doch auf die Nutzung dieser (illegalen) Abkürzung geschissen hat?

Wer am Ende dieses teils sehr steilen Schotterweges nicht scharf nach rechts in Richtung Langenbergerhof abbog, landete an der folgenden Feldwege-Kreuzung, an welcher auch die andere Ampel für den Gegenverkehr stand. Hier musste man jedenfalls nach links in Richtung Harzhütter Klamm abbiegen (auf der Karte blau markiert). Wie das da in der Praxis mit vor der Ampel wartenden und die Kreuzung blockierenden Fahrzeugen wohl funktioniert haben mag?

Folgen wir der Einfachheit halber zuerst der vorgeschriebenen Route durch die mittlere Harzhütter Klamm. Deren unterer und mittlerer Teil sich im Übrigen sehr gut als Alternative für Radfahrer geeignet hätte; aber hierzu schreibe ich zum Schluss noch etwas. In der Nähe des ehemaligen Grundstücks, auf welchem ich viele schöne Wochenenden mit meinen Großeltern verbrachte, folgt die nächste Kreuzung.

Man hatte jenen Waldweg also einfach mal eben zu einer unechten Einbahnstraße gemacht, wie der Blick in die Gegenrichtung verrät.

Man gab sich sogar Mühe, aus den anderen Richtungen Fahrtrichtungsgebote anzuordnen.

Nachdem wir links abgebogen sind, erreichen wir gleich die nächste Kreuzung. Dort sah ich aber erst einmal kein weiteres Fahrtrichtungsgebot. Ich vermute, dass es nur aus der falschen Richtung her aufgestellt war und man hier also erneut links abbiegen musste. Das folgende Foto zeigt den Blick aus Richtung des durch die obere Klamm führenden Betonplatten-Feldwegs.

Folgt man diesem, erreicht man nach einer Weile die Langenbergstraße in Windsberg. Jener Feldweg sollte offenkundig auch expliziter Teil der geheimen Umleitung sein, denn auch hier wurde eine (unechte) Einbahnstraße angeordnet. Das Zeichen 250 dahinter durfte man ja aber eigentlich eh noch nie missachten.

Manch einem war aber auch das egal. An jenem schicksalhaften 5. September, als mir kurz nach dem Start mein Centaur-Schaltwerk am Rennrad teilweise auseinanderflog, begegnete mir auf diesem Einbahnstraßenfeldweg er hier.

Aus Richtung Pirmasens kommend sollte wohl die zum Trifter- und Langenbergerhof führende K 8 als inoffizielle Zufahrt zu dieser geheimen Umleitung dienen. Am Vorabend der Vollsperrung waren jedenfalls alle drei von der K 8 runter zur Harzhütter Klamm bzw. zum Damwild-Gehege führenden Feldwege noch für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Am ersten Feldweg hing übrigens mal eine Radverkehrsfreigabe, die aber irgendwann spurlos verschwand und die auch trotz meiner Hinweise nicht wieder angebracht wurde. Dort führt übrigens auch noch eine uralte Radroute runter, auf welche ich am Ende noch einmal zurückkommen werde.

Der zweite, hier nicht dokumentierte Feldweg, ist mit Verbot für Kraftfahrzeuge beschildert. Erst der dritte Feldweg unweit des Trifterhofs sollte wohl jener geheimen Umleitung dienen. Er war aber (noch) nicht freigegeben.

Die „Freigabe“ dieses ungewidmeten, nicht dem öffentlichen Verkehr dienenden Feldwegs dokumentierte ich am 7. August.

Dass dieser Feldweg Teil der geheimen Umleitung sein sollte, belegt auch das ein Stückchen vor der Ampel aufgestellte Zeichen 131 StVO.

Soviel dazu. Über die Illegalität dieser Maßnahme möchte ich mich in diesem Beitrag auch nicht mehr großartig auslassen, denn zu diesem Thema habe ich bereits in meinen Beiträgen zur illegalen Umleitung bei Winzeln alles nötige geschrieben.

Die Stadtverwaltung Pirmasens durfte diese „Umleitung“ hier nicht einrichten und dem öffentlichen Verkehr somit auch keine Möglichkeit geben, die nicht dem öffentlichen Verkehr dienenden Wirtschaftswege südlich von Windsberg „auf eigene Gefahr“ zu benutzen. Selbst wenn man diese unfähige Verwaltung selbst als Katastrophenfall betrachten, welcher es gemäß § 36a LStrG legitimieren würde, auf eine vereinfachte Weise Feldwege für den öffentlichen Verkehr zu widmen.

Ein paar Worte möchte ich zum Abschluss noch zur vorangegangenen allgemeinen Sperrung der unteren Harzhütter Klamm für den Radverkehr verlieren. Diesem Thema hatte ich am 30. Januar 2024 einen Beitrag gewidmet. Jener Weg durch die untere und mittlere Klamm hätte sich ansonsten im Zuge dieser Vollsperrung eigentlich relativ gut als Umfahrungsmöglichkeit für den Radverkehr angeboten, wenn man denn nicht obendrein auch noch auf die unheimlich glorreiche Idee gekommen wäre, die Wirtschaftswege durch die mittlere Harzhütter Klamm als (unechte) Einbahnstraßen auszuweisen.

Eine illegale und radverkehrsfeindliche Maßnahme jagt in dieser Stadt die nächste.

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