Ausge-x-te Verkehrszeichen und eine Unfallflucht

Zuerst die Pressemeldung der PD Pirmasens vom 9. Mai 2018:

Zweibrücken (ots). Am 07.05.2018, gegen 16.55 Uhr, befuhr eine 55-jährige Fahrradfahrerin den Radweg in der Gottlieb-Daimler-Straße aus Richtung Kino kommend in Richtung Bahnhof. Von dem Parkplatz am Burger King kam mit hoher Geschwindigkeit ein Pkw angefahren. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden musste die Radfahrerin eine Vollbremsung machen, wobei sie dadurch über den Lenker zu Boden geschleudert wurde. Hierbei brach sie sich den rechten Ellenbogen. Der Pkw entfernte sich in Richtung Bahnhof. Bei dem Fahrzeug handelte es sich um einen dunklen Pkw.

Gute Besserung. Diese Meldung hier benötigt allerdings eine etwas umfassendere eigene Kommentierung.

Denn jener Unfall könnte auch deshalb passiert sein, weil die Zweibrücker Straßenverkehrsbehörde im Rahmen des Baus eines Verkehrskreisels zwischen Lanz- (K 2) und Gottlieb-Daimler-Straße – warum auch immer – ein paar nagelneue Zeichen 240 StVO aufstellen ließ. Das hatte mich gewaltig irritiert – denn sonst sind inzwischen (wenn ich mich nicht irre) im Bereich der Kernstadt alle Wege zu Zeichen 239 StVO  umbe- oder völlig entschildert worden. So schrieb ich der leider wohl aufgrund meiner zahlreichen Einwände gegen Radverkehrsanlagen in der Zweibrücker Peripherie sehr schweigsamen Sachgebietsleiterin am 7. Januar 2018 eine kurze e-mail mit der Frage, warum man dort (auch noch linksseitig) wieder tief in die Zeichen 240 StVO-Mottenkiste gegriffen hat? Also sinngemäß, nicht wörtlich. 😉

Ich bekam dann am 26. Januar folgende kurze e-mail:

ich war leider länger nicht im Dienst.

Sollte dort tatsächlich noch so ein Schild stehen, kommt es natürlich weg.

Die Wege um den Kreisel sollen nur Gehwegen mit Freigabe für Radfahrer sein.

Schön, wohl nur ein Irrtum. Einige Zeit später musste ich breit grinsen, als ich bei der Vorbeifahrt bemerkte, dass man die Zeichen 240 StVO im Stil des Beitragsbildes überklebt hatte. :mrgreen: Warum man sie nicht einfach abgeschraubt hat, entzieht sich meiner Fantasie; auf jeden Fall werden die Dinger hier wieder zu Scheinverwaltungsakten, da der Regelungsgehalt nicht unzweifelhaft wiedergegeben wird, die StVO kennt solche „Varianten“ nicht. Den Regelungswillen (grade in Sachen Radverkehr) hat die StVB hier ja sowieso nachweislich (siehe e-mail) aufgegeben.

Nun weiß ich natürlich nicht hundertprozentig, wie die Beschilderungssituation am Tag des Unfalls dort aussah, weshalb ich die PI Zweibrücken per e-mail um Aufklärung gebeten habe. Es ist jedenfalls noch nicht so lange her, als ich die teilw. überklebten Schilder zum wiederholten Male bestaunen durfte. Außerdem habe ich angeregt, die Schilder, sofern sie so noch stehen sollten, im Rahmen der Gefahrenabwehr polizeilich entfernen zu lassen.

Nun könnte aber auch die Polizei auf die uneindeutige Beschilderung „reingefallen“ sein, denn im Pressebericht ist ja (mal wieder…) von einem „Radweg“ die Rede. 🙄 Dort gibt es aber keinen Radweg, weder einen , noch einen Zeichen 241 StVO. Und auch keinen „anderen baulichen Radweg“. Die Frau befuhr jedenfalls den auf der Nordseite der Fahrbahn gelegenen Bürgersteig vom Kreisel (Kino) in Richtung Südosten zur Poststraße (Burger King). Dort wurde sie dann vom rücksichtslos ausfahrenden Autofahrer zu Fall gebracht.

Wenn man mit dem Rad von der Lanzstraße kam, stand jedoch am Gehweg in der Gottlieb-Daimler-Straße zuletzt auch kein ausge-x-tes Zeichen 240 StVO. Ich meine, da stände immer noch (längs zum Gehweg) ein Zeichen 239 StVO , wie es auch auf einer älteren mapillary-Aufnahme (vor dem Bau des Kreisels) zu finden ist. Wenn da also überhaupt eine linksseitige Freigabe (Richtung Poststraße) vorliegt, da die gegenläufigen Pfeile drunter fehlen. Es könnte aber auch sein, dass aus Richtung Kino so ein ausge-x-tes Zeichen 240 StVO steht.

Update mit Fotos

Der bis in den Nachmittag verregnete Vatertag (10. Mai) war am Ende doch noch für eine kleine Tour mit Kamera im Rucksack nach Zweibrücken gut. Bisher hatte ich nie eine mit dabei, um die Stelle zu dokumentieren. Beginnen wir mit dem Blick aus Richtung Globus-Tankstelle aus der Gottlieb-Daimler-Straße in Richtung Lanzstraße:

Der Blick in die Gegenrichtung von der südwestlichen Ecke in der Lanzstraße:

Auf der Westseite des Kreisels Richtung Kino:

Und wieder die Gegenrichtung:

War die Frau nun auf einem Radweg oder einem freigegebenen Gehweg unterwegs? Letzeres; verrät der Blick aus der Lanzstraße auf die südöstliche Kreiselausfahrt:

Und zum Abschluss die Zweibrücker blaue X-Akte :mrgreen: in Groß:

Der Kreisverkehr war noch gesperrt. Das hielt insgesamt vier Autofahrer nicht davon ab, teilweise die Absperrungen zu verschieben und durchzufahren. Besonders amüsant war der Fahrer eines Geländewagens, der quer über das Gelände Waschparks fuhr, um anschließend über den dortigen sehr hohen Begrenzungsbordstein zu fahren. 🙄 Ein Mann mit Pforzheimer Kennzeichen stand gar ein zweites Mal vor der Absperrung und verzweifelte förmlich, weil er den Weg zur Tankstelle nicht fand. Da die Lanzstraße (die Autobahnunterführung ist ein wichtiges Nadelöhr) gesperrt war, war das in der Tat alles andere als einfach für einen Ortsfremden.

Ein Gedanke zu „Ausge-x-te Verkehrszeichen und eine Unfallflucht“

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