Uaaaargh. Ich hätte die tägliche Polizeiberichtlektüre wohl doch nicht auch auf die PD Neustadt ausdehnen sollen…!
Pressemeldung der PD Neustadt (Weinstraße) vom 11. Juli 2018:
Neustadt/Weinstraße (ots) – Am Mittwoch, 11.07.2018, gegen 20:00 Uhr fuhr eine Rennradgruppe vom Hambacher Schloß Richtung Neustadt/ Zentrum. Einer der Fahrer, ein 26 Jahre alter Mann aus dem Rhein-Pfalz-Kreis, kam im Römerweg, auf abschüssiger Strecke, in einer Rechtskurve, alleine ins Schlingern und stürzte unglücklich nach Vorne. Kopf und Oberkörper schleiften über die Straße, der Fahrer erlitt dabei schwere Verletzungen im Kopf- und Oberkörperbereich, diese schienen aber nach ersten Erkenntnissen nicht lebensbedrohlich zu sein. An dem Helm konnten Brüche und Schleifspuren an der Oberfläche der Helmschale festgestellt werden, die Innenschale selbst war aber unbeschädigt. Ohne den schützenden Helm wären die Verletzungen im Kopfbereich um einiges schlimmer, wenn nicht sogar direkt tödlich gewesen. Der Rennradfahrer wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
Da brechen mal wieder alle Dämme…! Was die PD Neustadt nicht alles zu wissen glaubt – hier wird ohne jede Hemmung aufs Wildeste spekuliert. Meiner Ansicht nach hat der „Radhelm“ hier völlig versagt!
Aber das ist ja die übliche Masche:
- Trägt jemand keinen Helm und erleidet keine Kopfverletzungen, wird beides nicht erwähnt.
- Trägt jemand keinen Helm und erleidet Kopfverletzungen, wird es erwähnt – und er ist selber Schuld.
- Trägt jemand Helm und erleidet keine oder nur leichte Kopfverletzungen, wird behauptet, der Radhelm habe gewirkt und mindestens schwere Kopfverletzungen verhindert bzw. dem Radfahrer sogar das Leben gerettet.
- Trägt jemand Helm und erleidet (trotzdem schwere) Kopfverletzungen, ist das etwa kein Beweis für dessen Versagen – sondern der Beleg dafür, dass die Verletzungen ohne garantiert noch viel schlimmer gewesen wären!
- Trägt jemand Helm und stirbt trotzdem… achwas – sowas ist doch völlig unmöglich!
Ich kenne die Abfahrt vom Hambacher Schloss. Es geht dort ziemlich steil runter, dazu noch in einem Wohngebiet. Wahrscheinlich fuhr die Gruppe mit unangepasster Geschwindigkeit. Und der Radler machte wahrscheinlich auch deshalb einen „Köpper“, weil er (wie etwa 95 % der Rennradfahrer) unvernünftigerweise Click-Pedale verwendete.
Nach der Beschreibung des Unfalls (eben kopfvor über den Lenker, wohl mit den Clickies in den Pedalen, Verletzungen des Oberkörpers) dürfte der Gesichtsbereich am meisten abbekommen haben. Unter Umständen hat dann der zu allen Seiten überstehende Radhelm dann halt auch zu Hebelwirkungen geführt, da beim Schlittern automatisch die Bereiche nach unten gedrückt werden, die unbehelmt (vor allem Wangen, Nase, Kinn) sind.
Grade dieser Unfall würde sich durchaus eben auch mal anbieten, den Sinn von Clickpedalen zu hinterfragen. Wird aber nicht getan. Wenn ich mal kopfüber ungeplant vom Rad absteigen musste, landete ich immer auf beiden Beinen oder konnte mich ordentlich abrollen. Das geht aber halt schlecht (in Sekundenbruchteilen), wenn die Füße fest mit den Pedalen verschraubt sind.
Ich frage mich bei den ganzen Radfahrerkopfverletzungen ja generell, wie man es überhaupt hinbekommt, mit dem Kopf auf dem Boden aufzuschlagen? Das kann ich mir vom Bewegungsablauf her einfach nicht vorstellen. Ich bin grade in meiner Kindheit und Jugend unzählige Male vom Rad geflogen – aber ich habe es selbst bis heute nicht mal annähernd geschafft, mir dabei auch nur ein einziges Mal einen Kratzer am Kopf zuzuziehen. Scheinbar bestehen da in der Bevölkerung auch gewaltige Defizite, was Fallreflexe und allgemeine Körperbeherrschung betrifft.
Ich werde demnächst mal wieder eine e-mail an das Polizeipräsidium Westpfalz schicken, da frage mich mal nach, ob es sowas gibt. Ich seh aber schon grundsätzlich keinerlei Anlass, einen „Fahrradhelm“ als Beitrag zur „Verkehrssicherheit“ zu betrachten.