„Hirnrissig“

Minderslachen

Ich war ja für eine kurze Zeit in der „Initiative Cycleride“ aktiv, ehe ich mich (aus hier nicht näher zu erläuternden Gründen) wieder voll und ganz meinem eigenen Blog und Projekten widmete. Bei der (leider wenig beachteten) Wahl zum Pannenflicken 2017/2018 erreichte der schmale und wegen eines Buswartehäuschens besonders gefährliche linksseitige Gemeinsamer Geh- und Radweg im Kandeler Ortsteil Minderslachen den dritten Platz. Innerorts, die Mindestbreiten (2,50 m) verfehlend, ohne Gefahrenlage.

Durch Zufall stieß ich bei der Recherche auf einen SWR-Filmbeitrag zu diesem Thema. Jener kurze Bericht ist ziemlich tendenziös – und hantiert mal wieder mit den falschen Begrifflichkeiten, was den Unterschied zwischen „Straße“ und „Fahrbahn“ betrifft. Während der Dreharbeiten kommt es mehrfach zu gefährlichen Situationen. Um die Forderungen der IC jedoch als unberechtigt darzustellen, hat sich der Autor einer offensichtlich ausgewiesenen Expertin in Sachen Sicherheit linksseitigen Zwangsgehwegradelns bedient, die es als „hirnrissig“ bezeichnet, dort mit dem Rad „auf der Straße“ zu fahren. Interessant ist, dass für den Beitrag offenbar auch erst gar nicht versucht wurde, jemanden von der IC für die Dreharbeiten dorthin einzuladen!

Das zynische und tragische daran ist, dass es genau dieser Typ unsicherer und systematisch verängstigter Radfahrer(innen) ist, die ständig auf derartigen Wegelchen teilweise schwer oder gar tödlich verunglückt; man muss dazu nur rechts die Kategorie „Unfälle“ anklicken. Und irgendwann wird da sicherlich auch ein Bericht über diese Stelle auftauchen.

6 Gedanken zu „„Hirnrissig““

  1. Ich hab so meine Vermutung, warum du Cycleride den Rücken gekehrt hat. Oder wohnt der Grund doch nicht südlich von Stuttgart, in einem kleinen Kaff?

    Deine Einschätzung über die Gefährlichkeit von Radwegen und den Opfern davon teile ich, aber das weißt du ja.

    Martin

    1. Hallo Martin; wenn man sich mit mehreren Leuten „arrangieren“ muss, gehen halt hin und wieder die Meinungen auseinander – und ich hatte mir da Anfangs einfach wesentlich mehr davon versprochen. Meiner Meinung nach kamen viel zu wenige Kandidaten rein – und eine bundesweit tätige Initiative, die sowas wie den Pannenflicken verleiht, sollte nicht den Eindruck erwecken, dass es in diesem Land an Negativbeispielen etwa mangeln würde. Das kommt aber für mich rüber, wenn man nicht einmal ne Liste von 20 Kandidaten für die finale Abstimmung zusammenkriegt…! Aber ich „durfte“ dann nicht einmal mehrere meiner Kandidaten vorschlagen – weil das dann regional zu einseitig geworden wäre.

      Dass die Wahl dann notgedrungen auf den Zeitraum 2017 / 2018 ausgeweitet wurde, war dann der finale Grund, mich wieder meinem eigenen Ding zu widmen. Ich bin aber immer noch (wenn auch inaktives) Mitglied, weil ich die Grundidee der IC weiterhin grundsätzlich für unterstützenswert halte.

  2. Oh, dieser Weg durch Minderslachen hat noch viel mehr zu bieten: Z205 trotz Vorfahrtstraße an der Einmündung Richtung Winden, Z205 trotz Vorfahrtstraße an der Einmündung Industriestraße, fehlende Anordnungen im Verlauf nach Kandel, „selbstgemalte“ ZZ 1000-32 unter Z205.
    Da stellt sich eigentlich die Frage, ob dieser Murks überhaupt noch als fahrbahnbegleitend gelten kann.

    Falls ein Radfahrer nach Erlenbach möchte oder von dort kommt, muss er so oder so ein längeres Stück auf der Fahrbahn fahren um die Brücke über die Autobahn zu erklimmen. Alles natürlich dann ohne Querungshilfe usw.
    Das wäre ja mal echter Aufwand statt lumpiger Schildchen geworden.

    Aber ein paar hundert Meter Z240 samt Benutzungspflicht sind ja sooo wichtig und sicher (an zwei Unfälle kann ich mich erinnern).

    1. Danke für die ergänzenden Infos! Nachdem, was ich bislang aus dem Kreis Germersheim gesehen habe, hab ich mich gar nicht getraut, die mapillary-Aufnahmen des Umfeldes tiefgreifender zu analysieren. ;o) Bei der Straßenverkehrsbehörde der VG Kandel scheint es sich somit auch um eine von Vorvorgestern zu handeln.

      Wenn dir irgendwie noch Details zu den Unfällen einfallen würden? Vielleicht durch Recherchen im Presseportal der Polizei? Wär natürlich ein weiteres gewichtiges Argument gegen diesen Blödsinn!

  3. Ich kenne die Stelle und bin echt enttäuscht, dass ein öffentlich rechtlicher Sender so schlecht recherchiert. Man hätte vielleicht den Rennradfahrer interviewen sollen oder mal filmen, wenn eine Gruppe Rennradler an auf den Bus wartenden Schülern vorbei fährt. Wenn dann noch von der anderen Seite ein weiterer Fahrradfahrer käme könnte man sich über Unfallschwerpunkte unterhalten.
    Also dafür möchte ich persönlich keine Rundfunkbeiträge zahlen.
    Grüße
    Matthias

    1. Man hätte vielleicht den Rennradfahrer interviewen sollen

      Der hatte offensichtlich keine Zeit für sowas. 😉

      oder mal filmen, wenn eine Gruppe Rennradler an auf den Bus wartenden Schülern vorbei fährt.

      Besser nicht; dann hätte man ja drauf verwiesen, dass man halt auch als Rennradfahrer zur Not absteigen und schieben müsse. Ich kenne kaum Rennradfahrer, die sich an derart blödsinnige Anordnungen halten. Und das mit Recht! Im Schul- und Berufsverkehr ist da denke ich auch so schon genug los… Leider isses zu weit weg. Und sowas Fotografieren geht ja wegen der DSGVO inzwischen auch nicht mehr. :o(

      Also dafür möchte ich persönlich keine Rundfunkbeiträge zahlen.

      Es fragt dich aber keiner, ob du welche zahlen möchtest. Also musst du derartigen „Qualitätsjournalismus“ gefälligst gut finden! 😉

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