Erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht. 😉 Schon über 15 Jahre sind seit meinem ersten Besuch der Tour de France in den Alpen vergangen. Schon im Jahr 2001 schaute ich mir zwei Etappen in den Vogesen (am Col du Donon und Collet du Linge) und im Jahr 2002 die Ankunft einer Etappe in Saarbrücken an. Damals war ich noch jung und naiv – und glaubte an einen sauberen Profi-Radsport. Jan Ullrich hatte ja ein paar Jahre vorher als erster Deutscher die Tour gewonnen – was auch einen Anteil daran hatte, warum ich so eine große Leidenschaft für das Rennradfahren entwickelte.
Damals fuhr ich noch mein erstes Auto: einen alten, blaugrünen Opel Astra, der mich über die Schweiz trotzdem recht zuverlässig bis runter in die französischen Alpen brachte, um dort meine ersten Alpenpässe überhaupt mit dem Rad zu erklimmen und das Tour-de-France-Feeling erstmals live miterleben zu dürfen. Ich hatte auch meine erste Digitalkamera – eine hp photosmart 720 – mitgenommen.
Anreise
Die Anreise erfolgte am Vortag der ersten Alpenetappe der Tour 2003 über Basel und die Autobahnen der Schweiz. Am Genfer See folgte ich dann der Straße entlang des Südufers, um anschließend ab Thonon-les-Bains der „Route des Grandes Alpes“ (eine wunderschöne Touristenstraße; besonders die Schluchten der Dranse und Arly) bis nach Mieussy zu folgen.



Warm up
Am Abend fuhr ich zum Warmfahren noch den Col des Gets (den ich zuvor mit dem Auto heruntergefahren war) von Taninges aus hoch. 536 Höhenmeter auf 11 km mit durchschnittlich 4,9 % Steigung. Zeit: 38:24 min = 17,2 km/h. Dann wurde in Mieussy ganz stilecht im Auto übernachtet. 😉
7. Etappe am Col de la Ramaz
Am Morgen der Tour-Etappe stand die Befahrung meines ersten richtigen Alpenpasses überhaupt – dem Col de la Ramaz – an. Vielleicht nicht grade der Bekannteste – aber durchaus anspruchsvoll. Am frühen Morgen hatte man auch einen schönen Blick zum Mont Blanc:

Hier konnte man noch am Morgen mit dem Auto relativ weit hochfahren, auf der ersten Hälfte herrschte relativ starker Verkehr, als ich mit dem Rad hochfuhr. Der Ramaz ist ein schöner und recht schwieriger Pass (max. 14% in der Passage, in der die Straße seitlich in die Felswand reingebaut wurde). Oben wurde es dann ne Weile flacher – bis zu einem steilen Stich kurz vor der Passhöhe. Während der Wartezeit bin ich dann noch ein paar mal mehr oder weniger weit rauf und runtergerollt. Fotos wollte ich eigentlich in der angesprochenen Fels-Passage machen – die war aber für Zuschauer gesperrt! Für die 14,3 km mit 960 Höhenmetern brauchte ich übrigens 1 Stunde und 10 Sekunden.

Von Fotografieren hatte ich damals noch überhaupt keine Ahnung. 😉 Auf der Passhöhe ergab sich aber ein schönes Motiv, als eine Truppe auf alten Rädern in historischen Klamotten auf der Passhöhe ankam. Die Tour feierte 2003 ihren 100. Geburtstag.

Irgendwann kam dann am Ende der Fels-Sektion Richard Virenque und wenig später das Fahrerfeld. Lance Armstrong und Jan Ullrich, damals bei Bianchi.

Allez, Allez, Allez!

Abends habe ich dann noch in Taninges etwas eingekauft und gewartet, bis der Touristentross abebbte. Anschließend ging die Fahrt mit dem Auto über Sallanches (wunderbarer Blick aus dem Tal heraus auf den Mont Blanc!) und Megeve Richtung Albertville durch die Arly-Schlucht, wo ich auf einem Parkplatz auch wieder im Auto übernachtet habe.

8. Etappe in Alpe d’Huez
Nach dem Aufwachen ging es mit dem Auto über den Col du Glandon, wo ich noch schnell ein paar Fotos machte, hier bspw. vom Stausee Lac de Grand Maison auf der Südseite des Passes.

In Allemont hatte ich einen astreinen Parkplatz mit Brunnen und Toilette gefunden, was will man mehr…!? 😉 Die Fahrt hinauf nach Alpe d’Huez war dann das Erlebnis schlechthin; so viele Selberfahrer (und Zuschauer) auf einem Haufen hab ich noch nie gesehen. Den Anstieg an sich fand ich jetzt auch gar nicht so hammerhart; eine Zeit hatte ich mir damals leider nicht notiert. Aber die Hitze war schon enorm – 2003 war ja einer der heißesten Sommer überhaupt. Die Profis mussten an diesem Tag über die Nordseite des Col du Galibier (der mir bis heute in meiner Liste leider fehlt). Lange, bevor die Fahrer kamen, knipste ich ein wenig am Ziel herum:

Blick runter ins Tal:

Ich hatte mich im Schatten einer Unterführung unweit des Ziels aufgestellt. Fotografisch eine wieder eher blöde Stelle auf einer Kurveninnenseite mit Gegenlicht, stellvertretend das Foto mit dem leicht abgehängten „Ulle“:

Die Abfahrt war ziemlich chaotisch. Aber ich kam wieder heil am „Luxus“-Parkplatz an, wo ich dann wieder übernachtete.
9. Etappe am Col du Lautaret
Am französischen Nationalfeiertag bin ich zu spät losgefahren und kam dann nicht mehr vor der Werbekarawane zur Passhöhe des Col du Lautaret und wurde bei La Grave von einer sehr netten jungen französischen Polizistin überredet, abzusteigen. Schon am Lautaret gab es einige frühe Attacken aus dem Peloton heraus.

Nach den Profis bin ich und ein paar andere Hobbyradler dann hinter dem Besenwagen bis zur Aufgabe des letzten Fahrers hergefahren. Bis zur Passhöhe war es dann noch ne ordentliche Schinderei – aber auch ein erhebendes Gefühl, das erste Mal einen 2000er geschafft zu haben – auch wenn es nicht grade der steilste Pass der Alpen ist. Den Galibier hab ich mir dann dann auch gespart; da war eh Verkehrschaos. Die Bullenhitze machte den Weg die gleiche Strecke zurück zum Auto noch mal zur echten Schinderei; die ergatterte PMU-Hand (die ich heute noch besitze) störte beim Fahren auch ein wenig…! Ein paar Fotos vom romantischen Tal der Romanche waren dennoch drin.

Abends fuhr ich dann mit dem Auto nach Annecy und übernachtete endlich mal wieder in einem Bett eines äußerst miesen Formule1-Hotels. Eine richtige Dusche war nach all den Tagen mit notdürftiger Katzenwäsche das Geld aber durchaus wert! Ich hab bestimmt gemüffelt wie ein halb verwester Iltis. 😉
Rückreise mit Jaunpass
Bis in die Pfalz war es dann aber noch eine sehr lange Autofahrt, die erst am späten Abend enden sollte. Da ich den 5. Tag nicht komplett „vergeuden“ wollte, suchte ich mir auf der Landkarte einen Pass, den ich noch „schnell mitnehmen“ könnte. Die Wahl fiel auf die Westseite des 1508 m hohen Jaunpass in den Freiburger Alpen.

Ein sehr reizvoller Pass, vor allem wegen des idyllischen Blicks auf die „Marchzähne“. Für die letzten 9,8 km mit 553 Höhenmetern benötigte ich 40 Minuten. Ich war nach den Reisestrapazen aber auch nicht mehr so wirklich fit. 😉 In den 5 Tagen hatte ich 287 km mit ca. 4700 Höhenmetern absolviert.
Die „spartanische“ Reise war insgesamt eine sehr schöne Erfahrung; so ging es im Folgejahr gleich noch einmal hinunter in die französischen Alpen zur Tour de France 2004 mit einem relativ einmaligen Bergzeitfahren in Alpe d’Huez.
Schöne Bilder.
Bei mir war der erste Kontakt mit der TdF 1987, als sie durch Heilbronn gefahren ist. Kann mich aber nur erinnern, dass ich an der Strecke war, mehr nicht. Dann wieder 2005, als sie in Karlsruhe Rast machte.