Der Salzwoog-Stummel

Salzoog Ende

Ich möchte mal wieder eines der zahlreichen Stummel-Wegelchen vorstellen. Dieses Mal jenes am Ortsausgang von Salzwoog in Richtung Fischbach. Bis ca. Mitte 2016 hätte ich diesen Beitrag noch in gewohnter Weise mit „350 m Radweg an 16,3 km Landesstraße“ betiteln können; da war dieser Stummel bei Salzwoog nämlich noch der einzige beradwegte Abschnitt an der L 487 zwischen der B 10 bei Hinterweidenthal und dem Abzweig von der L 478 bei Fischbach. Diese Landesstraße ist grade bei Rennradfahrern aus dem Pirmasenser Raum sehr beliebt, ist sie doch Teil der klassischen Pfälzerwald-Rundtour über den Braunsberg und die Eselsteige.

Die „alte B 10“ wurde nachdem der Verkehr der B 10 im Jahr 2016 vollständig auf die neue Trasse verlegt wurde, zu dieser Zeit (bis zur neuen Anschlussstelle Hinterweidenthal) zur L 487 herabgestuft. Jene Landesstraße ist nun 600 m länger – und bekam natürlich einen total überflüssigen Gemeinsamer Geh- und Radweg spendiert. Aber um diesen neuen Stummel geht es heute nicht, sondern den „alten“ bei Salzwoog. Wenn ich mich richtig erinnere, entstand dieser in etwa zur gleichen Zeit (um 2005 bis 2010 herum), als man auch den seltsamen Schotter-Asphalt-Mischmasch-Waldweg an der L 486 zwischen Lemberg und dem Abzweig der L 485 angelegt hatte. Dieser Waldweg war der allererste, der aufgrund meiner Einwände von seinen Gemeinsamer Geh- und Radweg befreit werden musste.

Jener inzwischen mit Verbot für Fahrzeuge aller Art Radverkehr frei beschilderte Weg endet ja gegenwärtig an besagter Einmündung und wird dann per weiterem 220-m-Stummel in Richtung Langmühle / Storrbachtal fortgeführt. Entlang der L 486 lässt sich aufgrund der Hanglage und den Grundstücksverhältnissen zwischen der L 485 und Salzwoog nur relativ schwer ein straßenbegleitender Weg realisieren. So wollte man damals wohl vor allem dem touristischen Radverkehr eine ca. 1,5 km lange Alternative über bestehende Forstwege (um den Salzwooger Teufelstisch herum) anbieten und diese wohl ggf. auch asphaltieren. Doch der kurze „Radwege-Bauboom“ neigte sich in der Südwestpfalz schon bald wieder seinem Ende zu, weshalb beide Stummel zwischen Salzwoog und dem Storrbachtal niemals miteinander verbunden wurden. Befahrbar sind die ruppigen Forstwege dort auch nur mit einem Mountainbike. Immerhin ist der Forstweg von Salzwoog kommend sogar mal mit einem Verbot für Kraftfahrzeuge, statt eines Verbot für Fahrzeuge aller Art beschildert.

So oder so – verkehrlich macht das Wegelchen am Salzwooger Ortsausgang überhaupt kein Sinn. Auf der L 487 sind laut Verkehrsstärkenkarte 2015 des LBM am Tag nur 1.034 Kfz (2 % Schwerlastverkehr) unterwegs. Jenes Wegelchen beginnt direkt hinter der Salzwooger Ortstafel:

Salzwoog Ortsausgang

Es ist unheimlich nervig, wegen der paar Meter (bei 30 km/h benötigt man für diese 350 m circa 40 bis 45 Sekunden) auf diesen Weg zu wechseln, um am Ende ggf. dann doch anhalten zu müssen, weil von hinten grad ein Auto kommt. Auf dem Foto sieht man nebenbei auch einen weiteren Grund dafür, warum ich diese Wegelchen verabscheue: während die Fahrbahn nebenan nur noch ein wenig feucht ist, steht auf dem Wegelchen immer noch das Wasser:

Salzoog Ende

Ich hab nämlich auch keinen Bock, mir derart unnötig das Rennrad einzusauen. Wenigstens kann man sich die Geisterfahrerei dort sparen, denn das linksseitige Gemeinsamer Geh- und Radweg kriegt man nur zu Gesicht, wenn man über den Waldweg angefahren kommt:

Salzwoog Wald

Und so erreicht man das baldige Weg-Ende am Ortseingang. Ohne sichere Querungshilfe natürlich:

Auch dieser Stummel wurde offensichtlich ordentlich geräumt und gestreut. Dafür muss wohl extra bei der ach so über alle Maßen beschäftigten Straßenmeisterei Dahn ein schmales Räumfahrzeug für vorgehalten werden. Würde man jenes besser mal woanders zum Einsatz bringen, wo es um Welten nötiger und sinnvoller wäre…!

Update 10. Februar 2019

Ich hätte vielleicht doch mal kurz googlen sollen. Es war nicht damit zu rechnen, dass sich zu diesem Thema gar ein frei einsehbarer Rheinpfalz-Artikel aus dem Jahre 2016 finden würde. 😉

Update 11. Februar 2019

Ich möchte den Artikel (vom gleichen Autoren, der sich damals mit dem Thema Winterdienst an der B 10 beschäftigte) dann auch noch kurz kommentieren, denn anhand dieses Artikels kann man wunderbar erkennen, was hier grundsätzlich alles falsch läuft.

So bezeichnet der Autor diesen größtenteils nur geschotterten, ständig stark verdreckten und im ewigen Schatten liegenden Waldweg als „richtig schön„! Da spricht wohl der Autofahrer, denn die finden ja jede Art von Radweg „schön“. Der nicht minder absurde Beginn des genannten Weges bei Lemberg wurde bereits hier von mir dokumentiert. Ich habe ja schon mehrfach erwähnt, dass dieser aberwitzige Schotterweg zwischen K 37 und L 485 damals sogar noch mit Gemeinsamer Geh- und Radweg beschildert war. Wer als ortsfremder Rennradfahrer heute bspw. der anfänglichen Asphaltierung an der Einmündung der K 37 (Richtung Langmühle) vertraut, darf schon bald wieder umdrehen, weil es dann (hinten im Wald) nur noch auf (über- und unterspültem und durch Forstarbeiten zerpflügtem) Schotter weitergeht. Gemeinerweise hat man den Weg auch nur dort asphaltiert, wo er von der Straße aus gut einsehbar ist. Das nimmt manch Autofahrer natürlich gerne als Einladung für Erziehungsmaßnahmen („Raaaaadweg!“) an…

Lemberg K 37 Langmühle

Dass diesen Weg keiner befährt, hat also weniger damit zu tun, dass man die beiden Stummel nicht miteinander verbunden hat, sondern dass er selbst für anspruchslose Touri-Radler schlicht und ergreifend einfach nur ein auf wenigen Metern asphaltierter, qualitativ minderwertiger Schrottweg ist, den Rennradfahrer gar nicht benutzen können (selbst wenn sie es wollten) und auf dem man auch mit dem MTB nur beschwerlich vorankommt – und sich nebenbei immer das Rad verdreckt. Ein weiteres Hindernis ist vor allem, dass Radfahrer im Bereich Lemberg (siehe die Doku zum Abschnitt Lemberg – K 37) und Pirmasens mehrere längere Steigungen überwinden müssen – was vor allem vor dem Aufkommen der E-Bikes ein absolutes „Todeskriterium“ für klassische Rentner-Radtouristikrouten war.

Außerdem missfällt mir, dass hier einmal mehr der Eindruck erweckt wird, man dürfe den Abschnitt der L 486 (also die vermeintliche „Lücke“ zwischen L 485 und Salzwoog) mit dem Rad quasi gar nicht befahren. Man bestärkt somit die grundsätzliche Paranoia, dass man Rad nur dort fahren könne, wo ein „Radweg“ sei. Das spiegelt sich in der Grundhaltung des Autors als auch des LBM und der Gemeinde Lemberg wider: Radverkehr ist nur was für die Freizeit und (anspruchslose, Umwege fahren könnende) Touristen.

Nebenbei liefert aber der erwähnte Planfeststellungsbeschluss noch gute Argumente gegen die Benutzungspflichten der verbliebenen Stummel. Die wurden nämlich nicht wegen der punktuellen Gefahrenlage gebaut, sondern weil die Verbandsgemeinde Pirmasens-Land einen touristischen Radweg in Richtung Wieslautertal haben wollte. So bleibt nämlich lustigerweise der vor allem wegen der schmalen, kurvigen Fahrbahn wohl unangenehmste Abschnitt zwischen L 485 und Salzwoog auf alle Ewigkeit von einem straßenbegleitenden (also benutzungspflichtigen) Radweg verschont.

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