Ich bin am 13. August wieder zum nächsten Runden Tisch für den Pirmasenser Verkehrsentwicklungsplan eingeladen worden. Da dieser in nicht-öffentlicher Runde tagt, werde ich von der Veranstaltung selbst nichts Genaueres berichten. Aber ich will auf jeden Fall hier in meinem Blog die Punkte an Einzelmaßnahmen dokumentieren, die mir am Wichtigsten sind.
Fahrrad-Besitz-Förderung: In Pirmasens gibt es laut der Haushaltsbefragung viel zu wenige Fahrräder (weniger als die Hälfte des Bundesdurchschnitts), d. h. die meisten könnten nicht einmal Rad fahren, selbst wenn sie spontan Lust dazu hätten. Die Stadt sollte daher meines Erachtens den Fahrradkauf in der Weise fördern, indem sie eine Art von Lotterie einrichtet. Pirmasenser Bürger (nur Privatpersonen) dürfen die Rechnung für ihr Rad (egal welcher Art) zur Stadt schicken. Diese lost dann je Quartal eine bestimmte Anzahl von Leuten aus, denen die Kosten ganz oder zum Teil von der Stadt erstattet werden. Gegebenenfalls nicht nur für Kompletträder, sondern auch Einzel- und Ersatzteile.
Fußgängerzone: An der Freigabe der eh gebeutelten Fußgängerzone für den Radverkehr führt meines Erachtens kein Weg vorbei.
Elterntaxis: Zeitlich befristetes und regelmäßig kontrolliertes Zufahrtverbot vor einigen besonders von Elterntaxis belagerten Schulen und Kindergärten. Vielleicht kann man hier auch Pilotprojekte starten. Man sollte vermehrt Kinder dazu animieren, bspw. von Gersbach zur Grundschule nach Winzeln mit dem Rad zu fahren; nach Herrichtung der alternativ dahin führenden Wirtschaftswege.
Gehwegparken: Pirmasens muss für Autofahrer definitiv unattraktiver werden. Daher sollte zukünftig das Gehwegparken ganz allgemein bei Verkehrskontrollen mit Verwarnungsgeldern geahndet werden. Das „Pirmasenser Landrecht“ (wenn 1 m Platz bleibt, unternimmt das Ordnungsamt von sich aus nichts) muss ein Ende haben.
Stellplatz-Pflicht: Es kann in Pirmasens nicht mehr angehen, dass beim Neubau von privaten Häusern und vor allem auch gewerblichen und industriellen Immobilien vom Bauherren keine entsprechende Anzahl von Kfz- als auch Fahrrad-Stellplätzen geplant und geschaffen werden muss. Dabei gilt § 47 (1) LBauO RLP auch in Pirmasens.
In der Blocksbergstraße bspw. stehen trotz des Seitenstreifens regelmäßig sehr viele Kfz rechtswidrig fast mit der kompletten Fahrzeughälfte auf dem mit
beschilderten Gehweg oder auch in der Gegenrichtung auf dem Grünstreifen. Das dort erst vor einer Weile hingezogene Unternehmen musste auf dem eigenen Grundstück offenbar keine auch nur annähernd ausreichende Zahl von Mitarbeiter- und Kundenparkplätzen einrichten. Der ehemalige Leiter der Straßenverkehrsbehörde versprach mir hier beim 2. Gespräch eine „Flugblatt-Aktion“. Dazu war man offenbar bis heute zu feige. Man wolle sich ja auch nicht der „Willkür“ verdächtig machen, wenn man in Pirmasens plötzlich die StVO anwenden würde.
Wenn Ämter und die Privatwirtschaft es nicht in einer bestimmten Zeit hinbekommen, akzeptable Fahrradabstellanlagen zu installieren (und damit meine ich nicht so einen untauglichen Kram wie am neuen Kaufland), muss die Stadt eben eine entsprechende Satzung gem. § 88 (1) Nr. 8 bzw. (3) Nr. 4 LBauO beschließen.
Gehwegradler: Die Polizei sollte wenigstens hin und wieder auch mal Radfahrer verwarnen, die auf den Gehwegen herumfahren; das wird meines Erachtens viel zu oft geduldet und selbst bei Unfällen in den Presseberichten nicht wirklich kritisiert.
Einbahnstraßen und Tempo 30: In Pirmasens sind sehr viele dieser Straßen für den Radverkehr freizugeben. Beispielsweise im Süden oder auch auf dem Sommerwald. In diesem Zusammenhang ist auch die Schaffung weiterer Tempo-30-Zonen voranzutreiben.
Verkehrsverbote: Auch alles an sonstigen Verkehrsverboten, wie die Sperrung per von Feld- und Waldwegen oder auch Anliegerstraßen, ist von der Verkehrsbehörde aufzuheben! Das gilt auch für das absurde totale Fahrradverbot in den Pirmasenser Stadtparks. Umgekehrt sollte man prüfen, weitere Teile der Innenstadt Kfz-frei zu gestalten bzw. den Zugang mit Kfz dahin weiter einzuschränken.
Asphaltierung und Freigabe von Wegen: Zwischen Windsberg und Gersbach und zwischen Gersbach und Winzeln sind die derzeit nur geschotterten Wege zu asphaltieren und ggf. mit einer Beleuchtung zu versehen. Dies gilt auch für den Weg entlang der K 6 zwischen Pirmasens und Winzeln. Außerdem sollte meines Erachtens auch der Dynamikum-Radweg durchgehend asphaltiert werden. Dies gilt auch für einen nur geschotterten, sehr steilen Weg zwischen Gersbach und dem Strecktal. Schaffung einer westlich der Lemberger Straße gelegenen, asphaltierten Alternative zwischen der Ruhbank und „Auf der Windighöhe“. Auch möglich wäre der Ausbau des geschotterten, am Anfang sehr steilen Weges zwischen „In der Waltersbach“ und der Simter Straße (mit neuer Trassierung zur Abflachung des sehr steilen Abschnitts). Von dort aus auch Asphaltierung des Weges in Richtung „Im Waschtal“. Durchgängige Apshaltierung und Freigabe zwischen Adolf-Ludwig-Ring und Beckenhofer Straße (Steiniger Bühl). Neuasphaltierung der „Alten Landstraße“ zw. Lemberg und Ruhbank.
Benutzungspflichten: Pirmasens muss eine Stadt ohne benutzungspflichtige Radwege werden. Dazu müssen die nur noch zwei verbliebenen, teils sehr gefährlichen und teils sowieso nicht straßenbegleitenden Abschnitte umbeschildert werden. So könnte man grade den Weg zw. Winzeln und Gersbach bspw. auch als Fahrradstraße beschildern.
Schutzstreifen und „Radinfrastruktur“: Auf das Markieren von überflüssigen, in der Dooring-Zone liegenden „Schutzstreifen“ muss zukünftig verzichtet werden. Da man in Pirmasens quasi bei „Null“ anfängt und sich aufgrund der beengten und besonderen topographischen Verhältnisse sowieso keine klassische „Radweg-Infrastruktur“ anlegen lässt, sollte man meines Erachtens hier mal einen völlig anderen Weg gehen! Also gezielt das (nachweislich sichere) Fahrbahnnutzung fördern und durch Kampagnen positiv bewerben. Außerdem sollte auch jede Angstmacherei (z. B. auch über das leidige Thema „Fahrradhelm“) von vornherein vermieden werden.
Bahnanbindung: Stadt und Kreis müssen sich endlich aktiv für die Reaktivierung des Pirmasenser Talgleises als auch für den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Rohrbach – Landau (inkl. Elektrifizierung) einsetzen. Mittelfristig sollte die S 2 über eine elektrifizierte Biebermühlbahn nach Pirmasens verlängert werden und auch endlich wieder RE-Züge eingesetzt werden. Es sollte überlegt werden, den Pirmasenser Hbf mittels Untertunnelung der Stadt zumindest in Richtung Landau zum Durchgangsbahnhof zu machen.