Nervenaufreibender Bastel-Samstag

Innenverlegter Bremszug

Irgendwie war dieses Frühjahr in der Pfalz bislang ein ziemlicher Schlag ins Wasser. Es ist ständig grau, es regnet andauernd – und im Gegensatz zum Rest der Republik gab es bislang auch nur recht wenige wirklich warme Tage. Der angebliche Wonnemonat macht leider genauso weiter – und sorgte heute gar dafür, dass es bis auf 350 m über NHN allen Ernstes schneite! Ich würde die Winterklamotten aber nun wirklich gerne mal einmotten. Nun denn – was kann man an so einem total bescheidenen Samstag Besseres machen, als sein Rennrad zu reparieren…?

Schalthebel-Reparatur

Wie vor einer Weile erwähnt, ist Ende März ein Teil meines Campagnolo-Centaur-Schalthebels gebrochen. Nach einer langen Suche nach Ersatz und einer wahren Odyssee inkl. der zeitraubenden Sendung eines falschen Ersatzteils, erhielt ich dann gestern endlich das von meinem Bike-Dealer georderte, passende Bauteil. Und so konnte ich heute Vormittag dann endlich loslegen, unterstützt wurde ich durch ein „amtliches“ Zusammenbau-Video von Campagnolo. Hier der defekte und der neue kleine Hebel (zum Raufschalten):

Campa Reparatur

Erwähnt werden muss an dieser Stelle noch die Vorgeschichte (dies erledigte ich bereits beim Ausbau) mit der extrem hartnäckigen Entfernung des Bremshebels, der mittels Bolzen fixiert wird. Der wollte ums Verrecken nicht raus. Ich hatte mir dann sogar eine Pressvorrichtung mittels einer Gewindestange gebastelt – aber da ging rein gar nix. Erst nach einer wilden Rumklopperei mit dem Gummihammer und einer Holzunterlage mit Bohrloch ging das Ding endlich raus.

Heute waren dann auch noch keine 5 Minuten vergangen – und mir war schon wieder zum Heulen zumute, denn das kleine Zahnrädchen passte einfach nicht in den Metallbügel. Egal wie ich es positionierte und wie ich es reinzupressen versuchte: es ging einfach nicht. Ich hatte schon die Befürchtung, man hätte mir dann doch einen unpassenden Hebel geschickt. Irgendwann nahm ich mir eine Kombi-Zange und presste es dann halt damit hinein. Ideal ist das natürlich nicht, weil es sich um ein bewegliches Teil handelt.

Erst hoffte ich, ich bräuchte nicht den ganzen Hebel auseinanderzunehmen und könnte die vordere Feder auch so spannen. Dem war aber natürlich nicht so. Also auch den hinteren Teil demontiert. Beim Zusammenbau bemerkte ich dann, dass ein winziges Federchen auf dem Tisch lag. Mittels zweier Bauteile wurden damit die Gänge gerastert. Beim Vergleichen mit der zweiten Feder bemerkte ich, dass dort auch noch ein Kügelchen sitzt, welches die Feder fixiert. Mist. Wo ist jetzt dieses verdammte Kügelchen? Mit dem Fahrradscheinwerfer den Boden abgesucht – und es glücklicherweise gleich gefunden.

Nun also weiter mit dem Zusammenbau. Aber komisch; irgendwie rasten die Gänge gar nicht ein? Argh! Ich hatte genau die beiden erwähnten Teile für die Rasterung verkehrtherum eingesetzt. Und nun fehlte schon wieder das eine Kügelchen. Dieses Mal lag es auf dem Stuhl.

Wieder ausprobiert. Geht immer noch nicht. Warum? Ich hatte das hintere Zahnrad-Rädchen (zum Runterschalten) 180 Grad verkehrt herum eingesetzt. Das galt dann später auch nochmal für die „Sperre“ für den Schaltzug. Aber nun gut – nach gut 3 Stunden war dann zumindest das mal erledigt! Die ersten Trockenversuche in der Hand zeigten, dass der Hebel nun wieder ordentlich rauf- und runterschaltet. Kann ja jetzt nicht mehr viel schiefgehen!

Hebel repariert

Innenverlegter Bremszug

Dachte ich. Manchmal wird einem eine Wahnsinnstat ja erst im Nachhinein bewusst. So hatte ich bei der Demontage – ohne mir viele Gedanken – zu machen den Bremszug entfernt. Als ich diesen wieder einfädeln wollte, bemerkte ich, dass das aber nicht geht. In meiner Naivität hatte ich angenommen, dass sich im Rahmen eine Führung (bspw. in Form eines „Trichters“) befindet, die den Bremszug wieder aus dem Rahmen rausführt. Da sage nochmal einer, ich sei kein Optimist. Egal, was ich auch versuchte – das Ding ließ sich nicht durchstochern. Was macht man dann? Im Internet recherchieren. So lernte ich dann, dass man bei sowas eigentlich „Liner“ verwendet, die man mittels des alten Schalt- oder Bremszugs extra vor der Demontage durch den Rahmen zieht. Aha! Und was nützt mir das jetzt?

Nichts. Ich war aber – das beruhigte mich dann doch – nicht der Einzige, der mehrere Stunden damit verbringen musste, irgendwie einen Brems- oder Schaltzug durch einen Rahmen zu pfriemeln. Tipps gab es viele; einen starken (oder sehr kleinen) Magneten hatte ich leider keinen zur Hand. Auch die Versuche, mittels gebastelter „Angelhaken“ aus Büroklammern den Zug aus dem Rahmen zu angeln, scheiterten. Ein anderer Tipp war, einen Faden einzuführen und zu versuchen, diesen mit dem Staubsauger rauszusaugen. Ich nahm zuerst eine etwas kräftigere Kordel. Das klappte aber auch nicht, weil die Öffnung im Carbonrahmen leicht ausgefranst war. Also hab ich es nach unzähligen vergeblichen Versuchen mit einem Nähfaden versucht und noch eine Nadel als „Senkblei“ festgeknotet. Ich weiß nicht, wie viele Versuche ich benötigt habe – das komplette Rad hatte ich dabei auch in den unterschiedlichsten Winkeln gehalten und gleichzeitig gesaugt – aber irgendwann kuckte die Nadel dann tatsächlich aus der Öffnung heraus!

Juhu! Doch die Freude währte nicht lange. Da ich so doof war und den Faden am Eingang nicht gleich festgeklebt hatte, rutschte dieser beim Loslassen wegen des Gewichts der Nadel einfach komplett durch! Man kann sich glaube ich ganz gut vorstellen, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe. 😉

Aber was will man machen. Den Blödsinn unzählige Male wiederholt – und irgendwann klappte es dann noch einmal. So galt es nun erst einmal, das dünne Fädchen durch die stabilere Kordel zu ersetzen. Es folgte der Moment der Wahrheit: Den Bremszug an die Kordel gebunden – und durch den Rahmen gezogen! Juuuuuuhuuuuuuuu!

Innenverlegter Bremszug

Ende des Dramas? Nein. Denn ich Doofdödel hatte ja in meinem Eifer gar nicht dran gedacht, dass ich den lose am Lenker baumelnden Bremshebel noch gar nicht mit dem Schalthebel verbunden hatte. Eigentlich wäre nun spätestens jetzt Zeit für einen Nervenzusammenbruch gewesen – aber ich bin in den letzten Wochen ja nix anderes als Pech gewohnt und innerlich wohl einfach schon zu sehr tot. 😉

Was nun? So eine Packung „Liner“ bestellen – und halt in ein paar Tagen weiterbasteln? Ach, komm; Scheiß drauf! Ich hab hier ja noch eine neue Shimano-Hülle in passender Länge rumliegen. Diese hab ich dann entlang des noch im Rahmen befindlichen Bremszugs in den Rahmen eingeführt, richtiggehend an das andere Ende gepresst und anschließend mit Klebeband am Rahmen befestigt. Ich hätte nie damit gerechnet, dass das geht.

Aber: Es funktionierte! Nachdem ich den Schalt- und Bremszug in den Schalthebel eingefädelt hatte, drückte ich den Bremszug in den Rahmen – und siehe da – er flutschte durch die reingezogene Hülle hindurch zum anderen „Ausgang“. So konnte ich dann endlich alles festschrauben, Brems- und Schaltzug spannen und abschließend noch den bei der Demontage gerissenen Griffgummi mit Duct-Tape flicken. Bei nächster Gelegenheit bestelle ich mir noch Neue im Internet.

Centaur repariert

Also endete die ca. 12-stündige, denkwürdige Bastel-Session doch noch mit einem Happy End. Okay, der untere (neue) Hebel geht derzeit nur relativ schwergängig zurück in die Ausgangsstellung, weil eben der Bügel ein winziges Bisschen zu schmal ist und daher für eine deutliche Reibung sorgt. Ich hoffe aber mal, dass sich das mit der Zeit dann noch ein wenig „weiten“ wird. Im Ergebnis war das auch eh alles totaler Wahnsinn, weil ich für das kleine Hebelchen immerhin auch satte 30 Euro bezahlen durfte. Für 67 Euro hätte ich mir hingegen schon vor 3 Wochen im Internet noch einen komplett neuen Hebel bestellen können.

Gut – das Bremszug-Disaster wäre mir in dem Falle auch nicht erspart geblieben. Von jeglicher Art innenverlegter Züge kann ich daher nur Abraten: macht im Vergleich zu klassischer Zugverlegung wenn es blöd läuft eine Heidenarbeit und man braucht auch noch zusätzliches Material (eben solche „Liner„). An meinem neuen MTB hab ich ja auch innenverlegte Züge. Mal gespannt, was für ein Elend das wird, wenn sie das erste Mal gewechselt werden müssen. Nun bin ich immerhin vorgewarnt.

2 Gedanken zu „Nervenaufreibender Bastel-Samstag“

    1. Schön wär’s. 5 Grad und überwiegend grauer Himmel, dazu ein fieser, kalter Wind. An einem 5. Mai. Und am Monatsende erzählen sie uns dann wieder, dass auch dieser Monat „zu warm“ war…

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