Vor einer Weile thematisierte ich die Ankündigung der Stadt Kaiserslautern, den fragwürdigen (und stets sehr dreckigen) Radwegstummel zwischen Hohenecken und dem Stadtteil Vogelweh zu verlängern. Als ich am Sonntag in Richtung Weilerbach unterwegs war, konnte ich dann auch den Baufortschritt dokumentieren. Wo könnte der bei einigen Radverkehrsaktivisten besonders beliebte, englische und somit sprachimperialistische Begriff „protected bike lane“ besser passen, als entlang einer Bundesstraße, die auf beiden Seiten von hohen Stacheldraht-Zäunen US-amerikanischer Militärstandorte flankiert wird…?
Tut mir leid – aber ich halte „PBLs“ einfach nur für „protected bullshit„! Dies hatte ich bereits im verlinkten Beitrag zum Ausdruck gebracht, als ich die von der Stadt KL im Internet bereitgestellten Planungsunterlagen kommentierte. In der Realität sieht das dann genauso gruselig aus, wie von mir vermutet. Der immer noch mit beschilderte (also seit Jahren eine Fahrbahnbenutzungspflicht für Fußgänger bewirkende…) Radweg ist derzeit am Ortsausgang von Hohenecken per Absperrschranke gesperrt. Um die „PBL“ einzurichten, wurden beide Richtungsfahrstreifen Richtung Kaiserslautern abgesperrt und der gesamte Verkehr auf den beiden Fahrstreifen in Richtung Hohenecken abgewickelt. Das schien zumindest am Sonntag auch prima zu funktionieren. Und zeigt, dass es hier auf jeden Fall besser gewesen wäre, sich den Zweirichtungs-Mist zu sparen – und auch in Richtung Hohenecken einen Radfahrstreifen anzulegen. Dann wären immer noch drei Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr übrig geblieben.
Beginnen wir die Dokumentation am bisherigen Ende des Stummels. Wie angekündigt wurde der rechte Fahrstreifen mittels einer zierlich erscheinenden und auch nicht sonderlich hohen Leitplanke von der Fahrbahn abgetrennt:
Verschwenkung an der 4th Avenue
Nach einer Weile erreichen wir die Einmündung der 4th Avenue, der Einmündungsbereich wird dort ja wegen des Wegelchens komplett umgestaltet:
Radfahrer sollen dort ja laut Planung wohl ihr Vorfahrtrecht verlieren. Wie das halt nun einmal so üblich ist – auch wenn es eigentlich nicht der StVO entspricht. Ich sage hier aber einmal mehr „Danke“ – und bleibe vor allem in Richtung Hohenecken auch zukünftig einfach auf der Fahrbahn. Hier noch ein Blick in die andere Richtung – denn das soll ja ein (innerörtliches!) Zweirichtungs-Wegelchen werden:
Im Dunkeln wird das für Fußgänger und geisterradelnde Radfahrer sicher ein Wahnsinns-Spaß – die werden vor allem auch wegen des kurvigen Verlaufs nämlich vom asymmetrischen Kfz-Abblendlicht geblendet ohne Ende. Die Pfeiler der Leitplanken erscheinen mir nebenbei auch nicht sonderlich tief verankert worden zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Pkw oder Laster davon groß abprallen oder abgelenkt wird.
Hier noch der Einmündungsbereich der 4th Avenue von der anderen Seite:
Querung 3rd Avenue
Die 3rd Avenue ist in der Regel verbarrikadiert. Das Gate wurde aber wohl wegen der Bauarbeiten zeitweise wieder geöffnet. Die knallrote Furt wurde bereits aufgetragen:
Florida Loop
Etwas später folgt dann die wohl dauerhaft verbarrikadiert bleibende Einmündung des Florida Loop. Hier endet dann auch der bislang angebaute Gehweg ins Nirgendwo:
Noch ein Blick vom gleichen Standort in Richtung Hohenecken. Man erkennt schon jetzt, dass der Weg aufgrund des fehlenden Sogs des Kfz-Verkehrs mindestens genauo stark verschmutzt sein wird, wie der bereits existierende Stummel. Die Stadt KL wird dort auch weiterhin nicht kehren. Auch die Entwässerung der Fahrbahn verläuft direkt über die „Protected bike lane“. Weitere Gründe, warum ich lieber auf Fahrbahnen unterwegs bin: Die Autos fahren mir ja die Fahrbahn sauber und trocken. Das werden die 25 Radfahrer am Tag, die diesen Weg vermutlich nutzen werden, eher nicht schaffen.
Querung per Lichtsignalanlage
Wie man auf dem vorletzten Foto erkennt, sind wir auf der Zielgeraden angelangt. Ein Teil der exklusiven Radverkehrsampel funktioniert sogar schon. Ganz witzig ist, dass die Anlage wohl einfach an den hinteren (alten) Pfosten montiert wurde. Man erreicht als Radfahrer den Taster (übers Hochbord hinweg) aber gar nicht, weshalb man nun noch einen weiteren, neuen Pfosten davor aufgestellt hat… Das fiel denen wohl erst beim Bauen auf? 😉 Ich bin auch gespannt, ob das Geradeaus-Signal hier auf Dauergrün bleibt? Hier soll ja ein „Schutzstreifen“ angeschlossen werden.
Ab hier darf man dann zukünftig Knöpfchen drücken, wenn man entgegen der Richtung Kaiserslautern entlang des Rechtsabbiegers in Richtung Einsiedlerhof „abkürzen“ will. Dabei stehen die Linksabbieger natürlich ggf. den Gradeausfahrern trotzdem im Weg rum.
Jener freilaufende Rechtsabbieger von der L 395 zur B 270 ist derzeit wegen der Bauarbeiten ebenfalls komplett gesperrt:
Die Ampel ist dann auch eine besondere Schlüsselstelle, da ab hier für die B 270 befahrende Radler vermutlich eine linksseitige Gehweg-Benutzungspflicht für Radfahrer per angeordnet werden wird. Man dürfte dann (nach dem Willen der Stadt KL) also (theoretisch) nicht mehr die beiden Fahrstreifen in Richtung Hohenecken benutzen. Laut Planung wird man wohl eben kurz hinter dem Ende des Rechtsabbiegers per wiederholtem
für ein paar Meter aufs Hochbord geführt, um vor einer roten Radverkehrsampel zu stranden. Dann muss man halt erst Knöpfchen drücken und warten, bis man die drei Fahrstreifen queren darf. Direktes Linksabbiegen auf das Wegelchen ist also wohl auch nicht vorgesehen. Für mich ist das gezieltes Ausbremsen – und nix anderes als sprichwörtliche Schikane!
Verwaltung ignoriert Einwände
Ich hatte über die Pressestelle der Stadt Kaiserslautern am 19. Februar noch einmal meine Bedenken besonders hinsichtlich einer linksseitigen Benutzungspflicht mitgeteilt. Erst aufgrund einer erneuten Nachfrage antwortete mir die Pressestelle am 27. Februar folgendermaßen:
Im Rahmen einer von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie wurde 2015 der Lückenschluss der Radwegeverbindung von Hohenecken entlang der B 270 zur Pariser Straße untersucht. Als zur Umsetzung empfohlene Lösung wurde die Umwandlung eines Kfz Fahrstreifens in einen Zwei-Richtungs-Radweg vorgeschlagen. Die alternative Anlage zweier Radfahrstreifen wurde auch untersucht, aber aufgrund der hierfür erforderlichen Straßenverbreiterung, dem bereits von Hohenecken aus auf einer Länge von ca. 450 Meter bestehenden einseitigen Radweg, der fehlenden Möglichkeit der Nutzung durch Fußgänger und der höheren Kosten, verworfen. Zur Sicherheit der Radfahrer soll der Radweg durch eine Schutzplanke baulich von der Kfz Fahrbahn abgetrennt werden.
Der Wechsel von der einen auf die andere Fahrbahnseite wird an der bestehenden Signalanlage im Bereich Vogelweh ermöglicht. Da die B 270 zwischen der Pariser Straße und dem Stadtteil Hohenecken anbaufrei verläuft und kaum über Einmündungen und Kreuzungen bzw. Grundstückszufahrten verfügt, besitzt sie den Charakter einer außerorts Straße. Die einseitige Führung des Radverkehrs ist deshalb aus Sicht der Stadt gerechtfertigt.
Auf nochmalige Einwände erhielt ich keine Antwort, auch die (per e-mail auch nicht direkt erreichbare) Kaiserslauterer Straßenverkehrsbehörde bezog nicht Stellung. Also bleibt abzuwarten, wie die Beschilderung am Ende aussehen wird. Alles andere als eine radikale Bebläuung mit würde mich sehr überraschen.
Wow. Was für eine Kacke wird denn da gebaut. Gleich beim ersten Bild frage ich mich wie man da bitteschön hinter die Leitplanke kommen soll. Das wird schon mit einem einspurigen Rad wohl für einige ein Balanceakt. Mit einem Trike oder einem Anhänger wird das vollends unmöglich.
Für einen Zweirichtungsradweg sieht das auch verdammt eng aus. Das sieht eher wie eine Versuchsstrecke aus. Und zwar für einen Versuch wie man so viele Fehler wie möglich macht.
Danke für das Verlinken meines Alphabet-Beitrags 🙂
Genau das selbe habe ich mich auch gefragt beim ersten Bild. Und dann genau da noch einen Gully platzieren. Herrlich…
Bzw. auf dem schraffierten Teil darf man ja eh nicht fahren. Somit kommt man da legal sowieso nicht hin.
Die „Teller“ der Verankerung an der Leitplanke stehen auch schon etwas weg von der Leitplanke. Sieht man auch schön auf Bild 1. Bleiben die in dem Grau? Vermutlich schon. Weiß nicht, ob dass evtl. Probleme gibt. Vor allem mit Anhänger kann es schon mal passieren, dass man da drüberrumpelt. Mit dem Fahrrad selbst wird man wohl nicht so an der Leitplanke entlangschrammen können, dass man da drüber fahren könnte? Obwohl manche Radfahrer einiges hinbekommen.
Ich bin mir ja nicht sicher, ob die Pfeiler überhaupt im Boden verankert wurden. Und die Leitplanke nicht einfach nur auf diesen komischen Dingern steht? Die Farbe ist natürlich auch grandios.
Du kommst in dem Falle ja von rechts über das Dreckswegelchen angefahren. 😉 Für mich weiterhin unbegreiflich, warum man da nicht einfach den Weg rechts durchs Grün verlängert hat? Dann hätte man eben von mir aus zusätzlich auf der anderen Seite noch einen Radfahrstreifen anlegen können. Aber so…!?
Blöd nur, dass man auch noch als Versuchskarnickel zwangsverpflichtet wird…
Nix zu danken. Hatte ich damals mit „witzig“ abgestempelt. 😉 Ich wollte es bei halbwegs passender Gelegenheit schon länger mal verlinken.