Ein Talent auf der Wieslauterbahn

Der Rheinland-Pfalz-Tag in Annweiler brachte es mit sich, dass sich tatsächlich mal ein Triebwagen der Baureihe 643 (Bombardier Talent) in das Wieslautertal verirrte. Meines Wissens war das bislang auch nur ein einziges Mal der Fall. Grund für mich, nach sehr langer Zeit mal wieder ein paar Fotos entlang der schönsten Bahnstrecke der Region zu machen. Zum Einsatz kam der auf „Schaidt“ getaufte 643 007. Wegen der Sonderzüge im 2-Stunden-Takt entfielen an diesem Wochenende dann auch die beiden Ausflugszüge ins Wieslautertal. Einen Fahrplan hatten die Dahner Eisenbahnfreunde auf Ihrer Internetseite zum Download angeboten.

Samstag

Am Samstag war ich ja selber mit dem Rennrad auf dem Weg nach Annweiler, um dort ein paar Gespräche zu führen. Da ließ sich prima ein Zwischenstop in Hinterweidenthal einlegen. Zuerst wollte ich die RB 18901 von Bundenthal-Rumbach an der „Sonne“ fotografieren. Auf dem Weg dahin erinnerte ich mich aber daran, dass ja vor kurzem im Bereich der neu zu bauenden zweiten Brücke der B 10 über die Wieslauterbahn ein kleiner Bahnübergang (wohl als zukünftiger Anfahrtsweg für Anlieger) angelegt wurde – und der Sonnenstand vielleicht sogar passen könnte. Eisenbahnfotografie hat nämlich mehr mit Astronomie zu tun, als manch einer glauben mag. 😉

So konnte ich dann ein in mehrfacher Hinsicht einmaliges Foto an einer Stelle machen, die schon bald im ewigen Schatten einer Stahlbetonbrücke liegen wird:

Da die Strecke dort einen sehr weiten Bogen in Richtung Südosten vollzieht, bot es sich an, die folgende RB 18900 im leider endgültig seines 2. Gleises beraubten, ehemaligen Bahnhof von Hinterweidenthal Ort zu fotografieren. Dort wurde leider alles systematisch mit Erdreich überschüttet:

Danach ging es nach Annweiler und über Bad Bergzabern retour. Die in nördliche Richtungen verlaufende Strecke macht es generell schwer, Züge in dieser Richtung mit halbwegs brauchbarem Frontlicht abzulichten. Nur zur Zeit der Sommersonnenwende kann man nördlich von Dahn, kurz nach 19 Uhr das folgende Motiv mit dem Jungfernsprung im Hintergrund umsetzen. Der Schatten am unteren Bildrand ist schon der Schattenwurf des Berges, hinter dem die Sonne wenige Minuten später versinkt.

Die RB 18951 im goldenen Abendlicht eines heißen Sommertages auf dem Weg nach Hinterweidenthal Ost:

Sonntag

Da der Sonntag ja nochmal deutlich heißer als der Samstag werden sollte, entschloss ich mich, an den Seehof zu fahren, um mich dort immer wieder mal abzukühlen – und am Morgen und Abend nochmal zwei Fahrten mitzunehmen. Zuerst holte ich das geplante Motiv vom Vortag nach und fotografierte den ersten nordwärts fahrenden Talent-Triebwagen des Tages – passend zur Hitze – an der Hinterweidenthaler Sonne:

Für die zweite Fahrt konnte ich mich bzgl. eines Fotostandpunkts nicht wirklich entscheiden; der Sonnenstand war vor allem südlich von Dahn dafür oft etwas zu spitzwinklig. Auch wegen der Unsicherheit, ob die Zeit für größere Experimente reicht, machte ich ausnahmsweise in der langgezogenen Kurve vor dem Bahnübergang zum Neudahner Weiher mal ein Foto mit der Blickachse über das Gleis hinweg. Das Verbot für Fahrzeuge aller Art wird übrigens auch bald noch Thema eines Artikels zum Thema Radverkehr sein. 😉

Am Seehof spürte man die sengende Hitze und den extrem heißen Wind selbst unter den schattenspendenden Bäumen, weshalb ich mich mehrmals abkühlen musste. Zuerst wollte ich nur eine weitere Abendfahrt fotografieren, machte mich dann aber (vor allem wegen einer mich eingekreist habenden, lautstarken, osteuropäische Lebensfreude versprühenden Großfamilie…) dann in der gröbsten Nachmittagshitze auf den Weg in Richtung Pirmasens. So konnte ich aber die RB 18941 am ehemaligen Ladegleis in Dahn-Reichenbach (kurz hinter dem Haltepunkt Busenberg-Schindhard) ablichten:

Im Nachhinein wäre wohl die Stelle unterm Hochstein besser gewesen, weil die Sonne schon etwas zu sehr im spitzen Winkel zum Gleis stand. Mehr Seitenlicht hatte ich dann wieder an der Hinterweidenthaler Sonne, als ich die RB 18936 auf ihrem Rückweg in Richtung Bundenthal-Rumbach fotografierte:

Hat trotz der sengenden Hitze mal wieder Spaß gemacht; die Baureihe 643 würde ich schon sehr gerne öfters im Wieslautertal sehen. Ich bin auch mal gespannt, ob es wie in den beiden vergangenen Jahren in den Sommerferien wieder Schienenbusfahrten auf der Wieslauterbahn geben wird?

Bonus vom Samstag

Da die Macher des RLP-Tages dieses Mal (warum auch immer) leider kein pdf mit Fahrplänen zum Ausdrucken herausgaben, wusste ich nicht, in welcher Zeitlage eigentlich die in Doppeltraktion auf der Queichtalbahn verkehrenden Sonderzüge im Halbstundentakt unterwegs sind. An der Sarnstaller Papierfabrik gingen grade die Schranken runter, als ich im Wartehäuschen (vergeblich) nach einem Aushang suchte. Also spurtete ich schnell vor an den Bahnübergang und erwischte noch mittels „Notschuss“ eine 643-Doppeltraktion (der Autofocus hat auch leider nicht ganz genau getroffen).

Ich hatte mir dabei übrigens auch am Geländer ziemlich derb das Schienbein angehauen. Aber was einen nicht umbringt. Danach ging es weiter nach Annweiler – wo ich bis zum frühen Nachmittag einige interessante Gespräche führen konnte. Am Rothenhof wartete ich einfach mal den nächsten Zug ab – und so war dann immerhin noch ein Nachschuss auf eine 628-Doppeltraktion in Richtung Landau drin:

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