Die im Dunkeln sieht man nicht

Es dauerte ja leider sein Weilchen, bis der baulich besonders missglückte Geh- und Radweg an der K 6 zwischen Winzeln und Pirmasens zumindest in Fahrtrichtung Pirmasens zur freiwilligen Nutzung Zeichen 239 StVO  umbeschildert und an seinem westlichen Ende umgebaut wurde, sodass man z. B. auch nicht mehr vom hohen Bordstein am Ende des Weges runterspringen muss, wenn man in Fahrtrichtung Winzeln den (noch) mit Zeichen 240 StVO beschilderten Weg zwangsweise befährt. Aber auch sonst bleiben noch mehr als genügend Gründe, sich über den gegenwärtigen Zustand zu empören.

Up & Down

Dieser Weg ist auch allgemein ein typisches und mehr als unschönes Beispiel dafür, wie miserabel bzw. nachrangig Radwege generell geplant und dann auch gebaut werden. Mitte der „Nullerjahre“ wurde die L 600 (als westliche Umgehung von Pirmasens und Autobahnzubringer für den Südteil der Stadt) für den Verkehr freigegeben. Durch diese vollkommen neue Straße entstand an der (damaligen) L 482 (heute K 6) die Notwendigkeit, eine Anschlussstelle mit Überführung zu bauen. So wurde die alte Landstraße zwischen Winzeln und Pirmasens etwas „höhergelegt“, damit die L 600 unter dieser hindurchführen konnte. Vorher verlief die Fahrbahn den natürlichen Gegebenheiten entsprechend durch eine weitläufige Senke. Heute flacht sie dagegen plötzlich ab und führt an der Brücke über die L 600 gar über einen kleinen Buckel. Der Verlauf des Geh- und Radweges links lässt den Verlauf der ehemaligen Trasse noch ein wenig erahnen; siehe obiges Beitragsbild.

Nun hätte ja eigentlich grundsätzlich nichts dagegen gesprochen, dass wenn man schon eine Menge Erdreich bewegt, um die Fahrbahn auf ein höheres und gleichmäßigeres Niveau zu bekommen, man den zu dieser Zeit neu angelegten Geh- und Radweg ebenfalls auf dieser Ebene führt. Tja, „Wozu…?“ wird man sich gedacht haben; es ist doch logisch, dass man Fußgänger und Radfahrer, die sich durch eigene Kraft fortbewegen, jede Geländeerhebung mitnehmen lässt, während der KFZ-Fahrer eine grade und ebene Fahrbahn gebaut bekommt!

Into Darkness

Die Situation an dieser Straße hat sich grade für Fußgänger generell enorm verschlechtert – denn der links erkennbare (schmale) Bürgersteig (ein Überbleibsel aus der Zeit vor dem Umbau) war all die Jahre zuvor einfach nur ein Gehweg. Man wurde von Radfahrern nur „belästigt“, wenn jene diesen Gehweg rechtswidrig befuhren. Wichtiger jedoch: Jener Weg war durchgehend beleuchtet, wie man an den alten Laternenmasten im Vordergrund als auch ganz hinten an der Kuppe noch erkennen kann! Und das machte auch insgesamt einen wesentlich freundlicheren Eindruck als die gegenwärtige Schwärze.

Doch durch den Umbau der Straße inkl. Neubau eines nun gemeinsamen Geh- und Radwegestummels (Länge nur etwa 600 Meter; ein weiteres beispielhaftes Dokument zusammenhangsloser und undurchdachter „Stückwerk-Verkehrsplanung“…) entschied die Stadtverwaltung, die Straßenbeleuchtung auf dem Umbauabschnitt einfach ersatzlos abzureißen! Wer heute in den Abendstunden als Fußgänger oder Radfahrer von Pirmasens Richtung Winzeln will, muss auf den etwa 450 Metern zwischen den (noch) beleuchteten (alten) Abschnitten durch die stockfinstere Nacht wandeln oder fahren! Obwohl Winzeln ein Stadtteil von Pirmasens ist.

Geblendet von Unschönheit

Da diese Route von mir fast täglich befahren wird (natürlich auch in der dunklen Jahreszeit), habe ich in all den Jahren mehrere heikle Situationen mit Fußgängern erlebt, die vor allem aufgrund dunkler Bekleidung trotz meiner mehr als guten Fahrradbeleuchtung nur schwer zu erkennen waren. Hin und wieder tauchte im Dunkel dann auch mal ein an einer langen Leine geführter Hund auf. Oder der Fußgänger machte irgendwelche plötzlichen, irrationalen Bewegungen, weil er z. B. vom Schattenwurf meines Lichts irgendwie „erschreckt“ wurde. Besonders übel waren jedoch radelnde „Geisterfahrer“ (dieser Weg ist erst seit März 2017 in Richtung Pirmasens für Radfahrer freigegeben) ohne Licht und Reflektoren; mit zwei Idioten dieser Sorte wäre ich dort beinahe jeweils kollidiert! Was Fußgänger mit derartigen Dünnbrettbohrern schon erlebt haben, kann ich mir daher auch gut vorstellen.

Erschwerend kommt dort hinzu, dass die Sicht auf Fußgänger noch dadurch erschwert wird, da man vom ja eine Etage höher fahrenden motorisierten Verkehr an mehreren Stellen vom naturgemäß hauptsächlich nach unten  strahlenden Licht der Scheinwerfer geblendet wird – und man dann kurz mal eben in einem regelrechten Blindflug 😎 unterwegs ist! Das gilt natürlich auch für Fußgänger.

Auf all diese Missstände habe ich die Stadtverwaltung nun schon mehrfach hingewiesen und deshalb dafür plädiert, die Straßenbeleuchtung wiederherzustellen, damit Fußgänger und Radfahrer dort wieder etwas sicherer unterwegs sind! Wenn man jene denn schon per Zeichen 240 StVO auf gemeinsame Wege zwingt, sollte grade die Sicherheit der Fußgänger an vorderster Stelle stehen; besonders auch im Hinblick darauf, dass nicht jeder Radfahrer sich um eine gute Beleuchtungsanlage am Rad kümmert! Ebenfalls gehört ein Blendschutz unter die Leitplanke bzw. an den Fahrbahnrand. Denn besonders jene Radfahrer, die diesen Weg nun auch freiwillig in Richtung Pirmasens befahren, werden vom (nach links unten justierten) Abblendlicht des Gegenverkehrs auf der Fahrbahn noch stärker geblendet! Und allgemein: eine Benutzungspflicht eines Radwegs, welcher aufgrund der schlechten Sicht gar gefährlicher ist als die Fahrbahn, ist auch weiterhin klar rechtswidrig!

„Mitfühlende“ Verwaltung

Nun könnte man im Rahmen gesunden Menschenverstandes annehmen, dass die Stadtverwaltung ja in erster Linie mit den schwächeren Verkehrsteilnehmern mitfühlen müsste. Und bei einer Prüfung einer möglichen Wiederherstellung einer die Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern fördernden Straßenbeleuchtung es in erster Linie auf die Perspektive jener ankäme… Tja, nicht so bei der Stadtverwaltung von Pirmasens! 😕

Mir wurde kürzlich von einem Stadtratsmitglied Einblick in eine (ältere) Stellungnahme des Tiefbauamtes gewährt (an der man wohl weiter festhalten wird). Offenbar wurde vor wenigen Jahren schon einmal von anderer Seite angeregt, dort die Straßenbeleuchtung wiederherzustellen. Das erschreckende an diesem Dokument ist, dass die Belange von Radfahrern und Fußgängern absolut keinerlei Rolle spielen! Nicht einmal in einem Nebensatz wird in irgendeiner Form auf die Interessen und Nöte jener Verkehrsteilnehmer eingegangen! Das gesamte Dokument besteht nur aus Verweisen auf angeblich „zu hohe Kosten“ (1000 bis 4000 Euro im Jahr für Strom und Wartung), eine fehlende gesetzliche Pflicht und mehreren „Argumenten“ im Hinblick auf die vermeintlichen Gefahren(!), die durch eine solche Beleuchtung enstehen könnten – und zwar: für den Autofahrer! 😯

So wird verdeutlicht, dass die paar Straßenlaternen, die den Kahlschlag überhaupt überlebt haben, auch nur wegen des KFZ-Verkehrs leuchten – denn am Ortseingang müsse dem Autofahrer ein sanfter, adaptiver Übergang zur Beleuchtung innerorts ermöglicht werden!

Der Radweg hingegen dürfe daher nicht beleuchtet werden, da der Autofahrer von der Straßenbeleuchtung „in erheblichem Maße“ geblendet werden würde; es wird sogar ausdrücklich auf die oben monierte „Senke“ verwiesen, wonach sich die Beleuchtung dann auf Augenhöhe des KFZ-Verkehrs befände…!

Es wird dann schon fast realsatirisch, als die „Gefahren“ beschworen werden, die der vom „hell erleuchteten“ Radweg „geblendete“ Autofahrer zu ertragen hätte; so würde er nun Hindernisse (welche sollten das sein?) auf der Fahrbahn nur erschwert wahrnehmen. Doch nicht genug; es wird sogar behauptet, dass Autofahrer sich bei schlechten Sichtverhältnissen blindlings an der Fahrbahnbeleuchtung orientieren, dieser folgen und dann von der Straße abkämen! 🙄

Wahnsinn! Es ist seit Jahren so, dass dort die schwächeren Verkehrsteilnehmer wegen der baulichen und planerischen Inkompetenz in dunkelster Nacht (als Radfahrer oder Fußgänger braucht es etwa keine „Adaption“?) vom KFZ-Verkehr geblendet werden. 😎 Aber das zuständige Tiefbauamt macht sich nur Sorgen darüber, dass ein paar optimal aufgestellte LED-Leuchten den Autofahrer blenden könnten…! 🙄 Mal davon abgesehen, dass diese Straße zuvor jahrelang beleuchtet war – ohne, dass unzählige Autofahrer von der Fahrbahn abgekommen wären! :mrgreen:

Etwas weiter südlich stellt man übrigens grade in der Blocksbergstraße (zw. den Straßen „An der Steinmauer“ und „Im Gehörnerwald“ eine neue Straße zur Erweiterung des Industriegebietes fertig. Jene wird dann natürlich auch mit moderner Straßenbeleuchtung illuminiert – obwohl dort so gut wie niemand rumlaufen oder fahren wird; soviel zum Thema Kosten…!

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