Ich bin durch mit dem ADFC

B-10-Radwege im Winter

Dass ich vor allem auf bundespolitischer Ebene kein Freund des ADFC bin, ist aufgrund meiner Ablehnung von straßenbegleitenden und benutzungspflichtigen „Radwegen“ quasi selbstverständlich. Für mich wäre ein Beitritt nie infrage gekommen, insbesondere nicht nach der Reaktion auf die StVO-Novelle 2016, als die Wegelchen außerorts aus dem Regelungsgehalt des § 45 (9) StVO einfach herausgenommen wurden – und der Bundes-ADFC dies auch noch beklatschte. Leider stinkt der Fisch nicht nur vom Kopf her, denn auch viele Kreisverbände sind radverkehrspolitisch zu nichts, aber vor allem: zu nichts Gutem zu gebrauchen.

Der Tropfen, der bei mir nun auch das Fass auf der regionalen Ebene zum Überlaufen brachte, ist die Tatsache, dass ich vermehrt zu beobachten glaube, dass der ADFC vor allem in Sachen B 10 nun sein „eigenes Ding“ durchziehen möchte. Ich hatte die Kreisverbände Landau / Südliche Weinstraße, Germersheim und Kaiserslautern nämlich gebeten, eine von mir in Arbeit befindliche „finale“ Fachaufsichtsbeschwerde an das BMVI zu „unterzeichnen“ – mittels eines Schreibens. Von einem der drei Kreisverbände erhielt ich dann eine Antwort, aus der hervorging, dass man sich eher schwer damit tue, jene in dieser Form zu unterstützen – und man eher überlege, eine eigene „Beschwerde“ einzureichen. Scheinbar fand man, dass nicht alle meine Argumente „radverkehrsrelevant“ seien – und man es sich mit den Adressaten wohl auch nicht unnötig verscherzen möchte. Zuvor konnte ich schon durch Andeutungen erkennen, dass aufbauend auf meinen Recherchen und Aktivitäten wohl auch parallel „eigene“ Anfragen von Seiten des ADFC laufen würden. Ohne Verweis auf meine „Basisarbeit“. Und so etwas bezeichne ich als Trittbrettfahrerei!

ADFC Rheinland-Pfalz

Ich kritisiere ja in meinen regelmäßigen Beiträgen zum Thema B 10 ständig, dass mir von Seiten des ADFC bislang keine aktive Unterstützung zuteil wurde. Im Gegenteil, so war sich der Landes-ADFC im Januar 2018 nicht zu Schade, in einem Rheinpfalz-Artikel quasi als Kronzeuge für die Verwaltungsmeinung herzuhalten. Bis heute hielt man es nicht nötig, überhaupt Kontakt mit mir aufzunehmen. Dies nehme ich spätestens auch seit dem Rheinland-Pfalz-Tag in Annweiler (Ende Juni) persönlich, weil ich mich dort mit einem der Landesvorstände unterhielt. Mir wurde versprochen, dass man sich per e-mail bei mir melde. Darauf warte ich bis heute.

ADFC Pirmasens / Südwestpfalz

Meine positiven Erfahrungen mit den örtlich tätigen ADFC-Kreisverbänden muss ich sowieso angestrengt mit der Lupe suchen. Als mein radverkehrspolitisches Engagement vor etwa 5 Jahren so ganz langsam zu reifen begann, bekam ich vom ADFC Pirmasens / Südwestpfalz zum Thema Radfahrverbote in Stadtparks oder dem Benutzungsverbot des McDrive gar keine – oder wenn, dann nicht zufriedenstellende Antworten. Nach einer später geübten (sachlichen) Kritik an den abenteuerlichen (vom ADFC unterstützten) „Schutzstreifen“ in der Stadt erhielt ich dann gar keine Reaktionen mehr. Dies hält bis heute an.

ADFC Landau / Südliche Weinstraße

Über den Umweg des Pannenflickens und meiner kurzen Mitgliedschaft bei der Initiative Cycleride lernte ich dann eines der Mitglieder des ADFC Landau / Südliche Weinstraße kennen. Jener begleitete mich dann netterweise auch zum Termin bei der Landrätin vergangenen Oktober. Aber auch hier musste ich leider feststellen, dass dieser meinen Blog überhaupt nicht verfolgt – und daher viele Argumente nicht kannte (was sich die KV natürlich zunutze machte). Leider bestand auch in der Folgezeit nur sehr selten ein Interesse, sich persönlich mit mir zu treffen – und e-mails blieben ebenfalls über Monate unbeantwortet.

ADFC Kaiserslautern

Kommen wir noch kurz zum Kreisverband Kaiserslautern. Auch hier hielt es der (kürzlich neugewählte) Vorstands-Vorsitzende noch lange Zeit vor seiner Amtsübernahme nicht für nötig, sich mal persönlich mit mir zu treffen. Mein Blog wird auch nur recht selten besucht. Der ADFC KL hat es auch unter seiner Vorstandschaft bis heute nicht fertiggebracht, sich gegenüber der Kreisverwaltung Südwestpfalz endlich von der Stellungnahme eines berüchtigten Mitglieds zu distanzieren. Jenes Mitglied hatte sich dafür ausgesprochen, dass die B 10 weiterhin für Radfahrer gesperrt bleibt. Bei der Verkehrsschau in Hinterweidenthal fiel man mir auch in den Rücken. Als Belohnung dafür wird dieser aber von eben jener Kreisverwaltung (im Gegensatz zu mir) mit Informationen versorgt und zu Verkehrsschauen eingeladen. Auch was Einwände gegen teils absurde Radwegbenutzungspflichten im Kreis und in der Stadt Kaiserslautern betrifft, erhielt ich bislang Null Unterstützung.

ADFC Homburg

Auch erwähnt sei noch die kurze, aber beispielhafte „Kommunikation“ mit dem relativ jungen ADFC Homburg. Hier erhielt ich auf meine Kritik an den abenteuerlichen Wegelchen im Stadtgebiet (die der dortige ADFC aber wohl beibehalten will oder nicht für problematisch erachtet) über eine längere Zeit keine Antwort mehr. Als ich dies dann kritisierte, reagierte man eingeschnappt.

Radverkehrspolitik?

Ganz allgemein besteht wohl vor allem auf den Kreisebenen die Angst oder Sorge, wenn man sich der Obrigkeit gegenüber nicht brav und devot genug verhält, man nicht mehr (anlässlich eher symbolischer Veranstaltungen) mit am Katzentisch sitzen dürfe? Außerdem besteht offenbar auch eine unterschiedliche Wahrnehmung, was die Begriffe „Politik“ und „Recht“ betrifft.

So wurde mir u. a. auch geschrieben, dass mein Weg angeblich ein „juristischer“ bzw. „verwaltungsrechtlicher“, der des ADFC jedoch ein „politischer“ sei. Verzeihung, aber das ist absoluter Nonsens. Ich betreibe hier einen radverkehrspolitischen Blog. Mein gesamter Kampf ist politischer Natur – und in diesem Kampf nutze ich die „Waffen“, die mir das Recht verleiht. Leider – und das ist ebenfalls ein Anzeichen für die Mängel unseres sogenannten „Rechtsstaates“ kann ich es mir aus finanziellen Gründen nicht leisten, die Gerichtsbarkeit in Anspruch zu nehmen. Und dies ist der wesentliche Grund, warum ich eben andere „Umwege“ beschreiten muss, die man auf den ersten Blick eher als „politisch“ missverstehen könnte.

Der ADFC hingegen möchte sich lieber „unbewaffnet“ in die Schlacht stürzen. Und meint, wenn er nur lange genug bei oftmals sachlich gar nicht zuständigen politischen Vertretern und Parteien bettelt, er dann irgendwann das bekäme, was er sich wünsche. In Sachen Radwege ist das (zu meinem Bedauern) nicht einmal falsch. Was ich aber gar nicht nachvollziehen kann, ist, wie man sich selbst angesichts einer Ungeheuerlichkeit wie der Horstbrückensperrung in Landau von Seiten des ADFC derart devot verhalten kann? Es gab hier sogar mal eine Critical Mass – aber anstatt auf diesen verkehrspolitischen Skandal aufmerksam zu machen, indem die Leute ihre Räder symbolisch über die Fahrbahn schieben – machte man um die Brücke einfach einen weiten Bogen. Auch Rechtsschritte wollte man nicht einleiten oder wenigstens eine offizielle Protestnote verfassen. Na, dann wird man dort auch in Zukunft mit derart radverkehrsfeindlichen Sperrungen konfrontiert werden. Dass es dort noch unzählige, bebläute und gefährliche 70er-Jahre-Wegelchen gibt, ist ja ebenfalls ein Zeugnis darüber, wie „engagiert“ der ADFC in dieser Region zu sein scheint.

Andererseits sprechen meine Erfolge denke ich für mich – und meinen Weg. Es mag im Einzelfall (noch) viel zu lange dauern – letzten Endes behalte ich Recht damit, dass Verwaltungen letztlich nur eins interessiert und beeindruckt: eine rechtlich stichhaltige Argumentation. Und eine entsprechende Hartnäckigkeit. Die einzigen, wenigen ADFC-Kreisverbände, vor denen ich noch Respekt habe, sind jene wie z. B. im Kreis Diepholz.

Aber auch angesichts dieser wenigen Ausnahmefälle kann ich im ADFC generell einfach keine Interessenvertretung „ernsthafter“ Radfahrer sehen. Sondern nur einen Verein, der überwiegend aus (hauptsächlich Auto fahrenden) Mitgliedern besteht, die das Fahrrad in erster Linie als Spielzeug für die Freizeit betrachten. Es bräuchte zu diesem „Fahrradclub“ endlich eine organisierte und ernsthafte Alternative…!

Ich habe nun jedenfalls lange genug Geduld bewiesen. Das Thema ADFC ist für mich persönlich abgehakt; auf Bundes-, Landes- und Kreisebene. Vor allem wegen eines dann doch auch sehr unverschämten Verweises auf die „Eigentumsrechte“ den „Eigentumsanspruch“ an den Inhalten der von mir bewirkten Kleinen Anfrage zum Thema Radwege an Bundesstraßen. Ja – das ist wahrlich mein „Problem“: dass ich mein Wissen freigiebig mittels meines Blogs mit allen teile; sogar mit denen, die es nicht verdient haben. Dann soll sich der Fahrradclub halt von mir aus weiter davor scheuen, mich solidarisch zu unterstützen. Und lieber im Verborgenen sein „eigenes“ Ding machen – um sich anschließend mit fremden Federn zu schmücken.


Siehe auch

Der ADFC und die Schotterpiste

2 Gedanken zu „Ich bin durch mit dem ADFC“

  1. Ich hatte damals einen Widerspruch gegen offensichtlich unzulässiges Blau an den ADFC Bad Zwischenahn geschickt mit der Frage nach Unterstützung. „Widersprüche sind ja sowieso ideologisch begründet.“
    Die Aktivitäten des ADFC lassen erkennen, daß es ihnen ausschließlich um die Steigerung der Mitgliederzahl geht. Tatsächlich akzeptiert er jeden Wegelchen-Zustand, kaum einer der Vereine hat was dagegen, hatte mal 2/3 der Webseiten durchgesehen.

    Kleiner Hinweis: Scheinbar != Anscheinend.

    1. Die wenigen Kreisverbände hier sind rein touristisch orientiert. Deshalb sind sie bei der Verwaltung auch als Feigenblätter unheimlich beliebt. Dann gibt sich eben auch einer als Kronzeuge her, die B 10 weiterhin für Radfahrer gesperrt zu lassen. Als ich neulich in Ixheim war, hieß es übrigens wieder, wenn ich zu Verkehrsschauen oder anderen Veranstaltungen möchte, ich doch in den ADFC eintreten solle.

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