Aus dem Polizeibericht (Teil 74)

Das Polizeipräsidium Westpfalz berät Fußgänger und Radfahrer zu den neuesten Fashion-Trends aus der Welt der leuchtfarbenfrohen Haute Couture. In Bad Dürkheim wird auf einem Getrennter Geh- und Radweg in einer T-30-Zone(!) eine 17-jährige von einer Abbiegerin angefahren. Eine Gehwegradlerin kollidiert in Landau mit einem Artgenossen. In Zweibrücken stürzt ein 80-jähriger wegen eines Reifenplatzers. Einem 28-jährigen Dunkelradler wird in Kaiserslautern die Vorfahrt genommen.

Wie man nicht „übersehen“ wird?

Pressemeldung des PP Westpfalz vom 13. Dezember 2019:

Ein 28-Jähriger radelte am Mittwochabend mit seinem Fahrrad durch die Trippstadter Straße in Richtung Bahnhof. Der Mann war ohne Beleuchtung unterwegs und schon war es passiert: Aus der Gerhart-Hauptmann-Straße bog eine Autofahrerin ab und übersah den Radfahrer. Es kam zum Zusammenstoß und der Mann musste leichtverletzt ins Krankenhaus.

Als wenn Autofahrer Radfahrer tagsüber nicht „übersehen“ würden… Siehe hierzu auch die Meldung ganz unten.

Kein Einzelfall, denn in jüngster Zeit stieg die Anzahl von verletzten Fahrradfahrern und Fußgängern, die in Verkehrsunfälle verwickelt waren.

Glück im Unglück hatte zum Beispiel auch eine 27-Jährige in Zweibrücken. Die Fußgängerin überquerte bei Grünlicht eine Ampel, wurde jedoch von einem Autofahrer übersehen und erfasst. Die Folge waren Verletzungen an der Hüfte und am Bein.

Soso. „Übersehen“. Kann ja mal vorkommen. Die Fußgängerin ist doch auch selber Schuld, oder…!? Warum läuft die da einfach bei Grün im Dunkeln ohne Wahnweste über eine Kreuzung…!?

Zurückzuführen ist das unter anderem auf die „dunkle Jahreszeit“. Denn an Herbst- und Wintertagen wird es früher dunkel, das Unfallrisiko für Fußgänger und Fahrradfahrer steigt also.

Und wer verursacht noch einmal dieses Risiko? Wäre es nicht besser, denjenigen zu sensibilisieren?!

Die Statistik zeigt, seit dem 1. Oktober 2019 wurden 33 Fußgänger präsidialweit bei Unfällen verletzt. Zehn davon ereigneten sich entweder früh am Morgen oder abends. Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt 25 Radfahrer verletzt, fünf bei Dunkelheit.

Und wer war jeweils Schuld an den Unfällen? Wie oft spielte mangelndes Lametta eine Rolle?

Beleuchtung und Bekleidung kann Leben retten

Zu den Unfällen kommt es häufig, weil die Personen schlichtweg übersehen werden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass man im Straßenverkehr auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut sichtbar ist.

Während sich Fahrradfahrer um die richtige Beleuchtung kümmern müssen, können Fußgänger das Unfallrisiko minimieren, indem sie beispielsweise auf die richtige Bekleidung zurückgreifen. Helle Farben sowie Reflektoren an den Klamotten helfen dabei, besser wahrgenommen zu werden. Auch Leucht- oder Warnwesten sind aktuell im Trend bei umsichtigen Radlern und Fußgängern.

Auf den Laufsteg in Paris werden es die LED-Stirnlampen wohl auch nicht schaffen, doch im Alltag erweisen sich die kleinen Leuchten als wahre Helferlein. Sie verbrauchen wenig Strom, machen hell und passen in jede Tasche. Doch aufgepasst, die Leuchten sollten immer so eingestellt sein, dass andere Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden.

Auch Autofahrer müssen aufpassen

Die Polizei appelliert aber auch an alle Autofahrer. Seien sie aufmerksam und besonders im Stadtverkehr stets bremsbereit. Nur durch eine sachgemäße Beleuchtung, die richtige Bekleidung und ein umsichtiges Verhalten aller Verkehrsteilnehmer, kann das Unfallrisiko erheblich minimiert werden!

An die, die die meisten Fußgänger und Radfahrer in die Krankenhäuser befördern, wird zurückhaltend „appelliert“ – während man an der südlichen Weinstraße seit Wochen im Lametta-Wahn Radfahrer kontrolliert und zum Schieben verdonnert. Insbesondere Fußgänger fordert man auch mehr oder weniger auf, sich doch gefälligst eine Reflektorburka anzuziehen. Wie wäre es stattdessen mal mit einem klaren und unmissverständlichen Verweis auf das in den Sätzen 1 und 2 des § 3 (1) StVO verankerten Sichtfahrgebots?

Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird. Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen.

Das würde einen nach Feierabend ja selber betreffen. Also betreibt man lieber vorausschauendes victim-blaming.

Lesetipp

Zum Thema „Warnwesten oder Westenwahn?“ möchte ich bei der Gelegenheit auch sehr gerne auf einen wie immer sehr informativen Artikel im Blog von Thomas Schlüter hinweisen.

Auf „Radweg“ in T-30-Zone angefahren

Pressemeldung der PD Neustadt (Weinstraße) vom 13. Dezember 2019:

Bad Dürkheim (ots). Am 13.12.19, gegen 07:50 Uhr, befuhr eine 17-jährige Jugendliche mit ihrem Rad den neben der Salinenstraße parallel verlaufenden Radweg und wollte die Dr.-Kaufmann-Straße an der Einmündung der Dr.-Kaufmann-Straße in die Salinenstraße auf dem Radweg überqueren. Eine 19-jährige Hyundai – Fahrerin, die ebenfalls die Salinenstraße in Richtung Dr. Kaufmann-Straße befuhr, sah die bevorrechtigte Jugendliche zu spät und stieß mit dieser zusammen. Hierbei wurde die Jugendliche leicht verletzt. Der bei dem Unfall entstandene Sachschaden beläuft sich auf ca. 1.250 Euro.

Ja was ist denn das hier? Nicht etwa schon wieder ein Getrennter Geh- und Radweg in einer Tempo-30-Zone? Hatte ich wegen so etwas nicht schon einmal die Bad Dürkheimer Stadtverwaltung darauf hinweisen müssen, dass das nicht geht? Da ist also allen ernstes an einer Rechts-vor-Links-Kreuzung eine rote Furt markiert! Und der Weg wohl in beide Richtungen benutzungspflichtig! Die Radfahrerin befuhr den Weg wohl linksseitig – und wurde bei der Überquerung trotz der Furt von der linksabbiegenden Autofahrerin angefahren. Wie passend, dass genau dort das evangelische Krankenhaus liegt…

Folgebeitrag

Tempo-30-Zonen-Radwege in Bad Dürkheim

Gehwegradler-Kollision in Landau

Pressemeldung der PD Landau vom 12. Dezember 2019:

Landau (ots). Bei einem Verkehrsunfall am 11.12.19, gegen 13.45 Uhr an der Kreuzung Fortstraße/Nordring, zwischen einer Radfahrerin und einem Radfahrer, wurde eine 23-jährige Radfahrerin verletzt. Die 23-jährige befuhr den Gehweg der Fortstraße in südlicher Richtung, während der unbekannte Radfahrer vom Nordring her auf dem Gehweg entgegenkam. Sie kollidierten und kamen zu Fall. Sie verständigten sich zunächst darauf, dass nichts passiert sei und jeder fuhr seines Weges. 300m weiter bemerkte die 23-jährige eine unfallbedingte, blutende Wunde. Diese wurde zunächst vom Rettungsdienst vor Ort versorgt und die 23-jährige dann in ein Krankenhaus transportiert. Vom Unfallgegner ist weiteres nichts bekannt. Der Unfallbeteiligte bzw. Zeugen des Unfalles werden gebeten, sich unter Tel. Nr. 06341/2870 oder per Email pilandau@polizei.rlp.de bei der Polizei Landau zu melden.

Dazu gab es tags zuvor eine weitere, inhaltlich fast identische Pressemeldung:

Landau,11.12.2019 13:45 Uhr (ots). Am heutigen Nachmittag ereignete sich ein Verkehrsunfall zwischen zwei Radfahrern in der Forststraße in Landau. Beide Radfahrer befuhren unberechtigt den Bürgersteig. Aufgrund eines geparkten Lieferfahrzeugs sahen sich der unbekannte Radfahrer und die 23-jährige Radfahrerin aus Landau zu spät und kollidierten. Nach einer kurzen Rücksprache setzte jeder einvernehmlich seinen Weg fort. Etwa 300 Meter später bemerkte die 23- jährige Radfahrerin, dass sie an den Fingern blutete, woraufhin ihr Kreislauf kollabierte. Durch Kommilitonen wurde der Rettungsdienst und durch diesen die Polizei verständigt. Die 23-jährige wurde zur weiteren medizinischen Behandlung in ein Landauer Krankenhaus eingeliefert. Zur vollständigen Unfallaufnahme bittet die Polizei Landau den unbekannten Radfahrer sich auf hiesiger Dienststelle zu melden.

Hinweise nimmt die Polizei Landau unter der Telefonnummer 06341 2870 oder per E-Mail unter pilandau@polizei.rlp.de entgegen.

Wenn ich jetzt fies wäre, würde ich sagen, dass sich da die beiden Richtigen getroffen haben – ein „Dank“ hierfür gebührt natürlich auch dem die beiden zusammengeführt habenden Falschparker. Die Kreuzung via google Maps. Leider geht aus der Meldung nicht hervor, an welchem Eck die beiden sich trafen. Laut mapillary wurde der wohl ehemals benutzungspflichtige Pflaster-Hochbordweg des Nordrings in Gehweg Radverkehr frei umbeschildert. Auch in der Gegenrichtung. Man sehe und staune! Der Gehwegradler wäre dann aber offenkundig immer noch zu schnell unterwegs gewesen. Auf der Fahrbahn wären sich die beiden ziemlich sicher nie in die Quere gekommen.

Sturz wegen Reifenplatzer

Pressemeldung der PD Pirmasens vom 12. Dezember 2019:

Zweibrücken (ots). Am 11.12.2019 gegen 18:20 Uhr stürzte ein 80-jähriger Mountainbikefahrer in der Gestütsallee und verletzte sich dabei an der Hüfte und am Ellenbogen. Er schleppte sich trotz starker Schmerzen ins 400 Meter entfernte Hallenbad, von wo aus Rettungsdienst und Polizei verständigt wurden. Das Fahrrad des Gestürzten wurde sichergestellt und wird im Hinblick auf einen möglichen technischen Defekt untersucht, da der Mann angegeben hatte, dass während der Fahrt bei einer Fahrgeschwindigkeit von über 20 km/h plötzlich der Vorderreifen geplatzt sei.

Die Gestütallee dürfte die Zweibrücker Stadtverwaltung meiner Ansicht nach gerne zur 1. Zweibrücker Fahrradstraße machen. Aber was weiß denn ich schon? Man beachte hingegen z. B. diese in Sachen HBR typische Beschilderung bei mapillary. Hoffentlich kriegt er (falls der Unfall in diesem Teil der Straße geschah) keine Knolle wegen Missachtung des Verbot für Fahrzeuge aller Art. 😉

Dunkelradler Vorfahrt genommen

Pressemeldung des PP Westpfalz vom 12. Dezember 2019:

Kaiserslautern (ots). Bei einem Verkehrsunfall in Kaiserslautern verletzte sich am Mittwochabend ein 28-jähriger Fahrradfahrer leicht und musste ins Krankenhaus. Der Mann befuhr die Trippstadter Straße von dem Universitätsgelände kommend in Richtung Bahnhof. Aus der Gerhart-Hauptmann-Straße bog eine 32-Jährige mit ihrem Auto in die Trippstadter Straße ein. Hierbei missachtete sie die Vorfahrtsregelung, übersah den Radfahrer und es kam zum Zusammenstoß. Der 28-Jährige war mit einem unbeleuchteten Rad unterwegs. Rettungssanitäter versorgten den Mann und brachten in anschließend zur Kontrolle in eine Klinik. |slc

Diese Meldung löste den bereits weiter oben kommentierten „Ratgeber“ aus. Die Frau missachtete also seine Vorfahrt. Und ja, ohne Licht radeln ist doof. Aber es ist ja nicht so, das die Trippstadter Straße völlig unbeleuchtet wäre. Vermutlich war der Radfahrer auch noch auf dem „Radweg-Relikt“ unterwegs, was den Unfall sicherlich zusätzlich begünstigt hat. Genau an der Ecke gab es übrigens vor einiger Zeit einen glücklicherweise noch glimpflich ausgegangenen Unfall einer Frau, die mit einem Kinderanhänger unterwegs war. Als die Mutter „übersehen“ wurde, war aber angeblich die „tiefstehende Sonne“ Schuld… Einen Radfahrer-Roller-Unfall gab es dort auch schon.

4 Gedanken zu „Aus dem Polizeibericht (Teil 74)“

  1. Zu Landau:
    Mir war gar nicht bewusst, dass es hier einen Gehweg gibt. Ich kenne da nur die Längsparkplätze und die Fortstraße als Einbahnstraße Richtung Nord. Aber hatte ich schon erwähnt, dass ich Landau möglichst meide? 😉
    Zu Zweibrücken:
    Gestütsallee zur Fahrradstraße? Bloß nicht. Das ist DIE Flaniermeile in ZW, Unmengen Fußgänger, Kinderwagen, …
    Und in den Bäumen nisten Krähen, da fallen Äste auf den Weg und Schlimmeres. So, dass die Stadt hier Warnhinweise aufgestellt hat. Ich fahre hier nicht mehr, zumal der geschilderte HBR-Weg in eine Schotterpiste übergeht.

    1. In Sachen Landau-Vermeidung bist du nicht der einzige. 😉

      Ja, in der Gestütallee kommt man sich durchaus auch mal vor wie in einem Hitchcock-Film. Für Fußgänger gibt es dort ja auch ausreichend breite Gehwege. Und das, was noch nicht asphaltiert ist, könnte man ja asphaltieren. Dort sind auf jeden Fall immer recht viele Radfahrer unterwegs.

  2. Zu Kaiserslautern: Ich wohne da direkt und habe den Krankenwagen noch gesehen. Man muss sagen, dass an der Stelle wirklich viele Leute ohne Licht fahren und gerne auch mal auf der falschen Seite oder über den Gehweg als Gehweggeisterradler. Ist auch für mich als Fußgänger auf dem Gehweg sehr unangenehm. Natürlich muss man als Autofahrer trotzdem gucken, wenn ich mit dem Auto diese Straße fahre muss man Abends und im Dunkeln und bei Regen (wie an dem Tag) aber extrem aufpassen, ohne Licht sind Fahrradfahrer an der Stelle im Auto fast unsichtbar. Gerade für Autofahrer die diese Stelle nicht kennen kann das schon sehr schwierig sein.

    1. Ich komme da nicht so oft vorbei – aber dort geht es vor allem auch wegen der vielen Studierenden auch wirklich immer ziemlich chaotisch zu. Und natürlich verhalten sich auch viele Radfahrer wie die letzten Idioten; siehe z. B. auch den verlinkten Unfall mit dem Motorroller und dem abhauenden Radfahrer. Aber: Die Missachtung von Regeln mit dem Auto ist halt in aller Regel wesentlich folgenschwerer, als zu Fuß oder mit dem Rad. Typische Aufnahme: Radfahrer kündigt brav das Linksabbiegen an – und wird trotzdem überholt.

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