Alternativrouten zur B 50 im Hunsrück

Die kleine Serie zur Verbannung des Radverkehrs entlang der B 50 findet mit diesem Beitrag ihr vorläufiges Ende. Im ersten Teil ging es um einen 14 Jahre andauernden juristischen Kampf eines Landwirts gegen die Ausweisung zweier Abschnitte der B 50 bei Simmern als Kraftfahrstraße. Der zweite Teil befasste sich mit den Planungen zur Verkraftfahrstraßierung eines weiteren Abschnitts der Hunsrückhöhenstraße bei Hochscheid. Im dritten Teil schauen wir uns den Rest der Strecke an – und auf welche Wege und Straßen der Radverkehr hier verwiesen wird. Soweit mir dies mangels genauerer Ortskenntnisse und lückenhafter mapillary-Aufnahmen möglich ist. Wer auf einer längeren Tour oder auch Reise durch den Hunsrück mit dem Renn- oder Trekkingrad der B 50 folgen will, benötigt auf jeden Fall viel Zeit für die Routenplanung und ein sehr gutes Orientierungsvermögen. Oder alternativ: ein gutes Navi.

Büchenbeuren – Kirchberg

Beginnen wir (siehe das Beitragsbild) die Reise von West nach Ost bei Büchenbeuren, wo Radfahrende an dieser Stelle die Hunrückhöhenstraße nach rechts zur K 74 verlassen müssen. Das wird einem übrigens vorher überhaupt nicht angekündigt; bspw. durch ein Vorwegweiser Radv. rechts oder ein Kraftfahrstraße auf dem Tafelwegweiser. Man braucht also gute Augen, um die Kraftfahrstraße frühzeitig zu erkennen und sich auf dem Abfahrt-Streifen einzuordnen.

Anschließend geht es über die K 74 durch Büchenbeuren und über die K 75 weiter in Richtung Sohren. In der Ortsmitte können wir dann überlegen, ob wir es wagen und die südliche der beim Radwanderland eingezeichneten beiden HBR-Routen über zwei parallel zur B 50 verlaufende Wirtschaftswege und ab Liederbach die K 3 nehmen – oder (gerade per Rennrad – oder jetzt im Winter) lieber auf der sicheren Seite – und somit auf dem klassifizierten Straßennetz bleiben. Das HBR-System garantiert einem schließlich ja noch nicht einmal Asphalt. Also geht es über die K 2 weiter nach Niedersohren. Hier könnten wir über die K 81 ebenfalls noch einmal in Richtung der HBR-Route abbiegen. Wintersicher ist aber nur die umständliche Route über die K 2 nach Dill, anschließend über die K 1 nach Dillendorf und über die K 3 nach Kircherg (bis zur Kreuzung mit der B 421).

Die Kreisstraßen-Route ist lt. google Maps 13,7 km lang (bei + 145 / – 192 Höhenmetern). Die HBR-Route über den südlichen Wirtschaftsweg, Liederbach und die K 3 weist eine Länge von 12,9 km (bei + 156 / – 203 hm) auf. Die Route über die B 50 wäre (ab Abfahrt Liederbach) 12,4 bzw. 13,2 km lang. Auf diesem Abschnitt halten sich die Umwege also zumindest einigermaßen in Grenzen. Was auch daran liegt, dass die B 50 nördlich von Kirchberg auf einer neuen Trasse gebaut wurde, um als Ortsumgehung zu dienen. Bis ins Jahre 1990 verlief die B 50 noch mitten durch Kirchberg über die heutige K 3.

Kirchberg – Simmern

Werfen wir einen Blick auf die zweite Karte. Die Vergleichsstrecke verläuft hier zwischen Kirchberg (B 421) und dem „Hotel Bergschlösschen“ in Simmern – wo sich östlich von Schmiedel die K 19 und der (blaue) Wirtschaftsweg treffen:

Hier ist das Ganze noch relativ simpel – wir folgen der K 3 in Richtung Osten und können dann im Bereich der B-50-Anschlussstelle wählen, ob wir die nördliche (über die L 228 und K 19 – Nickweiler, Nannhausen, Schmiedel) oder die südliche Route (über die K 3 nach Ohlweiler und einen Wirtschaftsweg) nehmen.

Die nördliche Route über das klassifizierte Straßennetz ist die Sicherere. Jene ist lt. google Maps 9,3 km lang (+ 45 / – 139 hm). Die südliche Route weist eine Länge von 9 km (+ 65 / – 160 hm) auf. Einen Vergleich mit der Strecke über die B 50 sparen wir uns an dieser Stelle – den heben wir uns für die Gesamtstrecke bis Rheinböllen auf. Nicht unwahrscheinlich, dass diese mapillary-Aufnahme des vor dem am Kreisel der K 18 abzweigenden Wirtschaftsweges stehenden Verkehrszeichens die Rückseite eines Verbot für Fahrzeuge aller Art zeigt. 😉

Simmern – Rheinböllen

Wie man auf der vorherigen Karte erkennt, wird es im Bereich Simmern nun richtig kompliziert, denn es bieten sich ab hier (mindestens) drei unterschiedliche Routen in Richtung Osten (z. B. Rheinböllen, Riesweiler und Argenthal) an. Blicken wir hierzu auf die letzte Karte:

Wollen wir in Richtung Rheinböllen, ist es wohl am klügsten und sichersten, erst einmal Abstand von der B 50 zu gewinnen und das ganze Elend auf der nördlichen Route zu umfahren. Dazu müssen wir erst einmal einen Weg durch Simmern finden; ausgeschildert ist wahrscheinlich nur die Route über die L 218 und die K 51 („Ziefer-Spange„). Mit etwas Orientierungskunst finden wir aber auch einen etwas kürzeren Weg über die Mühlengasse und Altweidelbacher Straße. Hinter dem Ortsausgang geht es dann über die K 52 durch die Orte Altweidelbach, Wahlbach und Mörschbach, ehe wir auf die L 223 treffen. Von hier ist es über die L 214 dann nicht mehr weit bis zum Ziel: dem Bahnhof Rheinböllen. Streckenlänge: 15,2 km (+ 191 / – 147 hm).

Die südliche Route (entlang der B 50) beinhaltet insgesamt drei längere Abschnitte über Wirtschaftswege und zwei durch Gewerbegebiete. Sie ist 16,3 km lang (+ 190 / – 146 hm).

Zwei größere Lücken

Wie man auf der letzten Karte erkennen kann, gibt es im Verlauf der B 50 zwei Lücken im klassifizierten Straßennetz: zuerst zwischen Riesweiler (L 162) und Argenthal (L 242) – und noch einmal zwischen Ellern (L 239) und Rheinböllen (L 214). Im Grunde könnte man auch noch den Abschnitt Argenthal – Ellern mit dazuzählen – denn die Route über die K 49, Schnorbach und die K 50 ist ja alles andere als geradlinig.

Riesweiler ist von Simmern aus direkt nur über die Gemeindestraßen durch die Gewerbegebiete entlang der B 50 erreichbar. Ebenfalls schwierig wird die direkte Fahrt von Riesweiler in Richtung Ellern – das geht eben nur über einen Wirtschaftsweg.

Von Ellern (vor allem auch über die L 239 aus dem Soonwald kommend) wiederum kommt man (als Radfahrer) nur über einen besonders absurden Umweg über die K 52 nach Mörschbach und die L 223 auf klassifizierten Straßen nach Rheinböllen. Einzige Alternative ist hier auch wieder nur ein Wirtschaftsweg und eine Gemeindestraße durch ein Gewerbegebiet.

Die südlich der B 50 gelegenen blauen und magentafarbenen Wege müssten meiner Ansicht nach ebenfalls mindestens als Kreisstraßen eingestuft sein.

Vergleich B 50 – Alternativrouten

Radfahrer haben zwischen dem Abzweig K 74 bei Büchenbeuren und dem Bahnhof bei Rheinböllen auf der klassifizierten Route insgesamt 39,1 km zurückzulegen. Dabei geht es 404 hm bergauf, 504 hm bergab. Auf der auch Wirtschaftswege beinhaltenden HBR-Route sind es 37,7 km (+ 400 / – 500 hm). Autofahrer haben auf der B 50 hingegen nur 34,1 km zurückzulegen.

Wesentlich wichtiger: Kfz-Nutzer folgen einfach einer kreuzungsfreien Vorfahrtstraße, streckenweise sogar ohne ein angeordnetes Tempolimit. Radfahrer hingegen müssen sich ihren Weg vor allem auf einer klassifizierten Alternativstrecke ganz allein zusammenreimen, denn eine Umleitung für den „Langsamverkehr“ wurde auch entlang der B 50 garantiert nirgends ausgeschildert. Entlang dieser Route habe ich (ohne Gewähr) auch immerhin 30 Kreuzungen mit anderen klassifizierten Straßen gezählt. Also wird man in etwa der Hälfte der Fälle irgendwo ein Vorfahrt gewähren, ein Stop-Schild oder auch die ein oder andere Ampel beachten müssen. Das kommt dann noch zur rund 15 % längeren Wegstrecke hinzu.

Für Alltagsradler ist gerade der Bereich westlich von Rheinböllen sicher auch im Winter eine absolute Zumutung, da auch dort garantiert keine Winterdienste auf den „Wirtschaftswegen“ geleistet werden.

Abschließend noch die Lizenzbedingungen von openstreetmap.de zu den verwendeten Kartenausschnitten.

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