Streckenreaktivierung im Schneckentempo

Zweibrücken Hbf im Winter

Es ist – mal wieder – über längere Zeit sehr still geworden um die Verlängerung der S 1 der S-Bahn RheinNeckar nach Zweibrücken. Wer die Thematik seit nunmehr über einem Jahrzehnt verfolgt, fragt sich sowieso, ob die Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken jemals gelingen wird. Im Forum von Saarlandbahnen.de diskutiert man bspw. schon seit 2006 über dieses Thema.

Saarbrücken hält von dem Projekt rein gar nichts; die gegenwärtig in Homburg endende S 1 wird im Grunde vollständig von den westpfälzischen Gebietskörperschaften finanziert – das nimmt man natürlich gerne mit. Da wir uns ja aber bekanntermaßen im neoliberalen Wettbewerbsföderalismus befinden, gönnt das Saarland dem „Konkurrenten“ Zweibrücken keine bessere Schienenverkehrsanbindung – und sabotiert dieses Projekt, wo immer es möglich ist!

Vor den letzten Landtagswahlen im Saarland als auch anschließend in RLP kam zumindest scheinbar etwas Bewegung in die festgefahrene Geschichte. Nachdem die von der saarländischen Regierung vorgeschobenen „Unklarheiten“ wegen der Neuverteilung der Regionalisierungsmittel als aktuelle Ausrede wegfielen, konnte man zumindest die nächsten formellen Schritte nicht mehr gänzlich umgehen.

Aber dafür kann man ja weiterhin auf Zeit spielen und alle Möglichkeiten der langsam mahlenden Bürokratie nutzen, um das Projekt weiterhin durch Nichtstun so effektiv wie möglich zu blockieren – abblasen und auf Eis legen ist da dann immer noch möglich. Der leidgeplagte „Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken“ dokumentiert seit Jahren Presseberichte zur Thematik; ganz aktuell wird die Rheinpfalz vom 15.12.2017 zitiert.

Nun liegt dem VRN also Ende 2017 immerhin mal ein Entwurf(!) einer „Planungsvereinbarung“ für die „Entwurfs- und Genehmigungsplanung“ vor. 🙄 Welcher natürlich erst einmal (ausgiebig) geprüft werden muss… :mrgreen:

Erst im Jahr 2020 soll das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden. Und eine Betriebsaufnahme stellt man für den Fahrplanwechsel im Dezember 2024 in Aussicht! Also in SIEBEN Jahren! Für eine knapp 7,5 km lange zu reaktivierende Eisenbahnstrecke (deren Gleise auf dem Großteil der Strecke noch liegen)…! 😯 Völlig ungeachtet dessen, wie viele Jahre man schon darüber debattiert! 😡 Rechnen wir dann die inzwischen üblichen Verspätungen oder auch den ein oder anderen Regierungswechsel hinzu – dann haben wir vielleicht schon 2026 oder 2028! Wer weiß – vielleicht hat man bis dahin ja schon das Beamen erfunden! 💡 Im Jahr 2015 wurde jedenfalls noch 2022 als spätester Termin genannt.

Bis dahin werden vorerst weiter nur die Regionalbahnen ein Mal je Stunde vom Zweibrücker Hauptbahnhof Richtung Pirmasens oder Saarbrücken fahren (siehe Beitragsbild). Wer von Zweibrücken nach Kaiserslautern will, muss weiterhin mit dem Bus (R 7) zum Homburger Hbf fahren. Oder den zeitraubenden Umweg über Rohrbach (Saar) oder Pirmasens Nord nehmen!

Bedarf es jedoch angesichts dieser beispielhaften „Hektik“ noch irgendeines weiteren Kommentares, wie ernst es allen Beteiligten (also auch der rheinland-pfälzischen Landesregierung) ist, Zweibrücken endlich eine bessere Bahnanbindung zu ermöglichen…!?

Die Frage ist, warum leider auch vermehrt die regionale Presse dieses offenkundige „Zeitspiel“ rechtfertigt – anstatt es deutlich zu kritisieren!?  😐 Wenn andere Projekte wirklich gewollt sind, dauert es eben keine 7 Jahre zwischen Planung und Verwirklichung. Die S-Bahn sollte daher spätestens im Jahr 2020 oder 2021 endlich auf der Schiene stehen!

2 Gedanken zu „Streckenreaktivierung im Schneckentempo“

  1. Die Realisierung der damals neu zu errichtenden Bahnline Queichtal/Schwarzbachtalbahn von Landau nach Zweibrücken, ehem. Kursbuchnummer 180, später 280, dauerte für die Gesamtstrecke der Bau der 2-gleisigen Strecke gerade mal von 1875 bis 1877 einschließlich Planung, Geländeerwerb, Trassierung, Bau der Bahnhofgebäuden, der Infrastruktur und den Betriebswerken. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Zwar existieren die heutigen Anforderungen wie Umweltverträglichkeitsprüfung etc. und die Widerspruchsmöglichkeiten sicherlich nicht, aber es zeigt wenn man ernsthaft gewillt wäre, bräuchten wir hier nicht zu diskutieren. Daß auch heute so etwas möglich ist, zeigen die Wiederinbetriebnahmen direkt nach der Maueröffnung.

    1. Hallo Günter, Danke für deinen Beitrag. Ja, es könnte auch heutzutage wesentlich schneller gehen, wenn man wirklich wollen würde. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit dann erneut Gründe herbeigezerrt werden, warum man das Projekt dann – „leider, leider“ – doch wieder begraben müsse…!

      Andererseits fehlt es halt auch am nötigen Druck aus der lokalen Politik als auch der Bevölkerung. Die Westpfälzer lassen sich grade in Sachen Bahn ohne jeden Widerspruch unheimlich viel gefallen.

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