Achja. Ich und meine lieben „Fahrradfreunde“ in meiner Nachbarstadt Zweibrücken. Freunde werden wir in diesem Leben wohl nicht mehr. Wie im gestrigen Beitrag erwähnt, habe ich kürzlich den Blog dieser Initiative entdeckt. Zuerst war die Kommentarfunktion nur für Menschen offen, die einen google-Account besitzen. Einer Bitte, diese Funktion auch für andere zu öffnen, wurde immerhin entsprochen. Nach nur wenigen Kommentaren muss ich jedoch feststellen, dass eine abweichende Meinung vor allem zum Thema „Radwege“ dort nicht wirklich erwünscht ist. Das passt zur vor allem von der grünen politischen Seite ausgehenden bewussten Ausgrenzung meiner radwegkritischen Ansichten.
Ich verweise hierzu auf die Kommentare zu einem Artikel über die Fruchtmarktstraße in Zweibrücken. Der Autor fragte sich, warum er in dieser Straße immer so viele Gehwegradler sehen würde. Ich beantwortete diese Frage damit, dass dies meiner Ansicht nach vor allem daran liege, dass viele Radfahrer sich eben nicht als vollwertige Verkehrsteilnehmer, sondern Verkehrshindernisse betrachten, die den „echten Verkehr“ nicht aufhalten möchten. Außerdem ist es ja auch „logisch“, dass dort viele entgegen der Einbahnstraße unterwegs sind. Ich sehe auch in sehr vielen anderen Straßen in Zweibrücken ständig viele Gehwegradler.
Doch was die Freigabe von Einbahnstraßen, eine Ausweitung von Tempo-30-Zonen, die Aufhebung von Verkehrsverboten (wie bspw. am Busbahnhof) oder auch die Öffnung der Fußgängerzone betrifft, habe ich bislang von dieser Initiative überhaupt keine Forderungen vernommen. Im Kern geht es immer nur um „mehr Radwege“. Das hat man mir dann auch in den Kommentaren bestätigt. Doch nicht nur das.
Herr Schneble, ich und wohl auch der Großteil unserer Initiative setzen auf ein Miteinander, nicht auf Besserwisserei und Provokation. Wir möchten MITEINANDER im Verkehr auskommen. Wir möchten die Menschen von den Vorteilen des Radfahrens überzeugen, nicht die Autofahrenden provozieren.
Ich tue mir (als einziger Diskussionsteilnehmer) eher schwer, den Vorwurf der „Besserwisserei“ und der „Provokation“ nicht auf meine Kommentare und somit meine Person zu beziehen. Letzten Endes zeigt vor allem der letzte Satz, was für ein Verständnis von „Verkehrswende“ in derartigen Initiativen, „Radentscheiden“, ADFC-Ortsgruppen usw. vorherrscht: Wer auf der Fahrbahn radelt oder sich dafür ausspricht, dass andere dies auch tun sollen, der „provoziert“ – nicht nur mit seiner physischen, den Verkehrsfluss hemmenden Anwesenheit – Autofahrer! Also den „echten Verkehr“. Man möchte den Kfz-Verkehr eben nicht einschränken – sondern in der Weise fördern, indem man Radfahrer auf miserable und gefährliche Ra(n)dwege verbannt. Das Thema Benutzungspflicht spielt nämlich in diesen Kreisen auch keine Rolle; da gilt dann: mitgefangen, mitgehangen.
Natürlich ist dieser Standpunkt (siehe auch die derzeitige, auf bewusst geschürter Todesangst aufbauende Corona-Massenhysterie) wieder nicht evidenz-, sondern rein gefühlsbasiert, denn es werden genau die Personen- und Altersgruppen (Frauen, Alte, Kinder) herangezogen, die auf „Radwegen“ ständig zu Tode gefahren werden. Wie zuletzt mal wieder in Hamburg.
Wird dann auch direkt vor der Haustür gefährliche, nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger behindernde, ausbremsende und auch rechtlich benachteiligende „Infrastruktur“ gebaut (wie derzeit in Ixheim), drückt man sich um eine Stellungnahme herum, weil einem eine ausführliche, verständliche Beschreibung und das eigene Vorstellungsvermögen nicht ausreiche, um sich hierzu eine Meinung zu bilden.
Zum Thema Winterdienste an der B 10 kam bislang auch kein einziges Wort. Der Autor fordert hingegen von mir „Akzeptanz“. Das ist besonders lustig, weil man mir diese „Akzeptanz“ schon von vornherein in der Weise verweigert hat, indem man mich und meine Ansichten bewusst außen vor gelassen hat.
Ich werde die Haltung, Radfahrer als zu marginalisierende „Verkehrshindernisse“ zu betrachten, niemals akzeptieren. Höchstens tolerieren. Das erwarte ich von der Gegenseite allerdings auch. Natürlich werde ich auch in Zweibrücken weiterhin gegen alles vorgehen, was dort vor allem in Sachen Benutzungspflichten falsch läuft. Ob das dieser Initiative passt oder nicht, ist mir völlig egal. Ich sehe das Rad nämlich als vollwertiges Verkehrsmittel. Und ich werde andere nicht für einen vermeintlich guten Zweck auf sich „sicher anfühlende Radwege“ schicken, auf denen sie dann totgefahren werden.
Update 30. April
Inzwischen amüsiert es mich, auf welche Art und Weise im „Nachbarblog“ mit sachlicher Kritik auch an mangelhafter journalistischer Arbeit umgegangen wird. Wenn ich nach einem q. e. d. für all das, was in der deutschen Radverkehrsaktivistenszene so alles grundfalsch läuft, gesucht hätte, hätte man mir aus Zweibrücken wirklich nichts liefern können, was besser hierfür geeignet gewesen wäre.
Hallo Dennis,
tja das Problem in unserem Land ist, dass Radfahrer jahrzentelang von der Fahrbahn gedrängt, bzw. gezwungen wurden. In vielen Köpfen hat sich die Einstellung verfestigt, kein gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer zu sein. Dazu kommt die psychologische Angst, auf der Fahrbahn wäre es gefährlicher für Radfahrer. Das bekommt man jetzt in ein paar Jahren natürlich nicht aus den Köpfen raus. Weder bei den Radwegradlern, noch bei Politikern oder Verbänden. Ich begrüße dein Vorgehen dagegen außerordentlich. Und ich hoffe, die wenigen Radfahrer, die sich aktiv beteiligen, und mithelfen dass Fahrradfahren sicherer wird, können das Umdenken zumindestens mit anschieben.
Viel Erfolg weiterhin.
Beste Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
das Problem ist, dass wir in dieser Sache ja eigentlich schon einmal weiter waren bzw. gewesen wären – wenn man die Leute insb. nach der Aufhebung der allgemeinen RwBp im Jahr 1997 denn auch zum Fahrbahnradeln erzogen hätte. Wir erleben vor allem unter der Führung des „gefühlsduseligen“ Bundes-ADFC, aber eben auch in vielen Städten auftauchender „Initiativen“ (die ich überwiegend im grünen Spektrum verorte; das Rad ist also eher nur ein Mittel zum umweltpolitischen Zweck…) in den letzten Jahren einen regelrechten Rollback zurück in die finstersten Zeiten.
Ich habe es hier in diesem Blog ja öfters angesprochen: Ich verstehe es einfach nicht, warum in dieser Szene empirisches / evidentes Wissen ausgeblendet – und einfach vor Angstgefühlen kapituliert wird? Warum wird so getan, als seien Ängste (wie jene Angst, mit dem Rad auf der Fahrbahn zu fahren) etwas unabänderliches? Doch anstatt diese Ängste zu bekämpfen, werden jene bedient und bekräftigt. Gerade der Bundes-ADFC scheint es ja als seine wichtigste Aufgabe zu betrachten, Menschen vorm Radfahren (ohne „Radweg“) gezielt Angst zu machen?