„Stadtradeln“ in Zweibrücken

Gestern ging es ja um die Pressefreiheit. Volker Pispers – ein Kabarettist, der maßgeblich zu meiner Politisierung beigetragen hat und den ich gerade in der aktuellen Zeit schmerzlichst vermisse, hatte sich unter anderem zum Journalismus im Allgemeinen mal so geäußert:

Das einzige, was an diesem Journalismus noch kritisch ist, ist sein Geisteszustand.

Kritischer Journalismus findet auch auf den unteren Ebenen nicht (mehr) statt. Das gilt beispielsweise auch für einen Artikel des Pfälzischen Merkurs über das „Stadtradeln“ in Zweibrücken.

Jener verkommt zur reinen umweltpolitischen PR, um die Stadt Zweibrücken als verkehrs- und umweltpolitisch progressiv, also in einem positiven Licht darzustellen. Das Artikel-Foto wurde übrigens von Herrn Pohlmann zur Verfügung gestellt (dessen Frau ebenfalls politisch aktiv und auch auf dem Foto zu sehen ist), einem grünen Stadtratsmitglied, mit dem ich mich vor längerer Zeit per e-mail ausgetauscht hatte. Aufgrund meiner (sachlich vorgetragenen) radwegekritischen Einstellung wurde ich jedoch auch in Zweibrücken zur persona non grata und bspw. auch nicht zur legendären Gehwegradeltour des städtischen Bau- und Umweltausschusses eingeladen. Den ebenfalls abgebildeten Oberbürgermeister Wosnitza hatte ich nicht nur wegen der gemeingefährlichen Benutzungspflichten, sondern auch aufgrund der unzähligen illegalen HBR-Routen mehrmals direkt und im Cc-Verteiler angeschrieben.

Immerhin – den direkt am Rathaus gelegenen Herzog- bzw. Goetheplatz hat man inzwischen freigegeben; das folgende Foto stammt vom 8. März diesen Jahres. Das lag eventuell wohl auch daran, dass ich bzgl. einer anderen Veranstaltung mein Erscheinen „angedroht“ hatte, um ein Foto zu machen, wie ein Haufen Radfahrer inkl. der politischen Amtsträger illegal vor dem Rathaus herumradele.

Bis heute habe ich jedoch vom OB keine einzige Reaktion auf meine Hinweise erhalten, vor allem nicht zur Kritik bezüglich des erbärmlichen Zustands seiner Straßenverkehrsbehörde, die quasi seit Jahren wegen einer dauerhaft krankgeschriebenen Leiterin ihre Arbeit nicht erledigt.

Zitat aus Wosnitzas Stadtradeln-Grußwort:

Das Fahrrad und ich waren eine Liebe auf den ersten Blick. Diese Liebe und erlosch schließlich mit 18, als das Auto in mein Leben trat.

Das Auto trat in sein Leben. So groß kann die Liebe ja dann aber doch nicht gewesen sein, wenn man seine alte Liebe sofort für etwas vermeintlich Besseres aufgibt.

Aufhänger des Artikels ist das sogenannte „Stadtradeln„. Eine seltsame Form von in erster Linie umweltpolitisch motiviertemWettbewerb“ (ohne den geht es in einer neoliberalen Leistungsgesellschaft eben nicht), um die eigentlich selbstverständliche Mobilitätsform Radverkehr zu pushen. Im Impressum erfährt man dann auch, dass das Stadtradeln vom „Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder | Alianza del Clima e.V.“ veranstaltet wird. Man will also „das Klima“ retten, wenn man für ein paar Tage / Wochen ab und zu mal aus der schweren Dienstkarosse aus- und auf das Fahrrad aufsteigt? Über diese verlogene, heuchlerische, grüne Erste-Welt-Scheinheiligkeit in Sachen „Klimaschutz“ werde ich demnächst auch mal einen ordentlichen Rant vom Stapel lassen. Letztlich muss bei diesem „Wettbewerb“ auch überhaupt nicht nachgewiesen werden, ob und wie viele km man überhaupt gefahren ist.

Natürlich tauchen auch beim „Stadtradeln“ die üblichen, heutzutage unvermeidlichen Forderungen auf:

Damit noch mehr Menschen dauerhaft vom Auto aufs Rad umsteigen, braucht es eine Radinfrastruktur, auf der sie schnell und sicher ans Ziel kommen.

Als wenn es irgendwo auf dieser Welt „Radinfrastruktur“ gäbe, auf der man schnell und sicher ans Ziel käme. In Ixheim tut man ja gerade wirklich alles, um Radfahrer auf dieser „Radinfrastruktur“ durch zahlreiche Vorfahrt gewähren auszubremsen und ihnen auch noch die Schuld zu geben, wenn sie vom Lkw zu Brei gefahren werden. Da landet man höchstens schnell und sicher im Krankenhaus bzw. in der Leichenhalle.

Der für Fahrbahnradler generell kein Verständnis aufbringen könnende, Radwegekritikern Besserwisserei und Provokation vorwerfende Nachbarblogger B. Lohrum ist als „Team-Captain“ natürlich auch mit von der Partie.

Gottlieb-Daimler-Brücke

Auch sonst sieht „Radinfrastruktur“ in Zweibrücken zum Beispiel so aus, wie auf der Gottlieb-Daimler-Brücke. Man darf im Zuge eines „Schutzstreifens“ direkt durch die Schlaglochpfützen fahren. Wie passend, dass auf dem großen, am weißen Haus angebrachten Plakat für das Zweibrücker Badeparadies u. a. mit „…eintauchen!“ geworben wird.

Anschließend macht die „Radinfrastruktur“ – warum auch immer, Platz ist ja genügend da – einen starken Schwenk nach links. Leider ragen die Leitschwellen aber direkt in die schmale „Fahrradspur“ hinein.

Hier noch besser zu erkennen.

Anschließend führt rechts ein weiterer „Schutzstreifen“ in Richtung Lützelstraße und ein neuerer „Schutzstreifen“ weiter durch die Alte Ixheimer Straße. Wo ein gewisser Gastronom immer sehr gerne parkt.

Im weiteren Verlauf wird man wieder mal entlang von Längsparkständen mitten in die Dooring-Zone geführt.

Keine kritischen Nachfragen

Doch auch hierzu erfolgen vom Pfälzischen Merkur, der offensichtlich kürzlich von der Saarbrücker Zeitung aufgekauft wurde, keine kritischen Nachfragen. Dabei habe ich mich mehrmals mit kritischen Hinweisen an die Redaktion gewandt.

Interessant ist noch, dass (offenbar ausschließlich) während des Zeitraums der Kampagne (30. August bis 19. September) die Meldeplattform „RADar!“ genutzt werden könne. Warum aber sollte die Zweibrücker Stadtverwaltung sich für auf diesem Weg übermittelte Mängelmeldungen interessieren? Das macht diese doch selbst bei direkten Meldungen an die zuständige Behörde seit Jahren eben nachweislich gerade eben nicht.

2 Gedanken zu „„Stadtradeln“ in Zweibrücken“

  1. Hallo nochmal,
    also in der Regel stimme ich mit vielem überein was du ansprichst. Aber dieser Schutzstreifen, diesen benutze ich sehr oft und er ist von der Einfahrt an der Ampel auf der Brücke bis vorne an die Kreuzung ehemaliger Kronprinz einwandfrei zu benutzen. Ich hatte nur einmal ein Problem als ein sog. Ruftaxi darauf parkte. Aber sonst sind die anderen Dinge die du angesprochenen Hast Kleinigkeiten. Sei nicht immer so pingelig. Man versucht ja anscheinend Änderungen herbeizuführen.
    Was den Kreisel in Ixheim betrifft, so finde ich die Verkehrsführung für Radfahrer als total misslungen da hasst du absolut recht. So etwas darf in einer Neuplanung nicht passieren.

    1. Du meinst den in der Alten Ixheimer / Landauer Straße? Das mag sein – doch wozu braucht es so ein Ding dann überhaupt? Letzten Endes suggeriert er, dass das Überholen mit weniger als 1,50 m okay wäre. Dabei ist es doch gerade das, was Infra-Fans so unheimlich stört?

      Kleinvieh macht auch Mist. Die „Radverkehrsplanung“ in Zweibrücken ist ein schlechter Witz, weil von Autofahrern (1. oder 2. Grades) gemacht. Den Vorwurf der „Pingeligkeit“ weise ich sowieso von mir. Die Zweibrücker Stadtverwaltung weiß von gravierenden, klar rechtswidrigen, gefährlichen und teils strafrechtlich relevanten Mängeln seit teils mehr als drei Jahren Bescheid. Sie tut überhaupt nichts. Vorsätzlich. Ohne Begründung; also außer, dass man sich vorm LBM in die Hosen scheißt. Und dass man auch überhaupt nicht gewillt ist, meine Hinweise und hinreichend begründeten Einwände zur Kenntnis zu nehmen, hat die einmal mehr eines Rechtsstaates vollkommen unwürdige Farce zum Ixheimer Kreisel gezeigt. Von der Art und Weise, wie die Grünen und andere radverkehrspolitisch Tätige meine Standpunkte ignorieren, ganz zu schweigen.

      Wenn du das so lange in der Intensität machen würdest, würdest du das auch nicht mehr so locker sehen. Das, was viele Verwaltungen da treiben, ist teilweise kriminell.

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